.Wer mag ihn nicht, den Liegestuhl? Wittgenstein jedenfalls mochte ihn. Er war das einzige Möbelstück in seinem Arbeitszimmer im Trinity College in Cambridge. Angeblich war das ein Beleg für seinen asketischen Lebenswandel. Ich hingegen sehe im Liegestuhl die ideale Lösung für das Problem, wie ich eine bequeme Sitzgelegenheit die schmale Treppe zu meinem Arbeitszimmer hinaufschleppen soll. Doch dass der größte Philosoph des 20. Jahrhunderts im Liegestuhl eine gelungene Übereinstimmung von Form und Zweck erkannte, sagt auch etwas über die vollkommene Nützlichkeit dieses Möbelstücks. Stellen Sie ihn sich vor: ein Stuhl, der so bequem ist, dass man darauf schlafen kann, und der, wenn er nicht benutzt wird, einfach weggetragen werden kann. Der Liegestuhl ist ein Symbol der Muße ad hoc, des kurzen Nickerchens, des spontanen Sonnenbads. Er spricht uns vom Meer, ganz gleich, wo er steht; wenn ich mich in meinem Arbeitszimmer darin ausstrecke, höre ich leise das Schreien von Möwen und, tiefer in meine Träume versunken, sogar die vergangenen Zeiten der Ozeandampfer, denen der Liegestuhl seine Existenz verdankt. Von irgendwoher tönt eine Glocke – Zeit, sich zu erheben und sich umzuziehen für das Abendessen am Tisch des Kapitäns... Fröhlich sein. Auf Bäume klettern. Sex am Morgen... Die besten Dinge im Leben kann man nicht kaufen. Davon sind die beiden englischen Autoren Tom Hodgkinson und Dan Kieran überzeugt. Und sie belegen dies in ihrem amüsanten „Buch der hundert Vergnügungen“. Auszüge aus „Das Buch der hundert Vergnügungen“ von Dan Kieran & Tom Hodkinson, mit freundlicher Genehmigung von Rogner & Bernhard GmbH & Co. Verlags KG, Berlin Illustrationen: von Stephanie F. Scholz
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