Eine Frage: woher kommt der Strom? Die Antwort ist gar nicht so einfach. Das wird einem beim Besuch des Donaukraftwerks Ybbs-Persenbeug bewusst. Dort werden gerade die riesigen Turbinen ausgetauscht. Ein besonderes Schauspiel... Wer das Licht zuhause aufdreht, den Kühlschrank öffnet oder sein Handy zum Aufladen ansteckt, macht sich keine Gedanken darüber, woher der Strom kommt. Der Strom ist einfach da. Punkt. Niemand hinterfragt die „Quelle unseres modernen Lebens“. Strom gehört heute einfach überall dazu. Er ist selbstverständlich geworden - am Weg zur Arbeit, in der elektrisch betriebenen U-Bahn oder Straßenbahn ebenso, wie in jedem entlegenen Dorf oder auf jeder Hütte in den Bergen. „Strom erzeugt sich aber nicht von selbst,“ schmunzelt Florian Seidl, Pressesprecher für Energieerzeugung bei VERBUND. Seidl deutet über das Gelände des ältesten Wasserkraftwerks Österreichs, Ybbs-Persenbeug. Quer über den Donaustrom reichen die beiden Enden des „riegelartig“ angelegten Kraftwerks. Darunter verbergen sich insgesamt sieben Turbinen, die und durch ihre Drehkraft Strom erzeugen. Es ist ein kalter, typisch grauer Wintertag im Februar, der wie ein Schleier über der Donau liegt. Nur wenige Arbeiter sind in den langen Gängen und großen Hallen zu sehen, schließlich leisten die Hauptarbeit zur Stromerzeugung die „Laufräder“. ![]() Ohne Computer und Big Data-Analysen, wurde im niederösterreichischen Ybbs-Persenbeug vor rund 60 Jahren ein Kraftwerkskonzept entwickelt, das auch heute noch modernen Standards entspricht. Wer von Nachhaltigkeit in der Wirtschaft spricht, kann sich hier ein Beispiel nehmen. „Nur mit Papier und Bleistift, wurde dieses Konzept entwickelt“, zeigt sich Florian Seidl (Foto links) von der zukunftsorientierten Ingenieurs-Kunst beeindruckt. Ebenso von der langen Lebensdauer dieser Maschinen: seit dem Kraftwerksbetrieb im 1960, waren die Laufräder 429.000(!) Arbeitsstunden im Einsatz. Sie haben Jahrzehnte, Technologieentwicklungen und viele Moden überdauert. Nun werden sie ausgetauscht. Nachhaltigkeit und „Fischwanderhilfen“. Stromerzeugung ist mit viel Aufwand verbunden, weiß Experte Florian Seidl. Vor allem Strom aus Wasserkraft. Dazu bedarf es der Errichtung und Erhaltung von Kraftwerken – immerhin betreibt VERBUND mittlerweile 127 Wasserkraftwerke in Österreich und Bayern. Dazu gehört auch eine fundierte, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Mitarbeiterausbildung. Und es braucht Renaturierungs-Maßnahmen rund um die Kraftwerke. „Wenn wir in die Natur eingreifen, müssen wir auch etwas unternehmen, damit es Mensch, Tier und Umwelt weiterhin gut geht,“ betont Seidl. Im Fokus stehen hier vor allem „Fischwanderhilfen“ sowie das Anlegen von Kiesbänken und -inseln, um den Fischen neue Lebens- und Laichräume zu schaffen. ![]() „Der Respekt vor den Wassermassen ist immer da“, sagt „Kraftwerker“ Roland Radinger (Foto links). „Auch noch nach vielen Jahren täglicher Arbeit“. Als die neue, 110 Tonnen schwere Wasserturbine langsam in die Luft gehoben wird, staunt auch der langjährige Mitarbeiter Radinger. Dort, wo normalerweise 3.000 Kubikmeter Wasser (oder 70.000 volle Badewannen ;-) pro Sekunde von 11 Meter Höhe auf die Turbine stürzen, ist heute alles leer. Es ist feucht, kalt, und an manchen Stellen hängen Eiszapfen. Die Aufzugskanzel, die einem auf den Grund 10 Meter unter den Wasserspiegel bringt, wirkt „spacig“. Man fühlt sich hier unten wie in einer anderen Welt. Als die neue, tonnenschwere Turbine über die Kraftwerksbrücke schwebt, ist das für alle Kraftwerker in Ybbs-Persenbeug ein besonderes Ereignis. Schließlich passiert so etwas nur alle 50, 60 Jahre. Zwar wird die Turbine etwa alle neun Jahre gereinigt und ausgebessert, doch den kompletten Austausch erlebt man in der Regel nur einmal in seinem Leben als Mitarbeiter. Wenn am Ende des sogenannten „Ybbs2020“-Projekts überdies 200 km neue Kabel verlegt, sowie Steuerung und Leittechnik verbessert worden sind, können 22.000 Haushalte mehr Strom beziehen. Auch in diesen Haushalten muss sich dann weiterhin niemand Gedanken machen, woher der Strom im Wohnzimmer kommt und kann in Ruhe das Licht aufdrehen... Web-Tipp: www.verbund.com/ybbs2020 Titelfoto: Kranfahrer Peter Fasching Fotos: Florian Seidl Text: Helmut Wolf
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