Freundschaft – heute wichtiger denn je. Zusammensitzen, über belanglose Dinge plaudern, lachen, einfach Zeit miteinander verbringen... Freunde gehören zum Leben, machen uns gesünder und glücklicher, betont Psychotherapeut Wolfgang Krüger... „Freundschaft, das ist eine Seele in zwei Körpern" Aristoteles „Wir haben als Menschen zwei Schwachstellen“, sagt Wolfgang Krüger. „Einsamkeit und Unsicherheit... Freundschaft ist für beides die beste Kur“. Krüger ist Psychologe und „Freundschaftsforscher“ in Berlin. Seit mehr als 30 Jahren beschäftigt er sich mit den Themen Freundschaft und Beziehung. Gerade in Zeiten der Corona-Isolation und erzwungenen Abstandhaltens zu vielen Mitmenschen, rückt die Freundschaft (wieder) ins Zentrum unseres Bewusstseins. Warum machen Freunde glücklich? Warum schaffen soziale Beziehungen mehr Zufriedenheit im Leben? Freunde sind wichtig. Das wissen schon die Kleinsten? Die ersten Freundschaften werden bereits im Kindergartenalter, ab etwa 3 Jahren, geschlossen. Allerdings haben solche Beziehungen oft noch wenig mit dem zu tun, was Erwachsene unter Freundschaft verstehen. Denn kleine Kinder sind naturgemäß sehr auf sich selbst bezogen. Dabei geht es eher um den „Lieblingsfreund zum Spielen“. Auch die Dauer der Freundschaften ist nicht mit den Beziehungen von Älteren vergleichbar. Weil Kinder noch nicht in der Lage sind, die eigenen Bedürfnisse zurückzustellen, kann es auch schon mal vorkommen, dass eine „Freundschaft" oftmals nur einen Nachmittag lang andauert. Aber auch in diesem kurzen Zeitraum kann Freundschaft viel positives bewirken... Wenn wir gute Freundschaften haben, sind wir erheblich selbstbewusster. Das hat eine Vielzahl an Studien ergeben“, sagt Krüger. Man ist gesünder, hat weniger Stress im Leben. „Gute Freundschaften sind ein wichtiger Glücksfaktor. Ja, Freundschaften können sogar unser Leben erheblich verlängern“, beruft sich der Freundschaftsforscher auf eine australische Studie. Im Vergleich zu Partnerschaften sind Freundschaften auch stabiler. „Herzensfreundschaften dauern in Deutschland im Durchschnitt 30 Jahre, länger als viele Ehen“, erzählt Krüger in einem „Zeit“-Interview. Menschen mit Angstzuständen und Depressionen sind in der Regel nicht in Freundschaftsbeziehungen eingebunden. Jene, die gute Freundschaften und Netzwerke haben, sind dagegen seelisch stabiler. Was ist das wesentliche Merkmal einer Freundschaft? „Das wesentliche Merkmal der Freundschaft ist Autonomie“, analysiert der deutsche Journalist Alard von Kittlitz. Sprich: Wahre Freundschaft entsteht in „freier Wahl". „In allen Definitionsversuchen - seit Aristoteles - ist die freie Wahl die Konstante“, so von Kittlitz. Wie wichtig Freundschaft für unser Leben ist, hat 2019 auch eine Studie des „Instituts Allensbach“ unter 23.000 Menschen in Deutschland ergeben. Bei der Frage „Was ist wichtig im Leben?“, war die Antwort von 85 % der Befragten: „Gute Freunde haben“. Mit 81 % folgte „Für die Familie da sein“. Und (erst) auf Platz drei: „Eine glückliche Partnerschaft“ (75 %). Nichts scheint den Menschen wichtiger zu sein als – die Freundschaft... Zoom, MS-Teams, WhatsApp, Skype... Wunderbare, digitale Kommunikations-Tools, die uns besonders in „Stay-at-Home“-Zeiten mit unseren Liebsten verbunden haben. Egal, an welchen Ort sie sich gerade befunden haben. Jedoch: Der Video-Call ist kein Vergleich zum „echten Treffen“ im Café, beim Abendessen oder beim Spaziergang im Park, bestätigen Psychologen. Die „körperliche Präsenz“ des Gegenübers, die Gestik, die Mimik, das Lächeln, die Hand auf den Arm... „spürbare Emotionen“, die virtuell nicht ersetzt werden können. Das wurde besonders in Zeiten der Selbstisolation bewusst, wo die sprichwörtliche „Nähe“ zum Anderen fehlte, trotz perfekter Übertragungsqualität am Bildschirm... Frauenfreundschaften, Männerfreundschaften... Die Psychologie unterteilt übrigens Freundschaften zwischen Frauen und zwischen Männern: Frauen, so die Experten, treffen sich gerne, um sich auszutauschen. Männer dagegen treffen sich eher, um gemeinsam etwas zu erleben. „Jede echte Freundschaft ist für mich verbunden mit der erneuerten Erkenntnis, dass sich die Welt auch vollkommen anders denken lässt“, umschreibt Alard von Kittlitz seinen „Freundschaftseffekt“. Ist Freundschaft gar eine Art „Liebesbeziehung“? Freunde tun in jedem Fall gut. Und wer es schafft diese guten Beziehungen aufzubauen, steigert damit sein Selbstbewusstsein und Wohlbefinden. Woran erkenne ich eigentlich gute Freunde? Psychotherapeut Wolfgang Krüger hat dafür drei Kernantworten: „Erstens, kann ich mit guten Freunden über „alles“ reden. Zweitens, kennzeichnet gute Freundschaften ein Gefühl der Verlässlichkeit - Motto: „Wenn die Hütte wirklich brennt, sind gute Freunde da – egal, um welche Uhrzeit ich anklopfe“. Und, Drittens: Ein guter Freund muss Geheimnisse bewahren können.“ Freundschaften haben meist ein ungenutztes Entwicklungspotential. Deshalb sollten wir mehr in sie investieren, meint Psychotherapeut Krüger. Besonders ein „vielfältiger Freundeskreis“ beinhalte enormes Entfaltungspotenzial. Vielfältige Freunde geben mehr Mut für Neues - und mehr Halt in schweren Zeiten. „Ein, zwei Herzensfreundschaften hat man normalerweise“, sagt Krüger. Und diese besonderen Freundschaften sollten gepflegt werden. „Mindestens ein bis zwei Stunden pro Woche“, empfiehlt der Psychotherapeut. Eigentlich nicht viel Zeitaufwand für eine Freundschaft, die oft ein Leben lang anhalten kann... Buch-Tipp: „Freundschaft - beginnen - verbessern – gestalten“ Autor: Wolfgang Krüger Umfang: 184 Seiten Erschienen bei: Books on Demand Fotos: Lauren Richmond, Helena Lopes, Omar Lopez / Unsplash; Pixabay, Lumentis Quellen: Die Zeit, Planet Wissen Text: Helmut Wolf
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