Fast 20 Jahre leben Beate Bokelmann und Marino Ammann nun auf Lefkada, einer griechischen Insel im Ionischen Meer. Beate kam 1995 sehr spontan mit einer sehr guten Freundin, die in Deutschland an Brustkrebs erkrankt war und ihr Leben grundsätzlich ändern wollte und Marino 1997 weil er gerade eine längere Beziehung beendet hatte und auch er eine tiefgreifende Wende in seinem Leben durchführen wollte. Beide kannten sie Lefkada von Urlauben und haben sich dann einige Jahre später auf der Insel kennen- und lieben gelernt und leben nun ihr ganz eigenes, selbstbestimmtes Lebenskonzept mit viel Zeit zum Leben. War euer Auswandern nach Lefkada geplant? Beate: „Nein, ich habe das gar nicht geplant – es war ganz spontan – mir war aber schon immer klar, dass ich aus Deutschland weggehen werde – ich hatte ja nichts zu verlieren. Ich bin in meiner Kindheit auf vielen Kontinenten aufgewachsen, meine Schwester lebt als Selbstversorgerin in Tasmanien, daher wusste ich, ich möchte auch mal am Meer leben – Australien, oder so. Doch dann kam Julia mit dieser Idee, hat hier ein Haus gekauft und ich war sofort dabei.“ Marino: „Bei mir war das schon etwas geplanter – nicht lange – doch als ich in Deutschland gesehen habe, dass ich mit meiner Ausbildung als Bauingenieur keinen Job bekommen werde und ich mich von meiner Freundin getrennt habe, habe ich mir zwei mal ein halbes Jahr Urlaubssemester genommen und gedacht ich fahr mal nach Lefkas und versuche dort nicht als Tourist sondern etwas länger zu leben. Ich habe zu Hause alles verkauft, mir einen Anhänger gekauft und alles draufgepackt – so das wichtigste – Werkzeugkiste und eine Waschmaschine, denn ich hab mir gedacht nachdem ich noch nie eine Waschmaschine bedient habe, kauf ich mir doch lieber eine in Deutschland dann habe ich eine deutsche Bedienungsanleitung und dann ging‘s los. Die Waschmaschine habe ich übrigens immer noch! Nach einem halben Jahr habe ich dann schon dieses Haus hier gefunden und gleich spontan gekauft. Es war viel zu tun, ich habe aber gleich hier gewohnt – es war schon sehr wild, aber ich hatte Wasser, Strom eine Toilette – und alles selbst hergerichtet – ich hatte ja Zeit.“ Wovon habt ihr in der Anfangszeit gelebt? Marino: „Ich habe alles gemacht – im Kafenion gearbeitet, bei einer Autovermeitung, am Flughafen und so weiter und jetzt halt das mit den Häusern.“ Beate: „Wir hatten ja das Guesthouse von Julia, das wir auch selbst hergerichtet haben, haben am Strand eine Cantina aufgebaut, eröffnet und dann jahrelang betrieben. Wir kannten uns ja gut, denn wir haben ja in Frankfurt schon zusammen gelebt und mussten dann aus unserer Wohnung raus – damals zu viel Party für den Vermieter – und sind dann hier her. Julia und ich waren also ein gutes Team. Leider hat sich ihre Erkrankung aber hier später fortgesetzt bis sie schließlich auch verstorben ist.“ Wovon verdient ihr heute euren Lebensunterhalt? Beate: „Marino und ich wurden eines Tages von Besitzern von Ferienvillen mit Pools angesprochen ob wir ihre Häuser verwalten könnten, da wir deutsch, englisch und griechisch sprechen. Wir starteten damals mit 3 Häusern und sind nun bei 13. Wir halten Villen im Stand und sorgen dafür, dass sie in der Saison, wenn die Eigentümer nicht da sind, an Gäste vermietet werden und regeln alles, was es da zu tun gibt.“ Marino: „Da gibt es natürlich einiges zu tun, doch wir sind in der glücklichen Lage alles was wir tun selbst bestimmen zu können. So bleibt uns viel Zeit zum Leben und das ist uns das wichtigste. In der Saison haben wir an den Besucherwechseltagen etwas mehr zu tun, dazwischen haben wir Freizeit. Von Oktober bis Mai haben wir Zeit für uns.“ Das heißt, Ihr lebt gewissermaßen davon den Besitz anderer zu pflegen und in Stand zu halten? Beate: „Genau, wir sorgen dafür, dass der Besitz anderer in Schuss bleibt und wir haben den Vorteil auch mit ganz wenig zufrieden zu sein, denn unsere Lebenszeit ist uns das wichtigste.“ Marino: „Wir leben vollkommen selbstbestimmt – wenn wir nicht wollen, können wir jederzeit den Tag ganz anders gestalten. Wenn Du viel hast, bist Du unfrei. Wir könnten auch noch mit viel weniger als wir jetzt haben glücklich sein.“ Gibt es unverrückbare Werte für Euch? Marino: „Klar – die Freiheit und Selbstbestimmtheit, die Zeit die wir füreinander haben und auch die soziale Eingebundenheit hier im Dorf. Es kann jederzeit sein, dass einer der Nachbarn hier hereinschneit und sich erkundigt, was man so macht.“ Beate: „Hier erlebt man es nicht so wie in Deutschland, wenn jemand anklopft und gerade das Essen serviert wird: Oje, das geht jetzt schlecht, wir sind gerade beim Essen – es ist umgekehrt: Komm rein, iss mit, wir haben genug für alle, wenn nicht dann machen wir noch mehr davon! Alle haben Zeit und auch wir haben Zeit, das ist der wichtigste Wert. Und – wenn wir hier so über die Insel fahren, sagen Marino und ich immer noch: sieh mal an, wie schön wir es hier haben. Wir lieben die Landschaft und die Menschen hier. Ich hab da auch mal einen weisen Spruch auf einer Karte bekommen der heißt: Lebenskunst ist es einen vollkommen nutzlosen Tag auf vollkommen nutzlose Weise zu verbringen. Wir brauchen nicht ständig Programm, wir brauchen auch nicht ständig Theater, oder Kino oder so – Wir beobachten Touristen hier, die das ganze Jahr kaum Zeit füreinander haben und dann hier bei Tisch sitzen und entweder geht erstmal der Krieg los, oder sie haben sich gar nichts mehr zu sagen. Wir genießen unsere Zeit und können auch noch was damit anfangen“ Marino lacht: „Wir sind 24 Stunden am Tag zusammen und sie schnackt und schnackt und schnackt …“ großes Gelächter „und ich schnack zurück“. Was würdet ihr jemandem raten, der mit seinem Leben unzufrieden ist? Beate: „Dann ändere es! Es sind immer nur faule Ausreden, wenn jemand immer nur sagt – ich würde ja so gern, aber – wenn ich das Haus nicht hätte, dann – wenn ich ungebunden wäre, dann – man muss einfach beginnen und einen ersten Schritt machen. Entweder du willst ein anders Leben führen, oder nicht.“ Marino: „Natürlich ist es nicht immer einfach – auch für uns war´s am Anfang nicht einfach, doch wenn man was verändern will, dann muss man es angehen.“ Beate: „Vielen ist es dann auch nicht wichtig genug, die reden immer nur, doch kommen nicht dazu es zu tun. Wenn du unzufrieden bist, und es dir wichtig ist, dann ändere dein Leben! Du hast es selbst in der Hand!“ Gedanken, die einen selbst zum Nachdenken über die eigene Lebenssituation bringen. Nach dem Gespräch luden Beate und Marino zu einem gemütlichen Grillabend ein. Es dauerte nicht lange, da gesellte sich ein befreundetes Paar der beiden zu unserer Runde dazu. Später beim Sundowner im wunderschönen, tropischen Garten von Beate und Marino klopfte die Nachbarin, brachte frische Zuccinis und Melanzanis aus ihrem eigenen Garten und setzte sich dazu. So einfach kann das Leben sein! Beate und Marino findet man unter www.villa-lefkada-lefkas.com Text und Fotos: Sascha Pölzl
1 Comment
Gabriela Zumkellet
7/18/2022 19:19:25
Liebe Beate! Lieber Marino! Ich bin in Pension nun, werde hier verkaufen, und will nach Lefkada/Poros. Ich würde, nachdem angekommen, schon gerne Aufgaben übernehmen, also Arbeiten übernehmen, für welche ich gebraucht werde. Vllt können wir uns treffen, um dies zu bereden. Beste Grüße, Gabriela, Tirol
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