„Unsere Kulturlandschaft würde es ohne die Honigbienen so nicht geben“, betont der gebürtige Steirer Anton Erlacher. Seit vielen Jahren engagiert er sich unermüdlich für den wirkungsvollen und nachhaltigen Bienenschutz. Ein Gespräch über Bienen in New York und blütenreiche Lebensräume... „Auf den begrünten Dächern von Manhattan haben sich die Bienenvölker prächtig entwickelt“, erinnert sich Anton Erlacher (52). Rund 30 Jahre war Erlacher in Amerika, Deutschland und vielen anderen Ländern unterwegs. Er hat in Manhattan eine Kunsttischlerei geführt und Blockhäuser im nördlichsten US-Bundesstaat Maine gebaut. Die Liebe zu den Bienen hat ihn seit seiner Kindheit ein Leben lang begleitet. „Samenbomben“ in New York. Schon vor Jahrzehnten gab es Stadtimkerei im Großstadtdschungel von New York, erzählt Bienenliebhaber Erlacher. Es gab eine starke, grüne Bewegung in der Stadt und auch die aktionistischen „Samenbomben“ sind im „Big Apple“ entstanden. Nach vielen Jahren in den USA kehrte Anton Erlacher mit seiner Frau Lena im Jahr 2010 wieder nach Österreich in die Weststeiermark zurück. „Wir dachten die Welt sei in Österreich für die Bienen noch in Ordnung“, zeigte sich Erlacher schockiert. „Doch das Gegenteil war der Fall.“ Vor allem das rapide Verschwinden der ehemals artenreichen Blumenwiesen wurde ihm bei jedem Spaziergang oder Ausflug ins Grüne immer bewusster. Immer häufiger fiel sein Blick auf flächendeckende Monokulturen und „grüne Wüsten“, die durch den hemmungslosen Einsatz von Pestiziden leblos und farblos geworden waren. Immer seltener bekam er eine Honigbiene zu sehen... „Der Bienenschutzgarten“. Kurz nach seiner Rückkehr aus den USA nach Österreich hat er gemeinsam mit seiner Frau den gemeinnützigen Verein „Der Bienenschutzgarten“ gegründet. Der Verein engagiert sich für einen wirkungsvollen und nachhaltigen Bienenschutz – Stichwort: „wesensgemäße Bienenhaltung und Errichtung von intakten Schutzlandschaften“. „Das Überleben der Honigbiene ist in vielen Ländern bedroht - auch in Österreich“, betont der 52jährige. Seine eigenen Bienenvölker muss er immer häufiger im Sommer füttern, um sie vor dem Verhungern zu retten. Viele Bienen zeigen zudem immer wieder Zeichen von Vergiftung durch Insektizide. Leben in „Bienenwiegen“. „Die Behörden meinten zuerst, es gibt überhaupt kein Bienensterben“, erzählt Anton Erlacher von der Gründungsphase des Vereins Bienenschutzgarten. Durch viel persönlichen Einsatz hat der Verein schließlich den Status eines anerkannten Naturschutzprojektes erhalten. In den Jahren seit der Gründung hat die Bienenschutz-Plattform richtig an Fahrt aufgenommen: der Verein gibt regelmäßig Seminare und Workshops für „wesensgemäße Bienenhaltung“, und über die Landesgrenzen hinaus bauen Kursteilnehmer gemeinsam sogenannte „Bienenwiegen“: den Völkern, die in diesen Wiegen leben, wird - wenn überhaupt - nur Honig für den eigenen Bedarf weggenommen. „Projekt Blühende Landschaft“, lautet ein weiterer, wichtiger Schwerpunkt des Vereins Bienenschutzgarten. Ziel dabei ist es, blütenreiche, pestizidfreie Lebensräume zu schaffen, in denen die Honigbiene wieder ausreichend Nahrung finden kann. „Es geht vor allem um Bewusstseinsbildung“, betont Anton Erlacher. „Viele Menschen glauben, dass die Welt mit all den schönen, grünen Gärten in Ordnung ist. Aber weder die Biene noch andere wilde Bestäuber können am englischen Rasen überleben.“ Gutes Bienenleben in der Stadt? „Wenn wir die Honigbiene verlieren, bricht das Fundament einer für uns gesunden und damit überlebenswichtigen Nahrungsproduktion zusammen“, zeigt sich Erlacher besorgt. „Nicht nur auf dem Apfelbaum wird dann nichts mehr oben sein.“ Interessanterweise geht es der Honigbiene inmitten der Stadt am besten. Am Stadtrand oder am Land dagegen steigt die Pestizidbelastung wieder an und das Futterangebot verringert sich dramatisch. Der Trend zum „Urban Gardening“ sei da durchaus positiv, sieht Bienenexperte Erlacher die Krise durchaus auch als Chance. Inzwischen wird in vielen Städten mit der Begrünung von Hinterhöfen und brachliegenden Stadtflächen richtiggehend Bio-Diversität geschaffen. „Wir Konsumenten haben die Macht dazu, einen positiven Wandel herbei zu führen“. Das beginnt schon damit, wenn wir Produkte konsumieren, die gut für uns und die Umwelt sind. „Jeder kann dabei mitmachen“.
Biene als Vorbild. „Die Bienen machen es uns seit Millionen von Jahren vor, wie gut Gemeinschaft funktionieren kann. Sie schaffen als Gemeinschaft wirklich Unglaubliches. Das sollte auch Vorbild für uns Menschen sein...“ Web-Tipp: www.bienenschutzgarten.at Motive: die Bienen-Gemälde stammen von der Künstlerin Cäcilia Falk, die Etiketten für eine limitierte Anzahl von Bienenschutzgarten-Honiggläser gestaltet hat. Helmut Wolf Der Text ist auch in der „Freude“-Ausgabe 06 von Sonnentor erschienen.
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Renate Steiner
5/23/2019 09:52:15
"Bienenkrankheiten aus ganzheitlicher Sicht"
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