Electro-Swing, Balkan-Beats, Country-Klänge, irische Klänge, HipHop, hundertfünfzig Gastmusiker, vierzehn verschiedenen Sprachen... Ulf Lindemann alias [dunkelbunt] verbindet in seinen Songs vielfältige Klänge und Kulturen und formt daraus musikalische Reisebilder, die den Zuhörer zum Tanzen und Träumen einladen... Ein „würziges“ Gespräch! „Jedes Gewürz hat ein Instrument“, betont Ulf Lindemann alias [dunkelbunt]. Die Zutaten stammen aus Irland, Schweden, Indien, Spanien, Hawaii... Als musikalischer Weltreisender ist das Spektrum seiner Klänge entsprechend würzig und mit vielfältigen Ingredienzien angereichert. Zu jedem Musikalbum wird auch eine eigene Gewürzmischung komponiert. Auch für die aktuelle CD „Mountain Jumper“. Im nachfolgenden Interview erzählt der 1979 in Hamburg geborene Produzent, Pianist, und DJ [dunkelbunt] warum gute Musik die Kraft hat unser Leben positiv zu verändern und als Quelle für Inspiration und Neugier gilt... Lieber Ulf, der Philosoph Friedrich Nitzsche hat einmal gesagt: „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“. Stimmt das? Ja, klar. Ich habe ja sehr viel mit Musik zu tun. Sie war und ist neben meiner Familie alles für mich. Zwischenzeitlich sogar Betäubungsmittel, Lebensgrund, Psychiaterin, dann Coach und Lehrerin... Später auch meine Reiseagentur, sie hat mir praktisch die Welt gezeigt, da ich auf den Flügeln meiner Musik (durch meine Auftritte) die Welt bereisen darf. Aber auch materiell: sie ernährt mich und meine Familie und ich kann mich kringeln vor Lachen dass die Tränen fließen... Wann hast du gewusst, dass Musik dein Leben bestimmen wird? Ungefähr mit fünfzehn Jahren. Nur wusste ich nicht in welchem Ausmaß. Ursprünglich wollte ich nach der Schule Umwelt- und Energiesystemtechnik studieren, um den Energiebedarf der Menschheit in eine „der Welt verträglichere Bahn“ zu lenken. Von einigen schweren familiären Schicksalsschlägen getroffen, wurde Musik mein Netz, das mich auffing. Irgendwann merkte ich, dass ich nicht nur für mich, sondern auch für andere Leute etwas gemacht habe aus dem sie Kraft schöpfen können. Etwas das ihnen Energie und Lebensfreude gibt. Heute fühle ich mich als ein Botschafter zwischen den Kulturen und als Medium, das den Menschen via Musik Harmonie, Inspiration und Neugier aufs Leben und ihre Mitmenschen gibt. Deine musikalischen pendeln irgendwo zwischen Mitteleuropa, den Balkan und dem Orient. Bedeutet für dich Musik machen auch „Grenzen erweitern“, kulturelle Brücken schlagen? Ja! Beim (CD-)Auflegen komme ich mir manchmal vor wie ein Lehrer in einer Schulklasse. Ich spiele zwischendurch bewusst auch „schwierige“ Musik, die durch ihre Fremdartigkeit nicht gleich ins Ohr geht. Ich nehme dabei gerne in Kauf, dass sich die Tanzfläche etwas lichtet. Manche Dinge brauchen Zeit bzw. erreichen nicht die breite Masse. Aber ich berühre lieber einige Wenige tief in ihrer Seele, als Viele nur oberflächlich. Viel wichtiger ist mir, dass Musik ihrer Umgebung gerecht wird. Wenn ich draußen auf einem Boot auflege, passe ich mich der Stimmung der Natur, der Weite an. Wenn das Soundsystem keinen Bass hat, dann lege ich keine Bassmusik auf. Fakt ist: Musik lässt den Geist reisen, damit erweitern sich immer Grenzen... Zu jeder neuen CD komponierst du auch eigene Gewürzmischungen. Es gib eine eigene „dunkelbunt“-Wein Edition. Bei deinen Auftritten reicherst du die Luft mit Düften an. Möchtest du dein Publikum „verführen“, zu mehr Sinnlichkeit, zu mehr Lebensfreude, zu mehr Liebe...? Ja, klar. Aber auch hier ist es weniger ein Konstrukt fürs Publikum als für mich selber. Ich mache alle diese Dinge täglich zu Hause. Also nehme ich es natürlich auch mit auf die Bühne oder gebe sie zu den CD und Schallplatten dazu. Mir bereitet es Freude diese Dinge zu teilen, einfach weil sie sich so gut anfühlen. Und: es ist natürlich ein schönes Gefühl, wenn ich merke, dass ich damit Leute positiv beeinflusse und sie glücklich werden. Das ist ja auch eine Form der Liebe. Welche Musik empfiehlst du, wenn es grau und nebelig ist? Und welche Musik empfiehlst du, wenn die Sonne scheint? Uiii. Bei solchen Fragen finde ich den Wald vor lauter Bäumen nicht. Eine Scheibe, die ich bei Nebel und Sonne hoch und runter höre, ist: „Dimanche a Bamako“ von „Mariam et Amadou“. Oder auch die neue Platte „The Moony Sessions“ von „Mela“.. Hat gute Musik die Kraft unser Leben positiv zu verändern? Auf jeden Fall! Vorausgesetzt man ist dafür gerade empfänglich. Mir persönlich hat Musik sehr viel geholfen. Manchmal ging es ums blanke Überleben... Durch bloßes musizieren oder Musik hören habe ich mich von Moment zu Moment gehangelt. In eine Parallelwelt voller schöner Farben und Klänge eingetaucht: alleine deswegen lohnt es sich zu Leben. Eine Melodie hat mich oft binnen Sekunden harmonisiert: von sauer auf gut gelaunt. Dein persönliches Lebenskonzept? Bescheidenheit. Empathie. Nächstenliebe. Raus aus dem Rad. Eigenständig und selbstbestimmt Leben. Viel Natur. Gut Essen. Weniger ist mehr. Kein Internet auf dem Telefon. Tagträumen. Immer wieder müßig gehen. Kein Fernsehen. Freimachen von gesellschaftlichen Zwängen. Nicht predigen sondern durch tun inspirieren. Deine Lieblingsmusiknummer? Die Amseln am frühen morgen... Sound-Tipp: Video-Tipp:
Interview: Helmut Wolf
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