Wie zeitgemäß ist die Schulschiwoche? Rund um Klimawandel und Umweltzerstörung. Die „Klimaschule Nationalpark Hohe Tauern“ bietet eine nachhaltige Alternative: Gemeinsam mit Nationalpark-Rangern werden globale Zusammenhänge anhand regionaler Beispiele veranschaulicht... Spaß- und Wissensfaktoren inklusive! Die Bilder aus Kitzbühel sind um die Welt gegangen. Bereits im Oktober startete das „beste Skigebiet der Welt". Bei Sonnenschein und fast 20 Grad. Fast unwirklich erstrahlt das „weiße Schneeband“, das sich über die grünbraunen Wiesenhänge des Resterkogels (1.894 Meter) zieht. Während die ersten Schifahrer mit Helm und Schianzug hinunter wedeln, sind Wanderer und Mountainbiker noch mit kurzärmeligen Shirts unterwegs. Geworben wird in „Kitz“ mit „Schneesicherheit von Oktober bis Mai" und mit „unberührter Natur". Aber: bleibt die Natur davon wirklich unberührt? Und: sind die ökologisch verträglichen Grenzen nicht schon (weit) überschritten worden? „Respekt vor Natur geht verloren“. „Die Fotos zeigen eindrücklich, dass der Respekt vor der Natur im Wintertourismus immer weiter verloren geht", kritisiert Josef Schrank vom WWF Österreich die Bergbahnbetreiber in Kitzbühel. Die Tiroler Grünen haben für diese Art von (Winter-)Tourismus gar die „Eiserne Brechstange“ ausgerufen. Einen „Preis für Touristiker, die sich durch besonders umweltschädliches Verhalten auszeichnen“. Und auch eine Reihe von Wissenschaftlern schlagen Alarm: „Viele Tourismuskonzepte in den Alpen sind heute aus Klimagründen völlig unrealistisch geworden“, meint etwa Landschaftsökologe Christian Baumgartner. Der Alpintourismus werde sich verändern müssen, so Baumgartner. Das Tourismuskonzept Schifahren als alleiniges Zugpferd, wie noch den 1970er- und 80er-Jahren, wird in den nächsten 10 bis 20 Jahren nicht mehr funktionieren. Hier brauche es „regional unterschiedliche Konzepte“. Der vormalige Breitensport Schifahren wird zunehmend hinterfragt. In Zeiten globaler Erderwärmung und Umweltzerstörung, nicht verwunderlich. Gerade im Alpenraum wird die überdurchschnittliche Temperaturerwärmung besonders deutlich spürbar - und sichtbar. Naturgefahrenforscher Karl Kleemayer sieht im rasanten Gletscherschwund den verlässlichsten Indikator für den Klimawandel. „Je kürzer die Schneedecke liegt, je kleiner die Gletscherfläche, desto wärmer wird es“, umschreibt Kleemayer den „Rückkoppelungseffekt“. In den vergangenen 100 Jahre hat sich die Durchschnitttemperatur in den Alpen um 2 Grad erhöht. Kleemayer rechnet in den kommenden 40 Jahren noch einmal mit einer Erwärmung um 2 Grad. Schifahren wird zukünftig nur mehr in besonders hohen Lagen möglich sein. Hier braucht es „entsprechende Anpassungen im Wintertourismus“. Auch der Schulschikurs steht in der Debatte. Nicht nur wegen der Preiserhöhungen für Liftkarten und Schiausrüstung oder der aufwendigen Organisation. In Zeiten engagierter, junger Klimaaktivisten und globaler Schülerbewegungen wie „Fridays for Future“, begegnen immer mehr Jugendliche dem Schisport mit Skepsis. Schon heute können viele Alpengebiete, wo die Schulschiwoche stattfinden, nur mehr mit viel Energie- und Ressourcenaufwand betrieben werden. Viel zu warme Winter erfordern immer mehr Schneekanonen und Infrastruktur, wie Speicherteiche, Leitungssysteme zu Pisten, Beschneiungsgeräte usw. Alleine in Österreich stehen rund 21.000 Schneekanonen. Diese decken 70 % der Schigebiete ab. Die meisten liegen unterhalb der Gletschergrenze - und genau in diese Gebiete führen die Schulschikurse. Deren Betriebe brauchen die Einnahmen, um wiederrum ihre Schneekanonen und Beschneiungsanlagen zu finanzieren... Ein Teufelskreis. Die „Verbund Klimaschule Nationalpark Hohe Tauern“ geht seit fast 10 Jahren einen gänzlich anderen, nachhaltigen Weg: „Ohne erhobenen Zeigefinger“ wird Schülern Wissen und Kompetenz in Sachen Klima und Klimawandel vermittelt. Schulen der Nationalparkbundesländer Kärnten, Salzburg und Tirol haben dabei die Möglichkeit, eigens dafür ausgebildete Nationalpark-Ranger kostenlos an ihre Schule zu holen. Bis zu vier Tage unterrichten die Ranger direkt in der Klasse. Dabei stehen Themen am Programm wie: Gletscherschwund, das fortschreitende Auftauen der Permafrostböden oder die Folgen des Klimawandels in den Alpen - und weltweit. Sowohl im Sommer als auch im Winter werden zu jedem Themenbereich Experimente bzw. Outdoor-Aktionen durchgeführt. Mit dem Online-Lernportal „klima.schule" können die Inhalte der „Klimaschule“ seit 2018 auch selbstständig - als Einzelperson oder Klasse - absolviert werden. Mit anregenden, spielerisch aufbereiteten Videos, Bildern und Texten, sollen möglichst viele 10 bis 14jährige Klimaschützer im deutschsprachigen Raum Online erreicht werden. Interessierten können auf der Web-Plattform ihr Wissen rund um Klima und Klimaschutz erweitern. Lehrerinnen und Lehrer sind eingeladen, die neuen Medien in den Unterricht einzubauen: Unterrichtende können etwa ihre Klasse anmelden, einzelne Module gemeinsam mit der Klasse besprechen und die Bewältigung anderer Module als Hausaufgabe aufgeben. Schulen aus Kärnten, Tirol und Salzburg, können den Unterricht mit dem Ranger mit dem Absolvieren des Online-Lernportals kombinieren. Die Folgen des Klimawandels sind im Gebirge besonders deutlich erkennbar: Der Rückgang der Gletscher, das Auftauen von Permafrostböden, der vermehrte Steinschlag.. Das alles sind Herausforderungen und Realität. Ebenso wie der Umstand, dass der Mensch einen Beitrag zu diesem Klimawandel leistet. Gleichzeitig gibt es aber auch Chancen und Möglichkeiten Klima und Natur zu schützen – jeden Tag, bei ganz alltäglichen Entscheidungen – oder eben auch in der Schule. Mehr Klimaschulen braucht die Welt... Infos KLIMASCHULE IN DER KLASSE In den Nationalpark-Bundesländern Kärnten, Salzburg und Tirol fungieren Ranger des Nationalparks Hohe Tauern als Lehrerinnen und Lehrer. Gemeinsam mit den Schülern gestalten sie einen auf die Schulstufe abgestimmten Projektunterricht. Das Angebot umfasst: 4 Unterrichtstage, zu je 4 Stunden – und ist für Schüler (ab der 4. Klasse Volksschule) kostenlos. Der Schwerpunkt liegt auf der praktischen Umsetzbarkeit des Lehrinhaltes. Als Ziel gilt es: Bewusstsein zu schaffen für klimatische und ökologische Zusammenhänge. Seit Gründung der Verbund Klimaschule des Nationalparks Hohe Tauern im Jahr 2010 wurden bereits mehr als 20.000 Schüler erreicht. Web-Tipp: http://klima.schule Fotos: Die Grünen Mittersill, SZ, Verbund Quellen: Süddeutsche Zeitung, Ö1 Text: Helmut Wolf
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