Ein „Stück aus dem Meer“ auf der Hand? Das deutsche Start-up „Bracenet“ verarbeitet alte Fischernetze zu stillvollen Armbändern. Und zeigt, wie gut sich Mode und Umweltschutz „verknüpfen“ lassen. Eine Reportage! Beim Tauchen im Meer kann einem schon so manch’ ungewöhnlicher Müll entgegen schwimmen. Auch Madeleine von Hohenthal und Benjamin Wenke ging es so. Die beiden Deutschen waren vor drei Jahren an der ostafrikanischen Küste auf Urlaub. Beim Tauchen „schwebte“ ihnen nicht nur der übliche Plastik- und Kleinmüll entgegen, sondern auch alte Fischernetze. Ob diese Netze unabsichtlich verloren gegangen oder „entsorgt“ wurden, war nicht ganz klar. In jedem Fall war es die Initialzündung für die Idee des Sozialunternehmens „Bracenet“... Aus alten Fischernetzen Armketten machen? Warum nicht, dachten sich die beiden Hamburger Hohenthal und Wenke. Eine Reihe von Firmen verarbeiten die Kunststoffnetze zu Teppiche oder Sonnenbrillen. Wieso also nicht auch Armketten daraus fertigen - und damit ein stilvolles Zeichen für Umweltschutz und Nachhaltigkeit setzen. Schon bald nach ihrem Tauchurlaub gründeten sie „Bracenet“ und nahmen Kontakt mit internationalen Meeresschutzorganisationen wie „Healthy Seas“ und „Ghostfisher“ auf. Gemeinsam mit deren Taucher-Teams werden die alten Fischernetze seither aus den Weltmeeren geborgen, vom norwegischen Unternehmen „Nofir“ gereinigt - und von Bracenet schließlich zu Armschmuck verarbeitet. „Geisternetze“. So werden die alten Fischernetze aus Kunststoff genannt, die überall in den Meeren der Welt herumtreiben. Nach Angaben von „Greenpeace“ landen jährlich bis zu 25.000 Fischernetze in den europäischen Meeren. Alleine in der Ostsee sind es 5.000 bis 10.000 Netze und Netzteile, die laut einer WWF-Studie jedes Jahr „verloren gehen“. Die Geisternetze treiben als Plastikmüll umher, sinken auf den Meeresboden und werden zu tödlichen Fallen für Meeresbewohner. Das Plastik der Netze zersetzt sich dann nur sehr langsam. Größere Plastikstücke und -teile werden immer kleiner und feiner – werden zu „Mikroplastik“. Über Meerestiere gelangen diese Mikroteilchen schließlich auch in die menschliche Nahrungskette... „Gemeinsam mit den Meeresschutzorganisationen wollen wir die Befreiung der Ozeane von Geisternetzen vorantreiben und öffentlich auf diese verborgene Gefahr aufmerksam machen“, umschreiben Madeleine von Hohenthal und Benjamin Wenke die Kernphilosophie von Bracenet. Ziel sei es, so die beiden Upcycling-Spezialisten, die Errichtung einer Kreislaufwirtschaft zu etablieren. Und damit jeder Träger der nachhaltigen Armketten auch weiß, woher sein Schmuckstück stammt, wird jedes Accessoire mit entsprechender Herkunftsregion und Nummerierung versehen. Die Ketten lauten dann: Red Sea/Rotes Meer, Atlantic/Atlantik, Pacific/Pazifik, Adriatic Sea/Adria... Alle Produkte sind Fairtrade produziert und zertifiziert. Zehn Prozent des Verkaufs gehen an die Partnerorganisationen.
„Bracenet ist mehr als nur ein Armband“, betont Madeleine von Hohenthal. „Es ist ein persönliches und einzigartiges Statement für den Schutz unserer Weltmeere. Denn: jedes Bracenet mehr, bedeutet ein Stück Geisternetz weniger.“ Aber nicht nur Armketten lassen sich aus den Netzen fertigen. Ein großer Teil der Netze wird zudem in hochwertiges Nylongarn umgewandelt, Grundlage für die Herstellung neuer Produkte wie Socken, Bademode oder Teppiche. Wie auch immer: Ein „Stück Meer auf der Hand zu tragen“ und damit etwas zum Umweltschutz beitragen, ist schon ein besonderes Gefühl... „Save the Seas. Wear a net“. Ein schönes Motto für den kommenden Sommer... Web-Tipp: www.bracenet.net Fotos & Quelle: Bracenet, NDR Text: Helmut Wolf
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