Die „Kochgenossen“. Eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten. Seit mehr als 15 Jahren wird gemeinsam gekocht, gegessen und gereist, um verschiedene Kochtechniken und kulinarische „Glaubenssysteme“ zu erforschen. Reportage! „Gutes Essen erkennt man unter anderem daran, dass es auch gut schmeckt, wenn es im Kochtopf serviert wird“ Die Kochgenossen Essen dient nicht nur der Ernährung allein. Es ist auch ein Zeichen von Macht und Ausdruck des sozialen Status. Gerade heute. Viele „Hauben-Restaurants“ bedienen ein Publikum, dem es vor allem darum geht, mit teurem und originellem Essen ihren Status zu unterstreichen. Dort wird viel Geld bezahlt, da darf nichts einfach oder banal sein. Alles muss außergewöhnlich und originell sein: aufwändige Tischkultur, luxuriöses Ambiente und vor allem hohe Preise können aber ganz gewaltig vom eigentlichen Schmecken und Geniessen ablenken... „Gutes Essen hat nichts mit Luxus zu tun", lautet der erste Punkt im „Manifest“ der „Kochgenossen“. Die in Wien angesiedelten Koch- und Ess-Gemeinschaft sieht vor allem in der Authentizität die wahren „Basiszutaten“ guten Essens. Egal, ob in Italien, Indien oder Österreich. Seit über 15 Jahren sind die Kochgenossen auf der Suche nach authentischen Kochtechniken, Rezepten und kulinarischen Glaubenssystemen. Man trifft sich zum gemeinsamen Kochen, man isst gemeinsam, geht gemeinsam auf (kulinarische) Reisen und dokumentiert die (Geschmacks-)Erlebnisse. Was wirklich zählt, ist das wahre Geschmackserlebnis der Speisen - und deren Befreiung von Statussymbolen, heißt es bei den Kochgenossen. Dabei sind es erstaunlich oft die ganz einfachen Gerichte, die der „Haute Cuisine“ haushoch überlegen sind. Das wunderbare Geschmackserlebnis des einfachen Essens manifestiert durch handwerkliche Raffinesse und über Generationen gewachsenem Wissen der Gerichte. „Die Küche der armen Leute", so die Kochgenossen, „ist die wahre Quelle des guten Kochens!". Was als besonders delikat und prestigeträchtig gilt, hat mehr mit Verfügbarkeit und Preis, als mit dem tatsächlichen Geschmack der Speise zu tun. Luxusspeisen, wie Austern oder Flusskrebs, waren vor nicht allzu langer Zeit noch absolute Billigware, während beispielsweise Zucker oder Gewürze vor einigen hundert Jahren noch als extrem luxuriös und teuer galten. „Genießen statt Fürchten" ist ein weiteres Stichwort. „Statt die Auswahl an Nahrung durch Verzicht und Ausgrenzung zu verringern, wollen wir es im Gegenteil erweitern - und alle Möglichkeiten zulassen“, betonen die Kochgenossen. Kein Inhaltsstoff ist per se böse oder schädlich - es kommt nur auf die Dosierung an. Ein blinder Glaube an Speisetabus, vermeintliche Ratgeber und verstörende Medienberichte sei kein zielführender Weg. Im Grunde gibt es nur eines, was es zu vermeiden gilt: einseitige Ernährung. Auf persönliche Vorlieben und gesunden Appetit auf das, was der Körper wirklich braucht, soll geachtet werden. Kochen – das Gegenteil vom virtuellen Internet. Kochen als Ausdruck der Selbstbestimmung: Kochen ist durch und durch „tatsächlich“ und real. Es ist das Gegenteil des Virtuellen: Kochen ist kreieren, gestalten, und nicht einfach konsumieren, wird betont. In einer Welt, die immer mehr durch Fremdbestimmung determiniert wird, ist es wichtig, seine kleinen Freiräume und Selbstgestaltungsmöglichkeiten zu kennen und diese zurückzuerobern. Kochen ist für die Kochgenossen aber auch Zeichen der Identität - und somit ein wichtiger Beitrag zur Überwindung der Angst gegen das Fremde: „Wenn man die Speisen einer anderen Kultur liebt und versteht, dann kann man sie nicht mehr verachten oder hassen.“ „Wir versuchen authentische Kochsprachen zu lernen, zu verstehen - und weiterzugeben“, sehen die Kochgenossen auch einen gesellschaftlichen Bildungsauftrag. Dafür besuchen sie Profis aller Art: Köche, Spezialistinnen, Straßenküchen, Produktionsstätten, Restaurants, Märkte - und natürlich auch die „kochmeisterlichen“ Omas und Opas dieser Welt. Gespräche sind die Basis. Meist wird gefilmt und fotografiert, um möglichst viele Details und feine Nuancen aufzuzeichnen, die für die kochende Person vielleicht selbstverständlich, aber beim Nachkochen essentiell sein können. „Wenn du die Welt verändern willst, dann koche!“ Und wenn dann wieder nach der regelmäßigen, gemeinsamen „Koch-Session“ gefachsimpelt, analysiert und gut gegessen wird, dann freut man sich des Lebens und stimmt gemeinsam dem Grundsatz zu: „Wenn du die Welt verändern willst, dann koche!“ Video-Koch-Tipp: sautierte „Pak-Choi“ Buch-Tipp:
„Das kulinarische Manifest - Mit Rezepten der Kochgenossen“ Umfang: 240 Seiten, durchgehend farbig bebildert Erschienen bei: Verlag Anton Pustet Web-Tipp: www.kochgenossen.com Fotos: Kochgenossen Text: Sarah Langoth
2 Comments
Peter Doldi
5/8/2018 11:58:20
Ich habe Euch Kochgenossen leider erst jetzt entdeckt, bin aber richtig begeistert von Eurer Philosophie, deren Grundzüge ich seit langem auch in mir trage.
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Helmut Wolf
5/9/2018 10:29:13
Vielen Dank für das schöne Feedback!
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