Die eigene Wohnung als Gemeinschaftsbüro? In Skandinavien wird das sogenannte „Hoffice“ zunehmend populärer. Gemeinsam Ideen und Räume teilen - ein neues, soziales Arbeitsumfeld? Warum nicht Freunde einladen? Es war im Jahr 2013. Der angehende, schwedische Psychologe Christofer Gradin Franzén schrieb gerade an seiner Masterarbeit. Jedoch: er kam nicht und nicht voran. Eine innere Blockade. Alleine blickt er eines Tages von seinem Küchentisch und dachte sich: warum nicht Freunde einladen? Vielleicht bringt der soziale Austausch mehr Schwung und Produktivität in seine wichtige Arbeit. Am Ende könnten ihm seine Freunde vielleicht sogar dabei helfen... Konzentriert arbeiten, Ideen teilen, sich Feedback zu verschaffen. Nach und nach entwickelte Franzén daraus ein gesamtheitliches Konzept zum gemeinschaftlichen Arbeiten. Im Fokus dabei stehen soll aber nicht nur das individuelle Arbeiten à la Co-Working-Space, sondern auch die Integration verschiedenster Methoden: aus der Wirtschaftslehre ebenso, wie aus der Psychologie, und auch buddhistische Ideen und Ansätze. Das Ziel: mit klaren Strukturen konzentriert arbeiten, Ideen teilen, um sich Feedback von anderen zu verschaffen - und vorhandene Ressourcen zu nutzen. Das Konzept „Hoffice“ ist mehr als nur gemeinsam mit Laptop oder Tablet am Küchentisch zu sitzen. Es geht darum bestehende Ressourcen zu nutzen - sowohl räumlicher als auch sozialer und kreativer Natur. Wer in sein vorhandenes Zuhause fremde Menschen, sprich „Co-Worker“, einladet, soll laut Hoffice-Gründer Franzen (Foto links), selbst entscheiden, was, wie und wo genutzt werden soll. Man kann auch definieren, wer was mitbringt. Frei nach dem Motto: Jeder entscheidet für sich selbst und trägt zum gemeinsamen Gelingen bei. Ziel ist es, den Tag in einem sozialen Arbeitsumfeld zu verbringen, Ideen mit anderen zu teilen und dabei möglichst produktiv zu sein. Inspiration, Ruhe und Fröhlichkeit. Zum Hoffice-Konzept gehört auch, mehr über sich und seinen optimalen Arbeitsprozess zu lernen. Ebenso gilt es den anderen „Mitarbeitern“ im wohnlichen Umfeld Ruhe, Inspiration und Fröhlichkeit zu vermitteln. Also durchaus auch einen motivierenden Effekt zu erzeugen. Das Arbeiten in dem jeweiligen Zuhause soll für alle jeweils kostenlos sein. Wie vernetzen sich Hoffice-Interessierte? Der Idee von Christofer Gradin Franzén zufolge, vernetzen sich Hoffice-Interessierten in einem sozialen Netzwerk - etwa in einer Facebook-Gruppe. Ein Gastgeber kündigt dort einen Hoffice-Zeitraum an und lädt dann eine Handvoll Leute zum gemeinsamen Arbeiten ein. Der Gastgeber sollte WLAN, Steckdosen, einen eigenen Raum fürs Telefonieren sowie genügend freie und saubere Arbeitsfläche stellen. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde geht es dann los. Gearbeitet wird immer 45 Minuten am Stück. In der viertelstündigen Pause, können sich die Coworker dann gemeinsam austauschen.
Skandinavische Freelancer kontaktfreudig. Rund 3.300 Hoffice-Mitglieder zählt die Facebook-Community von Christofer Gradin Franzén mittlerweile. Auch in Finnland und Holland ist die Zahl der Hoffice-Co-Worker ansteigend. Ebenso in England. Im deutschsprachigen Raum gibt es in Städten wie Berlin oder Wien ebenfalls Hoffice-Modelle, jedoch (noch) mit etwas weniger Zulauf. Hoffice-Gründer Franzén vermutet, dass es hier vor allem am generellen Vertrauen liegt: „Viele Menschen zögern, mit Fremden zu arbeiten. Das hat auch damit zu tun, wie groß das gegenseitige Vertrauen in der jeweiligen Gesellschaft verankert ist". Auch komme es darauf an, an welchem Ort soziale und kreative Interaktionen stattfinden sollen. Zuhause oder im Café? Franzén plädiert jedenfalls für das gemeinsame Arbeiten in den eigenen vier Wänden... Web-Tipp: www.hoffice.nu/en/ Quellen: Die Zeit, t3n.de Fotos: Inhabitat, meetup, Slideshare, hoffice Text: Helmut Wolf
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