„Wiegenlied für eine hektische Welt“. So umschreibt der britische Musiker und Komponist Max Richter sein außergewöhnliches, achtstündiges(!) Album „Sleep“. Musik, die einem durch den Schlaf und zur Ruhe begleiten soll... „Für mich ist der Schlaf etwas Wunderbares, und das seit meiner Kindheit“, erzählt Max Richter. Der britische Pianist gilt als einer der führenden britischen Komponisten der Gegenwart. Richter hat sich lange Zeit mit dem Thema Schlaf auseinander gesetzt. Vor allem der große Kontrast zwischen beschleunigter Arbeits- und Lebenswelt am Tag und vermeintlicher Stille der Nacht faszinieren und inspirieren den Musiker. Statement gegen laute Welt. Ein Drittel unseres Lebens verbringen wir im Schlaf. Ein sehr langer Zeitraum, der bei immer mehr Menschen oftmals getrübt ist von Ruhelosigkeit und Schlafstörungen. Max Richters neues Album „Sleep“ ist deshalb auch ein überlegtes, politisches Statement gegen unsere rastlose, hektische Welt des immer-mehr-und-immer-schneller: ein achtstündiges, sanftes Werk für Klavier, Streicher, Elektronik und Gesangsstimme – jedoch ohne Text. Acht Stunden Musik zum Abschalten. Zurzeit steigt das Interesse an langen Werken. Auch Max Richters neues Album „Sleep“ dauert acht lange Stunden an. Der englische Produzent und Remixer sieht diese Entwicklung auch als Reaktion auf die Beschleunigung unseres Lebens: „Wir alle brauchen einen Knopf zum Abschalten“. Eigentlich sei das Album auch als Experiment zu verstehen, wie wir Musik in verschiedenen Bewusstseinszuständen erleben. Richter stand während der Produktion deshalb auch mit dem angesehenen amerikanischen Neurowissenschaftler David Eagleman im Austausch, um mehr über die Gehirnfunktionen beim Schlafen zu erfahren. „Es ist mein persönliches Wiegenlied für eine hektische Welt“, unterstreicht Richter den Grundsatz des Albums. Es geht um eine langsamere Gangart des Lebens“. Neben der achtstündigen Fassung, gibt es überdies eine einstündige Version („from Sleep“): „Man könnte sagen, dass dem kürzeren Stück aufmerksam zugehört werden soll, das große Werk dagegen dazu bestimmt ist, beim Schlafen „gehört“ zu werden“, betont Richter den Unterschied. Live-Zuhörer im Bett statt am Sitzplatz. Die Uraufführung von Sleep wird übrigens im September in Berlin stattfinden: von Mitternacht bis acht Uhr morgens. Die Zuhörer erhalten dabei ein Bett statt einem Sitzplatz und Programm. Richter erhielt erst kürzlich großen Beifall am Royal Opera House in London für seine außerordentlich atmosphärische Musik zu Wayne McGregors Ballett „Woolf Works“. Richter hat bisher fünf Soloalben veröffentlicht sowie eine „Neu-Komposition“ von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ geschaffen, die zum Bestseller wurde. Entschleunigender Genuss. Wer von der lauten und hektischen Welt eine musikalische Auszeit nehmen möchte, dem sei „Sleep“ wärmstens empfohlen. Nicht nur in der Nacht ein entschleunigender Genuss für alle Sinne... Musik-Tipp: SLEEP Die achtstündige Fassung „Sleep“ ist bei Deutsche Grammophon als digitales Album erschienen. Zudem gibt es eine einstündige Version – „from Sleep“ – als CD, Vinyl, Download und Streaming. Video-Tipp: Max Richter „Dream 13 (minus even)" Fotos: Rhys Frampton, Yulia Mahr / DG
Text: Helmut Wolf
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