Bewusst leben. Mit der Energie des Wassers. Mit seinen Rekorden möchte Apnoe-Taucher Christian Redl Menschen zu mehr (Umwelt-)Bewusstsein inspirieren. Ein Interview über den Mut zur Veränderung und das Glücksgefühl nach Grenzgängen... „Was soll ich schon am Sofa lernen - oder entdecken? Ich kann die Welt nur außerhalb der Komfortzone kennenlernen und neue Dinge erfahren“, sagt Christian Redl, 43, mit dem Brustton der Überzeugung. „Mach‘ Sport, beweg dich, geh‘ raus, versuch deinen Horizont zu erweitern. Was soll schon passieren?“. Redl kann sehr gut über mutige Lebensentscheidungen sprechen. In erster Linie aus eigener Erfahrung. Er hat im Finanzbereich gearbeitet, gut verdient, um irgendwann – trotz Warnung von allen Seiten - alles hinzuschmeißen. Sein neues Lebensziel sollte sich mit seiner wahren Leidenschaft decken. Nämlich: Von und mit dem (Frei-)Tauchen zu Leben... „Viele Menschen fürchten sich heute vor Veränderung“, sagt Redl. „Ihr Job ist zwar schlecht, aber so schlecht ist es auch wieder nicht, versuchen sie sich ihre Leben stets schönzureden“. Hinzu kommen Ängste, wie die Umwelt auf Veränderung reagieren mag: Was denken meine Eltern, was denken meine Nachbarn, was denken meine Freunde? Über das Freitauchen habe er besonders eine wichtige Erfahrung gemacht: positive Gedanken verbrauchen weniger Sauerstoff als negative. Durch die verschiedenen Grenzgänge unter Wasser sei er persönlich gewachsen. Es ist ein Gefühl das Glücks und der „tiefen“ Zufriedenheit, dass sich bei ihm immer wieder auf Neue einstellt. Christian Redl bezeichnet sich als „professioneller Luftanhalter“. Gemeinhin wird seine Profession als Apnoetauchen oder Freitauchen bezeichnet – also tauchen ohne Geräte. Hier hält der Österreicher bereits einige Weltrekorde. 10 Weltrekorde hat er bereits aufgestellt. Die meisten im „Streckentauchen unter Eis“. Er hält den Weltrekord im Tieftauchen einer Höhle (in Mexiko) und hat den „höchsten Tauchgang der Welt“ vollzogen: auf den Gokyo-Seen in Nepal auf rund 5.200 Metern. „Jeder Rekord muss einer höheren Sache dienen“, sagt der professionelle Freitaucher. In Nepal ging es vor allem darum den Alpinsport sicherer zu machen. Bei seinen Tauchgängen am Nordpol, in Grönland oder auf den Malediven hat er besonders auf Umweltthemen aufmerksam gemacht... „Jeder zweite Atemzug kommt aus dem Ozean. Drei Viertel der Welt sind mit Wasser bedeckt. Aber nur 3 % der Ozeane sind geschützt. Ich sehe einfach, wie sich die Riffe durch den Klimawandel verändern - und wir rasch etwas dagegen tun müssen“. Wer den Worten und Gesten von Christian Redl folgt, bemerkt sofort: Hier lebt jemand mit jeder Faser seines Körpers seine Leidenschaft. Aber nicht nur um sich als Person in den Vordergrund zu rücken, sondern um Bewusstsein zu schaffen und Menschen Anregungen und Inspiration zu geben, wie die (Umwelt-)Probleme auf der Erde gelöst werden könnten. „Wir müssen die großen Probleme wie die Klimakrise lösen, damit die Menschen aus ihren Ländern gar nicht erst flüchten müssen“, spricht der Apnoe-Taucher ein weltumgreifendes Thema an. Die „Anderen“ besser verstehen... „Das Problem ist, dass viele Menschen die Zusammenhänge nicht verstehen können“, gibt sich Freitaucher Redl nachdenklich. Er habe bei all seinen Tauchgängen immer wieder etwas Neues gelernt und erfahren: „Ich will verstehen, wie Menschen in ihren Kulturen denken und warum sie so handeln“, sagt er. „Wir würden einige Probleme der Welt lösen können, wenn wir die „Anderen“ besser verstehen würden“, zeigt sich Redl überzeugt. Ein gutes Beispiel dafür sei seine Expedition in Nepal gewesen. Erst als er erfahren hatte, dass die Gokyo-Seen heilig waren und er in das buddhistische Kloster ging, um seine Flossen segnen zu lassen, war der Weg frei für das Freitauch-Projekt – und einen neuen Rekord. „Je entspannter ich bin, umso weniger Energie verbrauche ich“. „Jeder kann Rekorde aufstellen! Ich bin nicht als Rekordhalter auf die Welt gekommen“, ist der Weltrekordhalter im Freitauchen unter Eis überzeugt. „Die Frage ist nur: Warum willst du es? Und wie kannst du es erreichen? „Was ist eigentlich sein Antrieb? Was ist seine Energie?“, wird Redl auch in der aktuellen Kampagne von Stromanbieter Verbund gefragt. Seine Antwort: „Je entspannter ich bin, umso weniger Energie verbrauche ich - desto länger kann ich tauchen. Ich lebe das jeden Tag!“ Ein Lebenskonzept, das weit über den eigentlichen Tauchgang hinaus reicht... „Das größte Gut, dass ich habe, ist die Freiheit“, sagt Christian Redl. Es sei unbezahlbar, jeden Tag das machen zu dürfen, was und mit wem man es mag. Er habe das Glück dieses besondere Leben zu führen - und will es mit anderen teilen. Vor allem möchte er die Menschen zu mehr Mut und Zufriedenheit inspirieren, „weil ich weiß, was dieses Leben Wert ist“. Man müsse sich einfach Zeit nehmen und fragen: Was macht wirklich Sinn? Alles Einstellungssache. „Der Klimawandel geht so schnell, aber ich glaube, wir können dieses Problem bremsen“, sagt Redl. Ein jeder könne einmal bei sich anfangen Energie zu sparen oder weniger Plastik zu verbrauchen... Schließlich ist alles Einstellungssache - ob beim Freitauch-Rekord oder bei der Rettung der Welt... Video-Tipp: Web-Tipps: www.verbund.com/meinantrieb www.christianredl.com Fotos: Martin Aigner Text & Interview: Helmut Wolf
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