Digitalisierung, Klimaschutz, Versorgungssicherheit... Der Energiemarkt steht vor großen Herausforderungen. Die Ideenfabrik „european energylab 2030“ entwickelt Thesen für die Energiesysteme der Zukunft. Ein Zwischenbericht... Die besten Ideen entstehen beim Spielen. Oder in ungewohnter Alltagsumgebung. Selten entspringt die zündende Idee am Schreibtisch oder Reißbrett. Gerade wenn es um wichtige Fragen der (Energie-)Zukunft geht, lohnt es sich, unkonventionelle Formate zu wählen. Grenzüberschreitend und interdisziplinär. Schließlich entstehen beim Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand oft genau jene Gedankenblitze, die den Grundstein und Innovation von Morgen legen. Auch die Experten des „european energylab 2030“ haben einen spielerischen Zugang gewählt. Es gilt: neue Perspektiven und Lösungsmöglichkeiten für den Energiemarkt zu entwickeln. 40 ausgewählte europäische Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft haben sich vor kurzem in Wien getroffen, um ihre Visionen des zukünftigen Energiemarkts zu skizzieren. 4 Grundthesen wurden dabei präsentiert - auch in Form von Lego-Landschaften...: Klimaschutz Eine Lego-Landschaft sagt mehr als tausend Worte? Eine Familie, ein Gebäude, ein Elektroauto. Es herrscht scheinbar Zufriedenheit. Nur vordergründig geht bei dieser Familie - irgendwo in Europa - alles seinen gewohnten Lauf, wie bisher. Denn dieses mit Lego-Figuren dargestellte Zukunftsszenario, bindet nämlich einen zentralen Aspekt mit ein: den Klimaschutz. Im Jahr 2030 sind – so das Expertenteam des energylabs – dann alle Länder, Sektoren und Lebensbereiche in CO2-reduzierte Maßnahmen miteinbezogen: das Gebäude, des Elektroauto und auch die Lebensweise der Familie und Menschen. Ein positiv besetztes Bild, das hoffentlich nicht nur Wunschvorstellung bleibt... Erneuerbare Energien Ein Kraftwerk. Für erneuerbare Energien. Flexibel im Bezug auf Netzausbau, Kapazität und Speicherung. Was im Lego-Format einfach darzustellen ist, stellt sich bei näherem Hinsehen als gar nicht so einfach dar. Besonders bewusst wird einem die Komplexität eines zukunftsorientierten Energiesystems bei den Fragstellungen: Wie gestaltet man einen fairen Markt für erneuerbare Stromerzeugung? Wie sollen Steuern und Abgaben gelenkt werden? Braucht es Fördermaßnahmen? Ist es ein Markt der Konsumenten („Prosumenten“)? Viele Fragen und offene Antworten. Es herrscht noch Diskussionsbedarf... Digitalisierung Viele Menschen bzw. viele Lego-Figuren, die ein Ziel haben: die Energiewende. Die Zukunftsthese lautet: viele Kunden produzieren gemeinsam Strom. Über digitale Datensysteme wird alles erfasst, verwaltet und gesteuert. Errichtet werden dezentrale Daten-Hubs und Datenzentren. Der einzelne Verbraucher entscheidet selbst, welche Daten er weitergeben möchte. Reguliert wird in den Nationalstaaten. „Alte und neue Energiewelt“ werden zusammengeführt. Auch hier zwei zentrale Fragen: wie sicher ist die Dezentralisierung? Und: kann damit Versorgungssicherheit garantiert werden...? Netzausbau ...durch verstärkte Mitsprache der Bürger? Es braucht Partizipation, um Akzeptanz für den notwendigen Netzausbau bei den Verbrauchern zu erzielen. Viele Lego-Figuren demonstrieren den gemeinsamen Weg - der „Crowd“. Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Der „intelligente Schwarm“ erhält Mitspracherecht beim Netzausbau. Übertragungsnetze sind nicht problematisch zu bauen, aber sozial schwer durchzusetzen. Schmackhaft gemacht vielleicht mit einer „Akzeptanzprämie“? Klar ist: der Ausbau der „Erneuerbaren“ kann nur einhergehen mit dem Ausbau der Versorgungsnetze... Fazit Ziel muss es sein, das Klimaproblem zu lösen. Darüber waren sich am Ende alle Beteiligten beim energylab 2030-Treffen in Wien einig. Hier gilt es bis zum Jahr 2030 Anreize zu setzen. „Die Dekarbonisierung sollte das Hauptziel sein“, betont VERBUND-Chef Wolfgang Anzengruber (Foto ganz rechts) im Schlussplädoyer. Also: zu einer Wirtschaftsweise zu finden, die den CO2-Ausstoß minimiert. „Wenn wir nichts tun, werden wir nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein ökonomisches Problem bekommen.“ Der zukunftsfähige Energiemarkt darf auch kein Thema der Eliten sein. Er muss sozial verträglich und leistbar sein, so Anzengruber. In Sachen Digitalisierung ist der Ausgang noch nicht klar absehbar. Und was die Demokratisierung der „Millionen Energieproduzenten“ anbelangt, so braucht es eine Vernetzung aller Systeme - inklusive Old und New Economy. Genauso wichtig wird es sein, eine positive Denkweise zu forcieren, um den Lebensstandard der Menschen zu erhalten. „Das energylab 2030 widmet sich der Herausforderung, wie ein zukunftsfähiger Energiemarkt für Kern-Europa gestaltet werden soll“, betont „energylab-Mastermind" Franz Zöchbauer (Foto oben). Über 40 hochkarätige Persönlichkeiten aus Energiepolitik, -wirtschaft und Wissenschaft, aus Deutschland, Österreich und anderen europäischen Ländern, widmeten sich dieser Fragestellung in drei Workshop-Terminen in Brüssel, Berlin und Wien. Die Ergebnisse werden im März 2017 in Berlin präsentiert. Zöchbauer: „Was jedenfalls bereits gesagt werden kann: für einen kosteneffizienten Klimaschutz werden wir ein wirksames marktbasiertes CO2-Preissignal benötigen.“ Web-Tipp: www.verbund.com Titelmotiv: ileri2000.org Fotos: VERBUND Text: Helmut Wolf
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