Die Stromnachfrage steigt. Und steigt. Bis 2040 um 90 %(!). Soll dieser Bedarf klima-verträglich gedeckt werden, braucht es eine „sektorenübergreifende Energiewende – und rasche, einschneidende Korrekturen der Energiepolitik“, sagt Experte Volker Quaschning. + Vorschau auf die Energiekonferenz „energy2050“! „Vergesst den Eigenverbrauch, macht die Dächer voll“. Wer den geschliffenen Worten des studierten Elektrotechnikers Volker Quaschning bei einem seiner vielen Vorträge folgt - in diesem Fall in einem Aufruf zu mehr Photovoltaik - merkt sehr rasch: Hier ist kein verschrobener Wissenschaftler am Werk, sondern ein leidenschaftlicher Verfechter einer positiven Zukunftsvision - und die beginnt für ihn im Energiesektor. Quaschning’s Position dabei ist klar: Energieversorgung muss im Zusammenhang mit Klimaschutz und Begrenzung der globalen Erwärmung stehen. Und dies kann nur durch vollständige Abdeckung mittels erneuerbarer Energien geschehen - in allen Sektoren! E-Mobilität. E-Heizung. E-Kühlung. Elektrifizierung in allen Bereichen... Glaubt man den Prognosen der Internationalen Energieagentur IEA („International Energy Agency“), so wird die Stromnachfrage bis 2040 um 90 % steigen. Diese Zunahme entspricht fast dem Doppelten des heutigen Verbrauchs in den USA. In der Prognose der IEA, steigt der weltweite Anteil der Elektrizität am Endverbrauch auf ein Drittel: Bedingt dadurch, dass bis 2040 fast die Hälfte der weltweiten PKW’s Elektroautos sind. Zudem wird Strom die wichtigste Energiequelle für Privathaushalte und Industrie. Diese „Elektrifizierung“ hat Vorteile - besonders weil sie die lokalen Umweltbelastungen reduziert. Jedoch: sollten die Klimaziele verwirklicht werden, müsse die Stromversorgung „stärker dekarbonisiert werden“ - sprich: mit weniger CO2-Austoss verlaufen... ![]() „Fakt ist: Die Elektromobilität wird kommen“, sagt Volker Quaschning (Foto), der als Professor für regenerative Energie-systeme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin lehrt. „In China gilt seit 2019 eine Elektroautoquote von 10 Prozent. Rund 2,5 Millionen Elektroautos werden dann in Reich der Mitte jährlich neu auf die Straße kommen - kein Problem für chinesische Hersteller“, schmunzelt der Wissenschaftler mit Blick auf die zögernde E-Mobilitätspolitik in Deutschland. „Der motorisierte Straßenverkehr muss fast vollständig elektrifiziert werden“, ist er überzeugt: Gegen 2025 müsse dafür die Produktion von Fahrzeugen mit Benzin- und Dieselmotoren eingestellt werden. Für den Güterverkehr sollten wichtige Fernstraßen mit Oberleitungen versehen werden. Photovoltaik sieht Quaschning „als „idealen Partner für die Elektromobilität“. Schließlich liefert ein einziges Photovoltaikmodul Strom für bis zu 2400 km pro Jahr. 100 % Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. In Österreich wurde mit der Klima- und Energiestrategie „Mission 2030“ das Ziel festgelegt: 100 % Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bis 2030. „Dies ist eine sehr ambitionierte Zielsetzung“, meint Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber. Derzeit liege der Anteil bei 72 % „Erneuerbare“. Um dieses Ziel zu erreichen brauche es, so Anzengruber, Effizienzsteigerungen bei bestehenden Anlagen und Neubau von Erneuerbaren, insbesondere Photovoltaik - „Hier werden wir uns stärker engagieren“ -, aber auch das Zusammenspiel verschiedenster Bereiche mitsamt Mobilität und Verkehr – Stichwort „Sektorenkoppelung“. Der Weg zu einem klimaneutralen Energiesystem, das vornehmlich auf Strom setzt, erfordere aber auch eine strategische Ausrichtung von Forschung, Entwicklung und Investitionen in Richtung innovativer Speichersysteme. Die Energiekonferenz „energy2050“ von Verbund steht heuer ganz im Zeichen der „Sektorenkoppelung“: „Bridging the Gap: Sektorenkopplung Industrie-Verkehr-Energie“ lautet das diesjährige Motto des hochkarätigen Forums in Schloss Fuschl im Bundesland Salzburg. Dort werden an drei Tagen (18. – 20. September 2019) internationale Top-Experten und Entscheider aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft über die Zukunft der Energielandschaft referieren und diskutieren. Im Fokus steht dabei Fragen wie: Ist Sektorenkoppelung nur ein Schlagwort oder die der Schlüssel zur Energiewende? Ist Dekarbonisierung mit Wirtschaftswachstum möglich? Und: was bedeutet Sektorenkoppelung für die Konsumenten? ![]() Um in Österreich auf 100 % Erneuerbare im Stromsystem zu kommen - und den ansteigenden Mehrbedarf abzudecken - müssten laut einer Evaluierung der Austrian Energy Agency (AEA) bs zu 30 TWh mehr Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt werden als heute. Da die Wasserkraft bis 2030 aller Voraussicht nach um höchstens 8 TWh ausgebaut werden kann, gilt es deshalb deutlich mehr Strom aus Wind und Sonne zu produzieren. „Um das Ziel einer erfolgreichen Energiewende zu vollziehen, muss das Ausbautempo von Solar- und Windkraftanlagen um den Faktor vier bis fünf gesteigert werden“, beziffert Volker Quaschning die Steigerungsrate alleine in Deutschland. Und als Zeitraum für eine Energieversorgung, die vollständig auf erneuerbaren Energien basiert und kein Kohlendioxid mehr emittiert, „sollte bis spätestens 2040 anvisiert werden“. „Mit den heutigen Zielvorgaben der Politik besteht keinerlei Möglichkeit, die Pariser Klimaschutzziele zu erreichen“, gibt sich Quaschning realistisch. Das sei den politischen Verantwortlichen entweder nicht bewusst oder sie nehmen ein Verletzen der Klimaschutzverpflichtungen bewusst in Kauf - oder setzen auf eine nachträgliche Korrektur. „Da keine dieser Optionen gesellschaftlich tragbar ist, sind schnelle und einschneidende Korrekturen der Energiepolitik dringend erforderlich“, rät der Energieexperte. Ob Klimaschutz, Energiewende oder mehr Elektromobilität: „Wir werden die zukünftigen Herausforderungen nur dann bewältigen können, wenn die verschiedenen Bereiche miteinander verzahnt werden“, sagt Verbund-CEO Wolfgang Anzengruber. Und spricht damit einen grundlegenden Aspekt an: Nachhaltige Lösungen entstehen immer erst dann, wenn grenzüberschreitendes Denken und Handeln an den Tag gelegt werden. Erneuerbare Energie für alle - immer - und überall! ![]() ENERGIEKONFERENZ „energy2050“ 18.- 20. SEPTEMBER 2019 „Bridging the Gap: Sektorenkopplung Industrie-Verkehr-Energie“. Unter dieser Überschrift bietet die heurige Verbund-Energiekonferenz „energy2050“ in Fuschl bei Salzburg ein internationales Forum für Top-Entscheider und Experten. Bühnen-Talks, Diskussionen und Vorträge stehen heuer ganz im Zeichen der Sektorenkoppelung – und des Aufrufs: „Die Zukunft der Energie liegt in unseren Händen, wir müssen handeln und wir müssen es gemeinsam tun. Mobilität, Energie und Industrie sind gefordert, gemeinsam an einer sauberen Energiezukunft zu arbeiten... Web-Tipp: www.energy2050.at Fotos: Myriam Zilles (Titel) - Chris Chesneau - Skeeze / Pixabay, Smatrics, Verbund Text: Helmut Wolf
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