Revolution unter der Dusche?

Ein Duschkopf der bis zu 70 Prozent Wasser einspart. Dies verspricht jedenfalls Philip Winter, Gründer des kalifornischen Start-ups „Nebia“. Das US-Unternehmen möchte den wassersparenden Duschkopf im Mai 2016 auf den Markt bringen. Eine Revolution unter der Dusche?

Duschen und Wasser sparen. „Duschen sind einer der größten Wasserverschwender“, sagt Philip Winter. Seit Jahren zerbricht sich der Amerikaner den Kopf, wie es gelingen kann den Wasserverbrauch in Kalifornien zu reduzieren. In seiner Heimatstadt San Francisco herrscht wie im ganzen US-Bundesstaat Kalifornien seit langer Zeit akute Wassernot. Es gilt diese mit guten Ideen und praktischen Umsetzungsmöglichkeiten in den Griff zu bekommen. Was liegt da näher als: beim täglichen Duschen Wasser einzusparen? 

Revolution unter der Dusche. Philip Winter (Foto) hat Erfahrung mit wassersparenden Bad- und Nassbereichen. So hat er bereits vor einigen Jahren mit „Toilets for People“ wasserfreie Toiletten für die Dritte Welt entwickelt. Für die Entwicklung des Duschkopfs „Nebia“ hat er mit zwei weiteren Mitgründern prominente (Test-)Partner wie Google, Apple oder die Stanford Universität an Bord bzw. ins Badezimmer geholt. „Bei Duschen gab es seit mehr als einem Jahrhundert keine ernsthaften Innovationen mehr," betont Winter und spricht nicht weniger als von einer Revolution – unter der Dusche.

Millionen winzige Tröpfchen. Viele Tests, Tüfteleien und Prototypen benötigte die fünfjährige Entwicklung des nachhaltigen Duschkopfs. Nun steht die wassersparende Spezialdusche vor der Markteinführung: sechs Zerstäuber „atomisieren“ Wasser in Millionen winzige Tröpfchen. Die Fläche, auf der sich das Wasser verteilt, soll sich dabei um das Zehnfache am Körper verteilen. Der Effekt: man ist schneller nass. Für die sogenannte „H2Mikro-Technologie“ werden sogar Düsen aus der Luftfahrtechnik verwendet.

---

Mischung aus Dusche und Dampfbad. Statt unter klassischen Duschstrahlen steht man bei dieser Dusche in einer Art „Wasserwolke“ - also einer Mischung aus Dusche und Dampfbad. Das tellergroße, schlichte Alu-Design des Duschkopfs erinnert nicht von ungefähr an Apple. So war Nebia-Mitgründer Gabriel Parisi-Amonh zuvor für die Lieferkette der iphones verantwortlich. Hoher Wert wird aber nicht nur auf Design und Wasserersparnis, sondern auch auf eine umweltfreundliche Herstellung gelegt.

Statt 75 Litern nur 22 Liter in acht Minuten. Der energiesparende Effekt wird anhand von ein paar Zahlen deutlich: laut Angabe von Nebia soll der Duschkopf einen Wasserdurchfluss von nur 2,84 Liter (0,75 Gallon) pro Minute haben. Gängige Duschkopfmodelle haben einen Durchfluss von etwa 10 Liter pro Minute. Werden bei der durchschnittlichen Dusche – mit acht Minuten – etwa 75 Liter verbraucht, so rinnen mit diesem Duschkopf nur knapp 22 Liter Wasser durch. Dies entspricht einer Wasserersparnis von etwa 70 Prozent.

Shampoo aus allen Haartypen spülen. Laut Philip Winter soll der Wassernebel auch dafür sorgen, dass Shampoo im gleichen Zeitraum wie bei der klassischen Dusche aus allen Haartypen und -längen gewaschen wird. Die Zauberformel lautet: Komfort, Effizienz und Wirksamkeit. Bei der Installation wird auf Einfachheit, sprich Selbstmontage gesetzt: es gibt also keine komplizierte Mechanik, um die verstellbare Halterung und den Duschkopf „kinderleicht“ zu montieren. 

Hohen Preis in zwei Jahren „hereinduschen“. Dass der Nebia-Duschkopf bald in vielen Badezimmern einziehen wird, belegt der große Erfolg auf der Crowdfunding-Plattform „Kickstarter“: dort wurde das angestrebte Ziel von 100.000 Dollar Startkapital in nur acht Stunden erreicht. 
Mittlerweile haben rund 6.000 Menschen fast 2,2 Millionen Dollar investiert – und damit gleichzeitig ihre Nebia-Dusche vorbestellt. Der „Vorverkaufspreis“ bei Kickstarter beträgt 299 Dollar, im regulären Verkauf kostet der Duschkopf dann 399 Dollar. Angeblich soll der hohe Preis in rund zwei Jahren wieder „hereingeduscht“ sein. Die Kickstarter-Kampagne läuft noch bis 11. September 2015.

Noch länger unter der Dusche bleiben? Bleibt am Ende nur noch die Frage: wird man mit diesem wassersparenden Duschkopf dann noch länger unter der Dusche stehen („Rebound-Effekt")? Wir wissen es noch nicht. Spätestens aber ab Mai 2016, wo die ersten Duschköpfe ausgeliefert werden. Wer zu diesem Zeitpunkt zufällig in Kalifornien ist, sollte sich dann gleich nach einer Nebia-Dusche umschauen...

Web-Tipp:
www.nebia.com

Text: Helmut Wolf

---