Ein altes Lastenfahrrad. Eine Trickkiste voll einfacher Experimente. Kommunikationsfreudige Wissenschaftler. Bernhard Weingartner zeigt, wie mit einfachsten Alltagsmaterialien die Welt erklärt werden kann - schon bald auch beim „Verbund-Power Slam“... Physik? Für viele Menschen vermeintlich kompliziert und undurchschaubar. Bernhard Weingartner kennt diese Vorbehalte nur allzu gut. Wenn er mit seinem umgebauten Lastenfahrrad „Physikmobil“ und Studenten der Technischen Universität Wien (TU Wien) in den Parks der Außenbezirke auftaucht, ist der „Sicherheitsabstand“ der Passanten vorerst noch groß. Berührungsängste, die sich zumeist schon nach kurzer Zeit lösen sollten. Spätestens beim Experiment mit „Hilfsmitteln“ wie derPlastikflasche, einem Grillrost, Strohhalm oder Gummiball, weicht die Skepsis des Publikums einer Begeisterung. Ab dann dominiert die treibende Kraft der Neugier... „Die Welt ist voll von Naturwissenschaft“, sagt Weingartner. „Wir wollen diese Alltags-phänomene darstellen und zeigen, wie unsere Welt funktioniert“. Immer wieder sei es ein Erlebnis, wie die „Zufallspassanten“ im öffentlichen Raum reagieren. Wenn der Wissenschaftler mit seinem „Physikmobil“ und einigen TU-Studenten „ausschwärmt“ und Station macht auf öffentlichen Plätzen, in Fußgängerzonen oder in Freibädern, dann gilt es vor allem eines aufzuzeigen: Physik ist überall dort, wo sie keiner vermutet: Beim Akkuschrauber ebenso, wie beim Wasserstrahl oder im Stromkreislauf. „Im Grunde geht es darum, Ängste und Vorbehalte vor physikalischen Phänomenen abzubauen“, sagt Weingartner, der an der TU Wien und Universität für Angewandte Kunst Wissenschafts-kommunikation lehrt. „Wir öffnen den Deckel, wie bei einer Zaubershow“, lacht Weingartner (Foto links) über seine Erlebnisse mit dem Physikmobil in den Parks der Vorstadt. „Da wird dann aus einer Plastikflasche eine Rakete, gerät die Wasserkraft zu ihrem ureigensten Sinn. „Die Kinder sind sofort da und zumeist begeistert“, sagt der Wissenschaftler. Gestartet wird zumeist mit der „Luftballonphysik“. Eltern und Großeltern stehen da oft noch zögerlich im Hintergrund, wollen aber auch wissen, was da passiert. „Oft fungiert die Enkelin der türkischen Oma als Multiplikator“, sagt Weingartner. Und aus einer anfänglichen Skepsis entstehen dann die interessantesten Gespräche. Da erfährt man beispielsweise, dass der Vater eines Mädchens ein Seefahrer war. „Diese Begegnungen sind eine Bereicherung für alle Beteiligten“. Forschung in maximal 6 Minuten erklärt. Ein weiterer Schwerpunkt bei Weingartners „Physik-Roadshows“ ist die sogenannte „Science Slam“-Reihe. Der Grundansatz: Komplexe Themen werden in leicht verdaulichen Häppchen auf die Bühnen von Musik- und Szenelokalen gebracht. „Kurz, knackig und kreativ“ erklären Wissenschaftler „wirklich verständlich“, was Archäobotanik ist, warum Menschen altern oder was der Literaturroboter kann. In maximal 6 Minuten Redezeit – ohne Beamer, ohne Power Point-Präsentation. „Wissenschaftliche Vorträge sind normalerweise sehr langatmig“, sagt Weingartner. Dieser kurze Zeitraum habe sich bewährt, weil die Vortragenden rasch auf den Punkt kommen und originell im besten Wortsinn sein dürfen: „Der Forscher als Mensch darf dem Vortrag seine ganz persönliche Note geben“, sagt der Science Slam-Initiator. Dabei entstehen besonders kreative Momente... Verbund-Power Slam am 04. Juni. Mit eigenen „Special Science Slams“ (Science Slam im Dunklen etc.) versucht Weingartner immer wieder den gewohnten Rahmen zu durchbrechen. So findet beispielsweise am 04. Juni der „Verbund-Power Slam“ statt. Gefragt sind hier Forscher, die sich mit Energiethemen auseinandersetzen - und diese in origineller Art und Weise auf die Bühne bringen: Ob erneuerbare Energien, innovative Speichertechnologien, CO2-Reduktion, oder gekoppelte Energiesystemen – am Ende der sechsminütigen Vorträge der Forscher, sollte das Publikum – pointiert und unterhaltsam - ein klares Bild erhalten haben. Die Sieger des Power Slams bekommen dann die Chance, sich im Rahmen der Energiekonferenz „energy2050“, der wichtigsten Energie-Fachtagung Österreichs, im September zu präsentieren. „Wichtig ist, bei allem was man tut, der Mensch der dahinter steht“,sagt Bernhard Weingartner. Egal, ob auf der Bühne beim Science Slam, beim physikalischen Experiment im Vorstadt-Park oder im Beruf und Alltag. Begegnungen mit Menschen, die man sonst nie treffen würde, sind das spannendste im menschlichen Leben, sagt Weingartner. Die menschliche Begegnung - gar ein physikalisches Phänomen? Der Wissenschaftler lacht und sagt: „Esoterik liegt dem Forscher eher weniger“. Aber: Sich auf andere Menschen einzulassen, hat in jeden Fall einen positiven Effekt, weil am Ende alle davon profitieren... VERBUND-POWER SLAM AM 4. JUNI 2019 Gesucht sind smarte Köpfe, die an der Energiezukunft forschen! Das Ziel: Das eigene Forschungs- oder Entwicklungsprojekt in 6 Minuten auf die Power Slam Bühne (Verbund AG, Am Hof 6a, 1010 Wien) bringen. Alle Themen mit Energiebezug sind willkommen. Wer die eigene Forschung „verständlich und pointiert“ vermittelt, kann das Publikum beim Power Slam für sich gewinnen - und beim Voting punkten. Die Sieger werden zu einem Auftritt bei der wichtigsten Energie-Fachtagung Österreichs - „energy2050“ - im September eingeladen. Kreative Ideen sind gefragt! Web-Tipps: www.verbund.com/powerslam www.physikmobil.at Text: Helmut Wolf
0 Comments
Leave a Reply. |
|