Klimakrise lösen. Mit erneuerbaren Energien und einem Schulterschluss aller Sektoren und Gesellschaften. Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber spricht sich anlässlich der Energiekonferenz „Energy2050“ für eine neue Wirtschaftsform und einen grundlegenden Aspekt aus: „Wir müssen jetzt handeln!“ „Was ist ein gutes Leben?“, fragt Wolfgang Anzengruber die internationalen Energieexperten beim Branchenevent in Fuschl. „Sollten wir unser Verhalten bei der Mobilität, beim Konsum nicht generell überdenken? Was können wir von der Jugend lernen, die zunehmend auf „Sharing Economy“ und Kauf lokaler Produkte setzt? Und: sollten wir nicht über eine Art Generationenvertrag auf Basis der Klimaziele nachdenken?“. Anzengruber schließe sich nicht der Katastrophenrhetorik und dem Pessimismus an. Vielmehr gelte es positiv nach vorne zu blicken und „bestehende Technologien und Lösungsmöglichkeiten zu nutzen“. Vor allem aber braucht es einen Brückenschlag aller Branchen, Industrien und sozialen Schichten. Ein Bündeln aller Kräfte und Technologien, um den Klimawandel zu bremsen und auch in Zukunft eine lebenswerte Welt zu erhalten… „Lassen sie uns Brücken schlagen“, fordert Anzengruber in seinem leidenschaftlichen Plädoyer für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Energiesektor. „Bridging the Gap“ lautete entsprechend das Motto der heurigen „energy2050“-Veranstaltung. Bereits zum zehnten Mal wurde das Branchen-Event von Österreichs führenden Stromunternehmen Verbund veranstaltet. Auch heuer beschäftigt man sich mit Entwicklungen in Politik, Technologie, Wirtschaft und Gesellschaft und deren Einfluss auf die Energielandschaft. Im Fokus stand diesmal der Begriff: „Sektorenkoppelung“. Also die Vernetzung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen mit den Bereichen Wärme, Verkehr und Industrie. Ziel müsse es sein: das Energiesystem weltweit zu „dekarbonisieren“ sowie fossile Energieträger sukzessive durch CO2-freien, „sauberen“ Strom zu ersetzen. Die erforderlichen Vermeidungs- und Anpassungsmaßnahmen würden zwar massive Investitionssummen erfordern, gleichzeitig aber viele Chancen für einen weitreichenden Innovationsschub und „Green Jobs“ in allen Sektoren eröffnen. Dass die Klimakrise nicht nur Verluste, sondern auch ökonomische Chancen bietet, zeigt eine aktuelle Studie „Der globalen Kommission für Anpassung“. Die Kommission unter der Leitung des ehemaligen UN-Generalsekretärs Ban Ki-moon schätzt, dass Investitionen von 1,9 Billionen Dollar in die „klimatische Widerstandsfähigkeit“ bis 2030 einen Nettogewinn von sieben Billionen generieren werden. Ban Ki Moon betont, dass es aber nichst nur um wirtschaftliche Gewinne gehe, sondern dass eine „wirtschaftliche Anpassung an die Klimakrise“ letztendlich auch Menschen rette: „Der Klimawandel könnte mehr als 100 Millionen Menschen in Entwicklungsländern unter die Armutsgrenze drücken, wenn nicht gehandelt werde“, so Ban Ki-moon. Verbesserte Frühwarnsysteme für sich häufende Wetterextreme und Naturkatastrophen, dürreresistente Nutzpflanzen oder besserer Hochwasserschutz, könnten dies verhindern. Auch „grüne Energie“ bildet einen wesentlichen Eckpfeiler für mehr Klimaschutz und soziale Balance... „Wir werden in Zukunft drei Mal mehr Speicher brauchen“, unterstreicht Verbund-Chef Anzengruber einen der wesentlichen Hebel, die zukünftig im Energiesektor gezogen werden müssen. Der Anstieg erneuerbarer, volatiler Energieformen, erfordere einen massiven Ausbau von Speicher und Netzinfrastruktur. „Wir brauchen alle Formen der Speicherung. Und: wir müssen neue Dinge ausprobieren, erforschen und entwickeln“, betont der Energieexperte. Die Politik müsse hier die ökonomischen und ökologischen Leitlinien sowie die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen. Ein Thema, das in fast allen Vorträgen breiten Raum einnimmt - ist: Grüner Wasserstoff. Jener Speicherstoff, der durch Elektrolyse von Wasser mit erneuerbarem Strom erzeugt wird, und über enormes Potenzial zur Flexibilisierung und Dekarbonisierung des Energie- und Wirtschaftssystems verfügt. „Klimawandel ist oberste Priorität in unserer Gesellschaft geworden“, sagt Anzengruber. Der Klimawandel beeinflusst unser Leben, er beeinflusst die Wirtschaft – und ist für jeden Einzelnen spürbar. Der heurige Juli war weltweit der heißeste Monat seit Messungsbeginn. In Frankreich wurden gar 45 Grad gemessen. Hinzu kommt die rasante Beschleunigung schmelzender Gletscher in Grönland und der Antarktis, die den Meeresspiegel ansteigen lassen – mit fatalen Folgen für die weltweiten Küstenregionen. „Bisher wurden nicht allzu energische Handlungen gesetzt“, sagt Anzengruber. „Deshalb müssen wir vorangehen und die Spielregeln ändern“. Es sei auch eine Adaption unserer Lebensweise notwendig. In Österreich gelte es, von 15 Tonnen auf 2 Tonnen CO2 pro Kopf herunter zu kommen. Reduktion bedeute aber keinen Wohlstandsverlust - „kein Zurück auf die Bäume“ - so der Verbund-CEO. Vielmehr gilt es bestehende Lösungsmöglichkeiten bestmöglich zu nutzen. Auch die Wirtschaft müsse vom Ressourcenverbrauch entkoppelt werden. „Wichtig ist, dass wir jetzt handeln“. „Wenn wir nicht radikale Handlungen setzen, um die Energiewende einzuleiten, dann bedeutet das 5 Grad mehr“, spricht Anzengruber auf die globale Erwärmung an. Das bedeute: Wohlstandsverlust und Quelle für soziale Konflikte. Es brauche nicht weniger als „einen Aufbruch in eine neue Wirtschaft und nachhaltige, industrielle Revolution“. Das Ziel müsse sein: den „Carbon Footprint“ um 80 % zu reduzieren. „Wir sind die erste Generation, die den Klimawandel spürt. Und die Letzten, die den Karren noch umdrehen können. Wir haben das Wissen, die Technik, die Ingenieure, die Werkzeuge, wir haben erneuerbare Energien, E-Mobilität - und wir haben die finanziellen Mitteln“, sagt Anzengruber. Wichtig sei es: „Jetzt zu handeln“.
„Es wird so viel über Ziele diskutiert. Wir sollten aber vielmehr Machen und Tun“, sagt der Vater von drei Töchtern. „Die Kinder werden fragen: Ihr habt alle Möglichkeiten gehabt das Ruder umzureißen, warum habt ihr nichts getan? Wer kann schon damit leben?“. Die Zukunft sei ungewiss, aber gerade deshalb bestehe auch Hoffnung. Anzengruber: „Wir können die Zukunft gestalten“. Fangen wir am besten noch heute damit an... Web-Tipp: www.verbund.com Fotos: Verbund, Erich Westendorf, Aline Dassel / Pixabay, Fridays for Future Text: Helmut Wolf
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