Fußball und Nachhaltigkeit. Wie passt das zusammen? Sehr gut, wie das Engagement des österreichischen Fußballklubs Austria Wien weit über den grünen Rasen hinaus dokumentiert. Aus „Fair Play“ am Spielfeld wird „Fair Life“: neben sportlichen Belangen rücken zunehmend auch nachhaltige Aspekte in das unternehmerische Handeln des Traditionsklubs. Wer die emotionale Kraft, den Spirit eines Fußballspiels schon einmal Live im Stadion erlebt hat, der weiß: Fußball ist nicht nur „ein Spiel“. Ob am Strand der Copacabana, auf einem schäbigen Hinterhof oder in den modernsten Arenen der Welt: das Spiel mit der runden Kugel zieht Millionen Menschen in seinen Bann, „und zeigt, wie Globalisierung funktionieren sollte“, umschreibt es der Schriftsteller Dirk Kurbjuweit so schön „rund“. „Fußball ist dem Leben näher als Basketball oder Handball, wo das Spiel aus der sturen Konfrontation von Angriff und Abwehr besteht“, versucht der deutsche Journalist Dirk Kurbjuweit das kollektive Mitfiebern, das Brüllen, das Lachen und das Weinen der Fans beim Spiel „ihrer“ Lieblingsmannschaft zu erklären. „Beim Fußball gibt es ein Mittelfeldspiel – und das Mittelfeld ist der Ort des Lebens: daraus entwickeln sich Sieg oder Niederlage, Triumph oder Depression, im Mittelfeld droht das Leben zu versacken…“ Die hohe, öffentliche Aufmerksamkeit, die das Spiel mit dem runden Leder überall auf der Welt erzeugt, bedeutet gerade für lokale Fußballvereine eine hohe Verantwortung und Vorbildfunktion: gegenüber der Jugend, den Fans und der Gesellschaft. Und wenn „Weltfußballer“ wie Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi sich gegen Gewalt und Rassismus aussprechen, wirkt diese Botschaft quer durch alle sozialen und kulturellen Schichten. Der respektvolle, faire Umgang mit der Umwelt und brennenden sozialen Themen, entfaltet eine besonders große, positive Signalwirkung – weit über das eigentliche Fußballspiel hinaus. „Gerade Sportler haben eine wichtige Vorbildwirkung in der Gesellschaft. Dessen sind wir uns bewusst und stellen daher auch hohe Ansprüche an unsere gesamte Mannschaft,” betont Marketing-Leiter Dietmar Kurzawa vom österreichischen Fußballverein Austria Wien. „Der Respekt vor der Umwelt, die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, Toleranz, soziales Engagement und die Förderung der Jugend sind deshalb für uns klar definierte Ziele.” Austria Wien spiegelt den typischen Querschnitt unserer heutigen, multikulturellen Gesellschaft wieder. Mehr als 60 Prozent der Nachwuchsspieler und über 20 Prozent der Betreuer weisen einen Migrationshintergrund auf. Auch „Jahrhundert-Talent“ David Alaba begann seine Karriere bei der Wiener Austria. Grundpfeiler bei der Nachwuchsarbeit des Vereins ist die duale Ausbildung, die neben sportlichen auch die schulische Ausbildung forciert. Themen wie Integration und Toleranz „spielen“ eine tragende Rolle bei der (Bewusstseins-)Bildung. Aus der vor einigen Jahren gegründeten „Austria-Akademie“ stammen mittlerweile schon viele Nachwuchsspieler. Schon im Jahr 2011 hat sich der Fußballklub im Rahmen der Bundesliga-Initiative „Nachhaltig am Ball“ einem Nachhaltigkeits-Check unterzogen. Dabei erfolgte eine Bestandsaufnahme der ökologischen und sozialen Aspekte, die seitdem weiter entwickelt und optimiert werden. Seit einigen Jahren engagiert man sich auch länderübergreifend bei der „Scort Foundation“ („The Football Club Social Alliance“) Gemeinsam mit internationalen Klubs wie „Werder Bremen“, den Queens Park Rangers oder „FC Basel“, geht es unter anderem um die Ausbildung von Trainern in Krisengebieten, um Kinderfußball in Kriegsgebieten oder die Integration junger Mädchen im Fußball. Für die nächste Saison 2014/2015 hat sich die Wiener Austria nicht nur in Sachen Fußball einiges vorgenommen: Zahlreiche Maßnahmen, wie etwa die Optimierung des Abfallmanagements, der Aufbau einer nachhaltigen Beschaffung, neue Angebote im Rahmen der Jugendarbeit – verstärkt auch für Mädchen – sowie der Einsatz von Photovoltaik-Anlagen und die Reduktion der Belastungen für Anrainer sind geplant. Mit der Teilnahme am „ÖkoBusinessPlan“ und der Erstellung einer Nachhaltigkeitsbroschüre, wurden weitere, vertiefende Maßnahmen in die Wege geleitet. Wie hoch die Vorbildwirkung im Fußball ist, zeigen Weltstars wie Messi & Co., die Millionen Menschen auf der ganzen Welt für den „fairen“ Fußball begeistern. Fußball kann aber auch weit über den Spielfeldrand etwas bewegen: in der Gesellschaft, im interkulturellen Dialog und im respektvollen Miteinander. „Die schönste Nebensache der Welt“ hat die unvergleichliche Kraft bis in den hintersten Winkel unserer Gesellschaft vorzudringen – dies sollte noch viel stärker „ausgespielt“ werden. Und jetzt: „Raus aufs Spielfeld…“ www.fk-austria.at www.scort.ch/de www.oekobusinessplan.wien.at „The Football Club Social Alliance“ (Scort Foundation): vereint europäische Fussballclubs, wie Austria Wien, Werder Bremen oder die Queens Park Rangers, die sich gemeinsam sozial engagieren. Im Mittelpunkt steht die Ausbildung junger Menschen in Entwicklungsgebieten und Krisenregionen. Instruktoren der Profi-Fussballclubs bilden sie zu qualifizierten Kinderfussballtrainern und Vorbildern aus und inspirieren sie zu sozialem Engagement mit benachteiligten Kindern ihrer Gemeinden und Dörfer. Alle Fotos stammen vom „Scort-Foundation”-Projekt der Wiener Austria in Sri Lanka / 2013
Helmut Wolf
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