Die Kernphilosophie des „Bruttonationalglücks“ ist seit 2008 im südasiatischen Staat Bhutan in der Verfassung verankert - und gilt als globale Alternative einer neuen (Wirtschafts-)Welt: Wohlstand nicht nur alleine in Wachstumszahlen messen. Ein Gegenmodell zu unserem derzeitigen Wirtschaftssystem... Sinnvolle, umweltbewusste Tätigkeiten. „Wir brauchen soziale und umweltbewusste Zukunftsperspektiven", sagt Karma Yonten. Der 30jährige Unternehmer hat in Bhutan die Müll- und Recycling-Firma „Green Away“ gegründet. Für seine Firma hat er 2013 eine internationale Auszeichnung für „Umweltbewusstes Unternehmertum“ bekommen. Und betont: „Ich lege großen Wert auf Umweltschutz und die Erhaltung unserer Erde. Das macht meine wirtschaftliche Tätigkeit sinnvoll.“ Bruttonationalglück statt Bruttoinlandsprodukt. Wie Karma Yonten (Foto links) mit seiner nachhaltigen Firmenphilosophie, folgen auch viele andere Unternehmen in Bhutan den Weg des „sozialen Unternehmertums“. Die Abkehr vom zerstörerischen Turbokapitalismus ist aber nicht nur auf ein paar idealistische Unternehmer eingeschränkt. Der Weg zum „Bruttonationalglück“ (BNG) steht im politischen Zentrum der parlamentarischen Demokratie in Bhutan. Seit 2008 ist das BNG auch in der Verfassung verankert. „Viele Länder haben ihre Kultur, ihre Werte, ihre Souveränität und ihre Umwelt dem Wirtschaftswachstum geopfert“, sagt Jigme Thinley, ehemaliger Premierminister von Bhutan. „Dieses ruhelose Streben nach immer mehr Wachstum bedroht unsere Umwelt, von der wir Menschen abhängen“. Die internationalen Regierungen und Wirtschaftsbosse, so Thinley, müssen sich ganz klare Vorstellungen von den Zielen machen. Und diese können nur in einem neuen, wertebasierten Wirtschaftssystem liegen – dem „Bruttonationalglück“. 55 Prozent sind „sehr glücklich“. Das wichtigste Merkmal des Bruttonnationalglücks: materielle und nicht-materielle Werte haben den selben Stellenwert in der Gesellschaft. Laut einer Umfrage im Jahr 2010 in Bhutan gaben 55 Prozent der Befragten an „sehr glücklich“ zu sein. Etwa 70 Prozent der Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft. Vor drei Jahren verkündete die Regierung langfristig nur mehr Bioprodukte produzieren zu wollen. Das Ziel: ab 2020 soll nur mehr organische Landwirtschaft betrieben werden. „Der Umsatz eines Unternehmens kann nicht das einzige Kriterium sein“, sagt Bhutans derzeitiger Premierminister Tshering Tobgay. Natürlich sei Umsatz für eine gesunde Firma wichtig, so der Harvard Absolvent und Verwaltungswissenschaftler. Aber: genau so wichtig sind Faktoren wie das Wohlbefinden der Mitarbeiter, der Umweltschutz und das Zusammenwirken zwischen Wirtschaft und Gesellschaft. Dies zähle zum Fundament einer zukunftsorientierten Unternehmenskultur. „Man braucht weder drei Autos noch drei ipads, um glücklich zu sein“, sagt eine junge Studentin auf einem Kongress in Bhutan. „Es geht darum Zufrieden sein mit dem, was man hat...“. Klingt im Grunde ganz einfach, oder…
Video-Tipp: Text: Helmut Wolf
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