Digitale Nomaden? So nennen sich jene ortsunabhängigen Menschen, die ihr „mobiles Büro“ zwischen Strandbars mit WI-FI-Anschluss und „Coworking-Spaces“ aufbauen. Johannes Völkner ist einer von ihnen... „Das ist gute Lebensqualität für wenig Geld“, umschreibt Johannes Völkner kurz und knapp jenen besonderen Vorteil und Reiz des „Digitalen Nomadentums“. Seit über 10 Jahren lebt der gebürtige Deutsche nicht länger als ein halbes Jahr an einem fixen Ort. Mit Laptop und Rucksack pendelt er zwischen schönen Regionen Asiens, Europas und Südamerikas. Seinen Unterhalt verdient Völkner mit Kundengeschäften, die er Online abwickelt. Das Leben ist zu kurz, um es im Büro zu verbringen. Deshalb: lieber weniger, dafür produktiver arbeiten. So in etwa lautet das Credo von Johannes Völkner und einer anwachsenden Zahl von Digitalen Nomaden, die aus ihren (nicht mehr ganz so) sicheren und gewohnten Strukturen und Gewohnheiten ausbrechen. Zur „Anleitung“ geriet dabei Timothy Ferriss` Buch: „Die 4-Stunden-Woche“. Der Bestseller wurde Wegweiser für eine Flucht aus dem Hamsterrad des Alltags und ein Manifest für eine neue Gewichtung zwischen Leben und Arbeiten. Wie und warum wird man Digitaler Nomade? „Ich möchte mich nicht von fixen Arbeitszeiten oder gesellschaftlichen Erwartungen dominieren lassen“, sagt Völkner. Arbeit sei nicht mehr an einem fixen Platz oder Ort gebunden. Die Freiheit zu haben in Asien oder Südamerika den Laptop an einem Strand aufzuklappen, in Bali im Meer baden zu gehen oder einige Monate in Rio de Janeiro zu verbringen, sei für ihn ein unvergleichliches Lebensgefühl. Vorrausetzung bei alledem: WI-FI- und Strom-Anschluss. Mehr Zeit, mehr Geld, mehr Leben. „Eine der besten Dinge ist: du kannst mit 1.000 Dollar Monatseinkommen gut leben“, ist Völkner überzeugt. Seine rund zehnjährige Erfahrung als Digitalnomade hat gezeigt, dass die Lebenserhaltungskosten vor allem in Südostasien und Südamerika viel niedriger sind als in Europa oder Nordamerika. Und das bei gleichzeitig hoher Lebensqualität. Gleichzeitig sinkt bei diesem Lebenskonzept auch das Bedürfnis nach materiellen Dingen. Schließlich sollen alle Sachen wieder in den Rucksack passen, wenn man zum nächsten Ziel weiterzieht. WI-FI Anschluss im dunklen Hotelzimmer. So romantisch und abenteuerlustig das Lebenskonzept dieser modernen Vagabunden mit Laptop erscheint, es gibt auch Kehrseiten. „Oft musst dem Strandfeeling und der Hitze entfliehen, um einen guten WI-FI-Anschluss in einem dunklen Hotelzimmer zu finden, wenn die Arbeit zeitgerecht erledigt werden muss“, hält Völkner mit den Herausforderungen nicht hinterm Berg. Auch bei Krankheiten kann es schwierig werden produktiv zu sein. Krankenversicherungen gibt es keine für diese globale Digital Community. Kollege im Nebenzimmer oder tausende Kilometer entfernt. Mag diese Art des ortsunabhängigen Arbeitens für viele Menschen utopisch klingen, so zeigt sich bereits heute: die Arbeitswelt „entmaterialisiert“ sich zusehends. Die durchgehende Vernetzung und der Ausbau der mobilen Kommunikation macht es möglich, völlig unabhängig vom eigenen Standort auf Daten zuzugreifen oder sie zu übermitteln. Ob der Kollege nun im Nebenzimmer oder tausende Kilometer entfernt sitzt, ist egal. Büros und Teams sind virtuell geworden, Prozesse verlaufen unabhängig von örtlicher und räumlicher Präsenz. Bedürfnis nach Flexibilität. Studien belegen das zunehmende Bedürfnis vieler Menschen nach Flexibilität bei der Arbeit - und Work-Life-Balance. Laut dem Arbeitsministerium in Deutschland wünscht sich jeder zweite Bürger mehr Flexibilität. Bei den 20 bis 35jährigen ist Selbstbestimmung sogar das höchste Ziel eines erfolgreichen Lebens. Danach folgt der Wunsch „das Leben zu genießen“. Im Fokus stehen flexible Arbeitszeiten, flache Hierarchien und der Grundsatz: lieber auf ein höheres Gehalt und Sprünge in der Karriereleiter verzichten, als auf Work‐Life‐Balance. „Es ist viel einfacher als man denkt, so zu leben und arbeiten“, schmunzelt Digitalnomade Johannes Völkner. Man muss sich nur drüber trauen. Tipps und Anregungen, wie man mit dieser multilokalen Lebens- und Arbeitsweise Geld verdient, gibt er auf seiner Website WebWorkTravel. Auch Workshops werden dabei angekündigt und veranstaltet. Surfen im Internet und im Meer. Neben dem Vernetzen von Digitalnomaden belohnt sich Völkner dann mit viel Freizeit und seiner großen Leidenschaft: dem Kitesurfen. Surfen im Internet und im Meer, eine besonders reizvolle Kombination... Web-Tipp: www.webworktravel.com Buch-Tipp: „Die 4-Stunden-Woche" Von: Timothy Ferriss 352 Seiten Erschienen bei: Ullstein Verlag Quelle: Die Zeit Text: Helmut Wolf
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