Leben in einem Auto? Oder vielmehr: auf einem Auto. Thilo Vogel lebt seit über zwei Jahren in einem Ford Mondeo mit Dachzelt. Und er ist noch immer glücklich mit der Entscheidung. Warum Dachzelten für ihn Freiheit und Naturverbundenheit bedeutet - eine Reportage! „Irgendwann habe ich mich gefragt: Will ich wirklich so weiterleben?“, sagt Thilo Vogel. Die Wohnungskosten, die Arbeitsbelastung, der Stress - ist das nicht zu viel von allen?“ Neben seinem Beruf (als Fotograf) gab es immer weniger Zeit: Zeit, um erholsame Pausen einzulegen. Zeit, um Gedanken zu ordnen. Oder einfach nur Zeit, um zu Leben und zu genießen. Irgendwann hat Vogel angefangen seine Sachen Stück für Stück zu reduzieren. Und was bei der Aussondierung in der Küche begonnen hat, hat sich schließlich auf das gesamte Wohnungsinventar ausgedehnt. Am Ende stand seine Entscheidung fest: „Ich brauche keine Wohnung mehr, ich ziehe ins Auto – mit Dachzelt“. Die Entscheidung über den Einzug ins Auto. „Es war kein schlimmer Schicksalsschlag, der mich ins Auto „gezwungen" hat“, sagt Thilo Vogel schmunzelnd. Im Gegenteil: Sein Einzug in das Auto, genauer in das Dachzelt seines Ford Mondeos, war von langer Hand geplant, so der deutsche Maschinenbauingenieur und Fotograf. „Es war eine logische Konsequenz aus all meinen Ideen, Erfahrungen, Erlebnissen“, betont Vogel. Er habe beim Umzug in das Dachzelt einfach umgesetzt, was sein Bauch gesagt hat, beteuert er. Motto: Raus aus der Komfortzone - „einfach tun!“. Und auch wenn es in den mittlerweile fast zweieinhalb Jahren als „Dachzelt-Nomade“ bei weitem nicht immer einfach war, so sei er bis heute mit seiner Entscheidung zufrieden und glücklich. Warum in ein Dachzelt? „Dachzelten ist irgendwie besonders“, sagt Thilo. Es ist drinnen, aber trotzdem draußen. Es ist ein Raum, und doch kein Raum. Es ist Zelten, und doch kein Zelten. Es ist geschützt und dann doch irgendwie offen. Und: Es ist alleine und doch irgendwie verbunden. Privat, aber irgendwie auch öffentlich. Vor allem ist es für ihn ein Lebensgefühl. Anders als ein klassischer Camper, ist Dachzelten ein Ausdruck, eine Einstellung, eine Form der Freiheit. „Dachzelten heißt für mich leben, atmen, spüren und genießen. Das macht es so besonders“, umschreibt „Thilo vom Dach“ die Faszination dieses Lebenskonzepts. 11.000 „Dachzeltnomaden-Fans“. „Irgendwann habe ich mich gefragt, ob es nach andere Verrückte wie mich gibt“, lacht der Dachzelt-Nomade in Vollzeit. Aus einer Laune heraus hat Vogel eine Facebook-Gruppe mit der Bezeichnung „Dachzeltnomaden“ gegründet. Und siehe da: Das Feedback war enorm. Rund 11.000 „Dachzeltnomaden-Fans“ haben sich mittlerweile auf der Social Media-Plattform versammelt. Die Dachzelt-Community trifft sich regelmäßig, tauscht sich aus. Beim jährlichen „Dachzelt Festival“ gibt es Workshops, Vorträge, Outdoor-/Offroad-Tipps – und viel gute Laune. „Es kommen auch Leute vorbei, die kein Dachzelt haben. Vielen geht oft nur darum, ein wenig an diesen spannenden Lebensgefühl Teil zu haben“, sagt Dachzelt Festival-Organisator Thilo Vogel. Günstig und einfach zu montieren. Auch wenn die Anschaffung neuer Dachzelte eine durchaus hochpreisige Investition sind. „Dachzelte haben einen geringen Wertverlust. Sie müssen kaum gewartet und gepflegt werden“, sagt Vogel. Auf Fähren, Campingplätzen, Parkplätzen oder Mautstraßen, zahlt man meist den niedrigeren Tarif. Einmal auf dem Autodach montiert, erhöhen Sie den Spritverbrauch des Autos nur minimal. Zudem kann man Dachzelte gebraucht kaufen oder mieten. Ein weiterer Vorteil: Dachzelte sind schnell montiert und passen auf (fast) jedes Auto. Das einzige was man braucht, sind: passende Träger. „Zwei Personen, eine 3/4 Stunde Arbeit und das Abenteuer kann beginnen“, sagt Vollzeit-Dachnomade Vogel. Keine wilde Technik sei dies, betont er. Und nichts, was man nicht nach einer kurzen Einführung versteht oder sich selbst erklärt. Die Freiheit, die Naturverbundenheit... „Es gibt selten Menschen, die das Zelten auf dem Autodach überhaupt nicht mögen“, hat Vogel nach über 2 Jahren zumeist positive Erfahrungen mit der Umgebung gesammelt. „Die erste Nacht ist meist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Zu viel Ablenkung, zu viele Geräusche, die man sonst drinnen nicht hört. Aber wenn sich der Kopf beruhigt und man abschalten kann, dann wird es lustig“. Die Freiheit, die Naturverbundenheit, das „Einssein“ mit sich und dem Drumherum, das sind die Besonderheiten dieses Lebenskonzepts.
„Kein Tag ist wie der andere. Und jede Nacht ist anders“, sagt Thilo Vogel. Einmal ist es trocken, dann feucht. Einmal laut, dann leise. Einmal aufregend, ein anderes Mal entspannt. Einmal hart, dann kuschelig. Einmal romantisch, und dann wieder echt mühsam. Thilo Vogel bringt das Dachzeltnomaden-Dasein so auf den Punkt: „Da ist alles drin. Und das Beste: Man weiß vorher nicht was kommt“. Jeder Tag als Überraschung, als Abenteuer - als neue Perspektive. So aufregend kann Leben sein... Web-Tipp: www.dachzeltnomaden.com Fotos: Dachzeltnomaden, Facebook Text: Helmut Wolf
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