Ein eigener Garten. Ein sonniges Plätzchen vor der Haustüre zum Durchatmen. Entspannen oder Gärtnern – für manche selbstverständlich, für andere ein ferner Traum. Genau dies will die Initiative Meine.Deine.Gartenzeit ändern, indem sie Menschen mit und ohne Garten in der Nachbarschaft zusammenbringt. Nina Panholzer und Claudia Gilhofer im Interview über Genussmomente im Grünen und das Glück, anderen Leuten Freude zu bereiten! Liebe Nina, liebe Claudia – in den letzten Monaten der Krise hat sich sehr klar gezeigt, wie wichtig Freiräume im Grünen für uns alle sind. Wenn kein eigener Garten vorhanden ist, und öffentliche Räume gemieden werden sollen, werden die eigenen vier Wände, vor allem in der Stadt, schnell sehr eng. Warum ist der Aufenthalt im Grünen so wohltuend für die meisten Menschen? Nina Panholzer: Für mich bedeutet ein Aufenthalt im Grünen pure Entspannung, so auch in meinem Garten. Ich nehme eine leichte Brise wahr, rieche das frisch gemähte Gras, höre das Zirpen der Grillen und das Plätschern des Baches und merke, wie ich ruhiger werde. Für mich ist das ein Miniurlaub in meinem sonst recht dichten Alltag. Claudia Gilhofer: Ich bin in einem Haus mit Garten aufgewachsen und für uns Kinder war es eine Selbstverständlichkeit, viel Zeit draußen in der Natur zu verbringen und der Fantasie freien Lauf zu lassen. Obst direkt vom Baum zu pflücken oder Karotten frisch aus dem Gemüsebeet zu knabbern – damals war das nichts Besonderes. Heute weiß ich, welches Glück wir hatten. Gartenzeit ist für mich Wellness für die Seele. Jeder sollte sich das von Zeit zu Zeit gönnen können. In eurem Projekt Meine.Deine.Gartenzeit vernetzt ihr Menschen, die einen Garten haben und ihn unentgeltlich zur Verfügung stellen wollen, und solche, die gerne mehr Zeit im Grünen in ihrer Nachbarschaft verbringen würden. Wie können wir uns das in etwa vorstellen? Nina Panholzer: Unser Prinzip ist recht einfach: Die einen bieten einen Garten auf Zeit an, die anderen suchen einen. Voraussetzung dafür ist lediglich eine Registrierung auf unserer Plattform. Die erste Kontaktaufnahme erfolgt, sofern gewollt, noch anonym. Die beiden Parteien entscheiden, wann und in welcher Form sie Daten austauschen möchten und wie die nächsten Schritte sind. Das ist ganz individuell, die Leute machen sich das direkt aus. Ich vereinbare zum Beispiel immer einen Kennenlern-Termin in meinem Garten, um zu sehen, ob die jeweiligen Erwartungen zusammenpassen. Momentan habe ich fünf Interessierte. Am Sonntag schicke ich die freien Optionen der Woche aus und jeder kann sich eintragen. Das funktioniert super unkompliziert. Claudia Gilhofer: Ja, genau. Der Garten ist praktisch das Wohnzimmer der Gartenteilenden. Bei den einen dürfen Hund und Katz auf die Couch, bei den anderen werden Straßenschuhe eingesammelt und Hausschuhe verteilt. Darum macht es Sinn, wenn Gastgeber und Gast vorab die Regeln besprechen, die beiden helfen, sich wohl zu fühlen. Was bewegt Menschen dazu, ihr Privileg eines eigenen Gartens zu teilen? Nina Panholzer: Ich glaube, auch hier sind die Zugänge unterschiedlich. Ich finde aber, beide Seiten profitieren. Ich habe bei meinen Gartensuchenden welche dabei, die im Garten gerne auch aktiv sind und zum Beispiel Rasen mähen wollen. Ich habe wenig Zeit und bin froh, wenn mir jemand hilft. Claudia Gilhofer: Es gibt wohl so viele Beweggründe, wie es Gärten gibt. Jeder hat seine individuelle Geschichte. Aber ich denke, ein Impuls eint alle Gartenteilenden: es ist so einfach, anderen eine Freude zu bereiten. Gerade finanzschwache Menschen und Familien, die auf kleinem Wohnraum ohne Gartenzugang leben, sind häufig auch in gewisser Weise vom sozialen Leben ausgeschlossen. Wie könnten diese Menschen besser erreicht werden, um auf euer Projekt aufmerksam zu werden? Nina Panholzer: Unser Projekt, so viel stand für uns von Anfang an fest, ist nicht nur während der Corona-Zeit aktuell. Wir haben erst vor wenigen Monaten gestartet und haben noch viele Ideen, wie wir unser Projekt bekannter machen und unser Pflänzchen wachsen und gedeihen lassen. Das Schöne ist, dass uns vieles schon gelungen ist, denn mittlerweile erhalten wir aktiv Anfragen. Claudia Gilhofer: Wir sind eine private Initiative und freuen uns über jede Form der Unterstützung, die uns zu mehr Reichweite verhilft. So hoffen wir auch jene Menschen und Familien erreichen zu können, die eine Auszeit in einem privaten Garten am dringendsten brauchen. Damit der Weg zum nächsten Garten nicht zu weit ist, wünschen wir uns aber auch noch mehr Gartenbeiträge. Wir verzeichnen auf unserer Plattform viele Gartensuchende, allerdings finden noch nicht alle einen Garten in ihrer Nähe. Ich denke, wenn wir es schaffen, eine umfangreichere Auswahl anzubieten, hilft es auch mögliche Barrieren abzubauen. Zeit unter freiem Himmel und Sonnenbaden sind natürlich schön, aber nicht die einzigen Aspekte eines Gartens – wer seinen Freiraum gestalten kann, hat darüber hinaus ein entspannendes Hobby und die Möglichkeit, sich selbst mit frischen Lebensmitteln zu versorgen. Könnte community gardening nicht ein schöner Nebeneffekt eures Projekts werden? Nina Panholzer: Community gardening ist sicher nicht die zentrale Idee unseres Konzeptes. Auch meine Gartensuchenden unterstreichen dies. Sie wollen eine Auszeit nur für sich – ihnen geht es nicht um ein gemeinschaftliches Erleben, sondern eine private Erholungspause in der Natur. Sollte sich bei anderen so etwas entwickeln, dann ist das wunderbar. Claudia Gilhofer: Natürlich sind auf unserer Plattform auch Gärten willkommen, die solche Möglichkeiten bieten. Es ist schön, wenn sich Menschen finden, die die gleichen Interessen teilen. Was ist für dich/euch ganz persönlich das Schönste an der (gemeinsamen) Gartenzeit? Nina Panholzer: Das Feedback meiner Gartensuchenden – hier ein Beispiel: Liebe Nina, Gestern war ich 2 Sunden in deinem Garten und habe es sehr genossen! DANKE !!! Bin im Sessel gesessen, hab ein Buch gelesen und zwischendurch ein wenig gedöst. Meist war es sonnig, zwischendurch ein paar Wolken und eine leichte Brise. Deine Katze hab ich nicht gesehen, aber ein schwarzes Eichkätzchen hat mich besucht, hat ein wenig vor mir herumgeturnt und ist dann wieder in den Bäumen verschwunden. Auch im Wasser bin ich ein Stück gegangen. Es war total erfrischend. Da ich ja am Mi vorm wieder da bin würde ich gerne den Rasen mähen wenn du das möchtest. Wünsche Dir einen schönen Tag! Liebe Grüße Claudia Gilhofer: Die Gartenzeit aktiviert alle Sinne. Wenn man sich darauf einlässt, ohne Ablenkung mal nur dem Sound der Natur zu lauschen, fühlt man sich nach fünf Minuten schon wie ein neuer Mensch. Ich verbinde viele schöne Erinnerungen mit Gärten und finde, man sollte nie aufhören weitere zu sammeln. Web-Tipp: www.gartenteilen.at Interview & Fotos: Sarah Langoth
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