„Ownhome“. So nennt Klemens Jakob, 60, das autarke Hauskonzept. Jakob lebt seit rund 3 Jahren in einem 18 m2, nicht-mobilen „Tiny House“. Es geht ihm aber nicht nur um nachhaltige Architektur, sondern ebenso um Gerechtigkeit, Naturnähe und „Autarkie für alle“... „Ich bin das vierte von fünf Kindern. Da hat sich ein gewisser Gerechtigkeitssinn ausgeprägt“, schmunzelt Klemens Jakob. Eine Tafel Schokolade wurde da immer gerecht unter allen Geschwistern aufgeteilt. Gerechtigkeit – ein großes Wort. Das weiß auch der deutsche Baubiologe, Lebenskünstler und „Weltenretter“, wie er sich selbst bezeichnet. Bei einer Reise auf die Philippinen, wo viele Menschen täglich ums Überleben kämpfen müssen, wurde ihm das globale Ungleichgewicht drastisch vor Augen geführt. Die „Welt“ sah für ihn danach anders aus... Nach einer drei monatigen, unbezahlten Auszeit auf einer Insel in der Südsee, stand für ihn fest: Er muss sein Leben (als damaliger Post-Angestellter) ändern. Und er möchte „Gerechtigkeit ermöglichen“, wie Jakob seine Lebensphilosophie umschreibt. Er baut sich einen Anhänger für sein Fahrrad und radelt quer durch Europa. Mit seinen „Post-Ersparnissen“ und nur jenen Dingen, die er bei sich hat. Damit möchte er zeigen, wie wenig man zum Leben braucht – und trotzdem zufrieden sein kann. „Ein Knäckebrot war ein Festmahl“, lacht er. Als „finanzielles Backup“ dient ihm sein Talent seit dem Kunststudium Porträtzeichnungen anfertigen zu können... Zwei Faktoren wurden auf dieser „Fahrrad-Reise“ zu seinen wichtigsten Erkenntnissen: Ausreichend Zeit zu haben. Und: genau das zu tun, was sich für einen persönlich gut anfühlt. Sich als Teil der Natur, des Ganzen zu fühlen, ohne ausbeuterischen Lebensstil. Viele Menschen, die er auf seiner Reise getroffen haben gesagt: „Wow, toll, ich würde das auch gerne machen. Aber...“. Für Klemens führte dieses „Lebensexperiment“ zu einer Richtungsentscheidung: Er will ein nachhaltiges Leben führen, dass alle Lebewesen mit einschließt. Das Thema Wohnen sollte dabei zu einem Schlüsselfaktor werden. Motto: Ein gutes und komfortables Leben führen, auch bei geringem Verbrauch an Ressourcen und Energie... „Der Gedanke der globalen Gerechtigkeit ist der Ursprung vom Konzept Ownhome“, sagt Jakob. Und der Grundgedanke: In der Natur leben zu wollen. Das bedingt auch einen Wohnraum aus natürlichen Materialien. Gemeinsam mit einem großen Netzwerk innovationsfreudiger Helfer startet er 2016 das Projekt Ownhome: Das „Ownhome“ ist im Wesentlichen ein „komplett geschnürtes Paket“ an. Der Bausatz besteht aus: Holzkonstuktion, Dämmung und der kompletten Technologie, die in dem autarken Haus nötig ist. Jeder sollte das - auch ohne detaillierte Fachkenntnisse - selbst aufbauen können. Ein Haus für ein gutes Leben. Aus nachhaltigen, gesunden Baumaterialien, das seine Energie selbst erzeugt, einen unabhängigen Wasserkreislauf hat und einen „weltgerechten Lebensstil“ ermöglicht. Seit Herbst 2017 bewohnt Jakob ein 18 m2 großes Ownhome am Ortsrand von Isingen (Baden-Württemberg). Jakob hat dieses nicht-mobile Tiny-House mit Hilfe von Freunden komplett selbst aus Holz, Kalk und Lehm gebaut. Innen bietet es eine drei mal sechs Meter große Wohnfläche. Dazu kommt ein Wintergarten-Gewächshaus an der Südseite, in dem Klemens Jakob Obst und Gemüse anbaut. Dort findet auch eine „Aquaponik-Anlage“ Platz, die die Aufzucht von Fischen in Aquakultur mit der Kultivierung von Nutzpflanzen mittels Hydrokultur verbindet. Das Regenwasser wird gesammelt, gereinigt und für Waschen, Duschen und Reinigen genutzt. Strom wird mit einer Photovoltaik-Anlage mit Stromspeicher erzeugt. Damit Klemens Jakob warm duschen kann, hat er einen „Badeofen“, der gleichzeitig als Wasserboiler fungiert. „Ich möchte so bedingungslos wie möglich leben,“ sagt Klemens Jakob. Das bedeutet für ihn: Bedingungslos in Bezug auf das, was er verbraucht. Und das soll nicht mehr sehr sein „als das, was mir bei einer gerechten Verteilung zusteht“. Die Kosten für sein 18 m2 liegen bei rund 60.000 Euro: 12. – 15.000 Euro für Holzbausatz und Dämmmaterialien. 8.000 Euro für Holzfenster und -türen. Rund 5.000 Euro für die Energieautarkie mit Modulen, Speicher, Laderegler usw. Und etwa 10.000 Euro für die Wasserautarkie - mit Wassertanks, Filtersystem usw. Maßgeblich dabei sei es, die Folgekosten bzw. laufenden Fixkosten so gering wie möglich zu halten. „Autarkie für alle“ - ein wichtiger Aspekt, genauso wie Leistbarkeit und Gerechtigkeit.
„Wie kann ein weltgerechter Lebensstil aussehen?“, fragt sich Klemens Jakob. Mit dem Ownhome scheint er jedenfalls schon einen wichtigen Baustein dafür gefunden zu haben. „Wir sind nicht nur Opfer von Umständen“, ist er sich sicher. „Wir kreieren die Welt um uns“. Und das sollten wir am Besten aus natürlichen Materialien machen. „Alles, was aus der Erde kommt, ist für uns Menschen gesund“. Es könnte so einfach sein... Web-Tipp: https://ownworld.org Quellen: Vielen Dank an Maike Schäbitz und ihren feinen „Ich Wir Alle“-Podcast; Wohnglück Fotos: Ownworld Text: Helmut Wolf
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