Die 100 Euro-Wohnung? Der Wohnraum der Zukunft ist preiswert, klein und mobil. Davon ist Architekt Van Bo Le-Mentzel, 41, überzeugt. Er definiert eine neue Bau- und Wertekultur. Eine Reportage! Wie wollen wir zukünftig leben? Und: wie Wohnen? Viele Menschen stellen sich diese Fragen. In Zeiten ansteigender Mietkosten und knappen Wohnraum in vielen Städten, wird „leistbares Wohnen“ zum zentralen Schalthebel der Zukunft. Möchte man die Herausforderungen in den nächsten Jahren meistern - und soziale Anspannungen verhindern -, so braucht es: neue Ansätze und Lösungen. „Manchmal können kleine Ideen helfen, die ganz großen Fragen zu beantworten“ sagt Van Bo Le-Mentzel. Der deutsche Architekt, mit Wurzeln im südostasiatischen Laos, weiß als ehemaliger Flüchtling genau, dass bezahlbarer Wohnraum Perspektive und Sicherheit für Menschen schafft. „Wohnraum für alle Menschen in Europa“. „Wir brauchen Räume, die sich vom Eigentum entkoppeln“, ist der deutsche Architekt Van Bo Le-Mentzel überzeugt. So wie Wasser oder Bildung, sollte Wohnraum allen Menschen in Europa zur Verfügung stehen. Le-Mentzel beschäftigt sich seit Jahren mit alternativen Lebens- und Wohnmodellen. Bekannt wurde der Architekt durch die Entwicklung der „Hartz-IV-Designermöbel“: Selbstbau-Möbel mit geringem Kostenaufwand. Als Kurator des „Bauhaus Campus Berlin“ präsentiert er nun (bis März 2018) seine Vorstellungen einer „preiswerten, partizipativen Bau- und Wohnkultur“. Der Grundansatz: die sogenannte „Tiny House“- oder „Co-Being House“-Kultur, wie Le-Mentzel es nennt. ![]() Für Aufsehen hat das Projekt „100-Euro-Wohnung" gesorgt (Foto links). Le-Mentzel hat dabei eine städtische Wohneinheit kreiert, die als Tiny House/Co-Being House angelegt ist und Teil eines „gemeinschaftlichen Wohnens“ dienen soll. Das Konzept: Menschen können gemeinsam unter einem Dach in einzelnen Wohnungen leben, von denen die Kleinste nur 100 Euro Miete pro Monat kosten soll. Die 6,4 m² (2 x 3,20m) kleine, auf einen Anhänger aufgestellte Wohnung umfasst Küche, Bad(!), Büro, Schlafzimmer und Wohnstube. Die 100–Euro–Wohnung ist als Mehr-generationenhaus angelegt und kann - dank flexibler „Harry–Potter–Wände“ - auch anwachsen. Ziel des 100-Euro-Wohnkonzepts: Im Co-Being House sollen Menschen zukünftig auch mit wenig Geld in der Innenstadt leben können. Minihaus nicht größer als ein Parkplatz. „Mein Traum ist es, temporäre Tiny House-Nachbarschaften in brachliegende Innenstadtflächen zu bauen, weil alle Menschen Recht auf Stadt haben“, sagt Architekt und „Karma-Ökonom“ Van Bo Le-Mentzel. Wie diese „Minihaus-Nachbarschaften“ zukünftig aussehen könnten, wird derzeit am Bauhaus Campus Berlin erlebbar gemacht. Dort haben sich verschiedene Akteure mit selbst gebauten „Minihäusern auf Räder“ einquartiert. Keines der Tiny Houses ist größer als ein Parkplatz - sprich 10 m². Initiatoren des Bauhaus Campus Berlin sind neben Van Bo Le-Mentzel mit seinem Kollektiv Tinyhouse University (Kurz: TinyU), verschiedene Gestalter, Bildungsaktivisten und Geflüchtete. Wohnen auf Dächern, „Mindestwohnung“, Foodsharing, Coworking für Geflüchtete, offene Werkstätten... Die verschiedenen Tiny Houses am Bauhaus Campus Berlin widmen sich unterschiedlichen Themenschwerpunkten: vom „Projektcafé Grundeinkommen“ über „Holy Foods House“ mit öffentlichen Foodsharing–Regal, bis hin zur Werkstatt auf Rädern, „Workshop on Wheels“ (W.o.W), wo das Erlernen von Low–Tech–Bautechniken sowie Up–Cycling, Pre–Cycling und Recycling im Fokus stehen. „Konstruieren statt konsumieren“ lautet das Motto von Van Bo Le-Mentzel und seinen Mitstreitern.
Wie baut man eine gerechte Stadt? Wie lebt es sich in den Wohnungen der Zukunft? Und: Wie kreiert man eine sozialere Wirtschaft? Es gibt viele offene Fragen, die es gilt in den nächsten Jahren zu lösen, um den demografischen Wandel, Migrationsströme und Herausforderungen am Wohn- und Arbeitsmarkt in Europa zu bewältigen. Architekt und Ökonom Van Bo Le-Mentzel schwebt jedenfalls eine „bedingungslose Grundwohnung“ vor, die allen Menschen zugänglich gemacht werden kann. Vor allem im Selbermachen und Nachmachen von Minihäusern und Möbel sieht Le-Mentzel das größte Potenzial: „Selber machen heißt Demokratie“, meint er. Und fügt hinzu: „Das ist kein Trend, sondern ein Systemwandel...“ Web-Tipp: www.bauhauscampus.org/tiny-houses Fotos: Georg Moritz (Titelbild), Holy Food House, Retreat Design Respace, Bauhaus Campus Berlin Text: Helmut Wolf
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