Auf engen Raum. Nur mit dem Nötigsten versorgt - und dennoch glücklich? Faszination Campen! Donya Farahani ist eine Woche in ein Wohnmobil gezogen, um den Reiz des Campens zu ergründen. Sie hat ihn gefunden... „Luxus“ der Einfachheit und Reduktion. Georg Wergen arbeitet locker 12 Stunden am Tag. Der zweifache Familienvater leitet einen idyllischen Campingplatz im deutschen Heimbach an der Rur. Ein schöner, grüner Flecken. Direkt am Wasser und Wald gelegen, am Rande des Nationalparks Eifel - Nahe von Köln. Wergen ist am Campingplatz gewissermaßen aufgewachsen. Seine Eltern haben aus dem vormaligen Bauernhof und den Ackerflächen einen Campingplatz gemacht. Georg Wergen leitet den Betrieb mit seiner Familie seit einigen Jahren. Viele Stammgäste, Dauer- und Kurzeitcamper finden sich jedes Jahr aufs Neue hier ein. Sie alle verbindet eines: Der „Luxus“ der Einfachheit und Reduktion. Aber auch das Gefühl familiären Zusammenseins... Was macht die Faszination Camping aus? Warum lieben es so viele Menschen, nur mit dem Nötigsten versorgt zu wohnen? Die deutsche Reporterin Donya Farahani ist für eine Woche in ein Wohnmobil auf den Campingplatz in Heimbach gezogen. Das letzte Mal war sie als Kind auf einem Campingplatz. Quartier bezogen hat sie in einem geräumigen Camper Wohnmobil. Das Ziel ihrer „Fact Finding“-Tour: Was bringt Menschen dazu sich auf engem Raum, zumeist ohne Dusche oder Toilette, einzurichten? Ist es die Sehnsucht nach dem einfachen, friedlichen Zusammenleben? Findet man hier ein - oftmals schon verloren geglaubtes - Gefühl der Gemeinschaft und des sozialen Miteinanders? „Campen – das ist die Freiheit draußen zu sein“, sagt Anneliese Linden, 75. Gemeinsam mit ihrem Mann verbringt sie seit 50 Jahren Frühling und Sommer am Campingplatz. In ihrem Wohnmobil habe sie alles, was sie zum Leben braucht, um glücklich zu sein, sagt Frau Linden: eine kleine Kochnische mit Backofen, Waschgelegenheit, Bio-Toilette, ein schöner Vorbereich zum Grillen am Abend... „Meine Tochter ist hier groß geworden. Meine Enkelkinder sind hier groß geworden. Und jetzt habe ich noch einen Urenkel, der kommt ebenfalls schon am Campingplatz... Die Lindens campen fast den ganzen Sommer über. „Es gibt nichts schöneres, als das Frühstück draußen zu genießen“, schwärmt Frau Linden. Der Campingplatz ist, so sagt sie mit Überzeugung, ihr zweites Zuhause. Schon nach kurzer Zeit am Campingplatz fühlt sich Neo-Camperin Donya in der Gemeinschaft aufgenommen. Sie spielt ein Würfelspiel mit der geselligen Männerrunde, ist beim Grillen mit Familie Linden mit von der Partie, sie plaudert und lacht mit anderen Campern... Hier sind Nachbarn wie enge Freunde, umschreibt Donya das Lebensgefühl. Die einen kommen (mit Zelt oder Wohnmobil), die anderen fahren wieder weiter. Es herrscht der Geist des gegenseitigen Helfens: Ob beim Zeltaufbauen, beim Grillen oder beim Transport einer schweren Kiste... „Zum Erzählen hat man sich sowieso immer etwas“, umschreibt ein langjähriger Camping-Gast den Camping-Spirit. Und da es untertags im Zelt oder Wohnmobil viel zu warm ist, verbringt man die meiste Zeit draußen. Immer umgeben von Gleichgesinnten, von Natur – und von Wohnmobilen. „Entweder man mag dieses Lebensgefühl oder man mag es eben nicht. Die Faszination Campen gibt es für mich nicht“, zeigt sich ein Campingfan aus der Männerrunde überzeugt. Er schlägt jedes Jahr gemeinsam mit seiner Kegelrunde das Zelt am Campingplatz Heimbach auf. Warum er nicht ins gemütliche Hotel zieht? Alleine die Vorstellung, gemeinsam mit hundert anderen Hotelgästen immer zu einem bestimmten Zeitraum beim Essens-Buffet anzutreten, sei für ihn pure Abschreckung. Eine andere Dame erzählt, dass kein Hotel dieser Welt den idyllischen Morgen am Campingplatz, mit Vogelgezwitscher und hoppelnden Eichhörnchen vor der Türe, ersetzen kann...
„Hier blüht man auf“, sagt ein Dauercamper. „Hier habe ich Ruhe, kann tun was ich will - und das alles an der guten Luft. Vor allem findest du hier noch Gemeinschaft.“ Als Kontrast und Anti-Bild gilt die sozial kühle Stadtwohnung oder das unpersönliche Hotel, so die einhellige Meinung. „Auf dem Campingplatz fühlt sich jeder Tag an wie Sonntag - es ist aber Montag“, schmunzelt Kurzzeit-Camperin Donya Farahani. Sie hat nach dieser Woche jedenfalls erfahren, was die Faszination Campen ausmacht: „Es ist die Natur und Gemeinschaft“. Eine besonders reizvolle Kombination, die es gilt jedes Jahr aufs Neue mit Leben zu erfüllen... Video-Tipp: www.wdr.de Fotos: Linda Meiers / WDR Text: Helmut Wolf
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