Wohnen auf 6 qm? In einem selbstgebauten „Tiny House“. Mit nur 18 Jahren hat sich Demian Grimm in der Nähe von Bremen den Traum des naturnahen, unabhängigen Wohnens erfüllt. Ein Interview! „Nur eine Tür aufmachen und in der Natur stehen, das begeistert mich jeden Morgen aufs Neue“, erzählt Demian Grimm. Mit seinen 18 Lebensjahren hat der Deutsche etwas realisiert, was nicht viele (junge) Erwachsene in seinem Alter schaffen: eine Idee, oder vielmehr ein Lebens- Wohnkonzept in die Tat umzusetzen - und ein sogenanntes „Tiny House“ selber zu bauen. Das „Tiny House Movement“ oder „Small House Movement“ ist eine gesellschaftliche Bewegung aus den USA, die das Leben in kleinen Mikro-Häusern propagiert. „Zuvor habe ich auf 30 qm gewohnt, aber ich vermisse mein Jugendzimmer nicht mehr“, betont Demian Grimm, dessen Tiny House auf einem Grundstück in der Nähe von Bremen steht. „Ich kann mir kein besseres Leben vorstellen als auf 6 qm “. Im nachfolgenden Interview spricht er über den Widerstand seiner Eltern, über kostenfreies, autarkes Wohnen und den persönlichen Gewinn dieser kleinteiligen Lebensweise. Lieber Demian, wie bist du auf die Idee gekommen in so ein kleines "Tiny-House" zu ziehen? Zuerst habe ich mir einen Bauwagen gebaut und gedacht: das wird mein Traumhaus. Ich habe 3 Monate in den Bauwagen gewohnt und bin draufgekommen: von den 12 qm Raumfläche nutze ich nur 6 qm. Ich bemerkte: 6 qm reichen zum Wohnen vollkommen für mich aus. Im Winter wird es darin nämlich schneller warm und gemütlich. Dann fand ich im Internet die „Tiny House Bewegung“ aus Amerika. Ich war begeistert, was für schöne kleine Häuser dort mit den Autos durch die Gegend gezogen werden. Ich dachte mir: mit einem Tiny House will ich mobil sein, ohne örtliche Einschränkungen. Aber bei 12 qm und mehr als 3,5 Tonnen Gewicht, ist die Mobilität eingeschränkt. Wenn ein Tiny House dagegen nur 1 Tonne wiegt, bist du wesentlich mobiler. Dann fand ich einen Camper auf einen „Einachser“ mit Anhänger. Mit 18 Jahren in ein selbst gebautes Haus zu ziehen, ist eher ungewöhnlich. Was sagen deine Eltern, deine Freunde dazu? Meine Eltern waren am Anfang dagegen. Sie sagten mir: mache eine ordentliche Ausbildung, gehe einer geregelten Arbeit nach und baue das Tiny House in der Freizeit. Ich habe aber immer weiter am Bauwagen gebaut und ihn schließlich um 10.000 Euro verkauft. Das hat meine Eltern dann doch beeindruckt (lacht). Jetzt ist es eher anders herum: sie brauchen meine Hilfe beim Bauen eines Hauses. Mein Vater will sich ein Gartenhaus bauen, und zeige ihm, wie er die Dämmung richtig anlegen muss. Irgendwer hat einmal gesagt: mach dein Hobby zum Beruf, das ist das Beste was du tun kannst. Und das mache ich. Ich habe gute Freunde, die auch selbständig sind und mich unterstützt haben. Meine Eltern sind jetzt stolz auf mich, weil sie sehen: ich kann professionelle Häuser auf Rädern bauen. Wie hast du das Haus finanziert? In weiterer Folge: Wovon lebst du, was arbeitest du? Ich hatte meinen Bauwagen für 10.000 Euro verkauft. Die Hälfte davon habe ich in das Tiny House investiert. Wovon ich lebe? Ich baue mir ein Online Business auf, mit dem Hintergedanken, ortsunabhängig zu sein und durch digitale Produkte mein Geld zu verdienen. Die digitalen Produkte sollen für mich arbeiten, und nicht ich für sie. Damit tausche ich nicht mehr Zeit gegen Geld ein. Ich weiß schon, damit kann man eben nicht reich werden, weil unsere Zeit begrenzt ist, aber das macht nichts. Da ich am Anfang mit dem Online Business stehe, trage ich jeden Sonntag auch die Zeitung „Weser Kurier“ aus (Arbeitszeit: 2 Stunden). Am Mittwoch dann den „Weser Report“ (Arbeitszeit: 30 Minuten). Zusammen gerechnet sind das 2 Tage, die ich im Monat arbeite - für rund 400 Euro. Vom „Weser Kurier“ bekomme ich zudem kostenlosen Eintritt ins Kino... Was braucht es, um so ein „kleines Haus“ zu bauen? Außer einen starken Willen, benötigst du einen Plan. Ich habe rund 6.000 Euro in einen der besten Coaches für diese Form des Hausbaus investiert, der mich wiederrum zum Profi ausbildete. Wir haben 2 Deals abgeschlossen: einen für den Bauwagen und einen für das Tiny house, in dem ich jetzt wohne. Ich habe gelernt mit den einzelnen Maschinen und Werkzeugen umzugehen, und ebenso Aufbau von meinem Bauwagen und Tiny House. Jetzt habe ich das Gefühl, ich kann so ein kleines Haus alleine bauen. Wenn du einen Plan hast, ist es relativ simpel ein Tiny House professionell aufzubauen. Die Bauanleitung biete ich in meiner OnlineBauSchule an. Wie schnell man so ein Tiny House aufbauen kann, ist sehr individuell. Das kann man mit dem Führerschein vergleichen: alle haben dasselbe Wissen, brauchen aber unterschiedlich lange bis sie den Führerschein in Händen halten. So ist es auch beim Aufbau eines Tiny Houses. Dein Tiny House ist nur für eine Person ausgelegt, mit nur 6 m². Ist das nur etwas für Einzelgänger? Es gibt viele Paare, die in einem umgebauten VW-Bus auch auf 6 qm wohnen und glücklich sind. Natürlich ist das als Außenstehender schwer vorstellbar. Aber wenn du einmal in meinem Tiny House drinnen stehst, fühlt es sich viel größer an. Die Kästen dienen als Stauraum, somit ist bei mir alles in den Kästen. Der Raum bleibt befreit von all den Dingen. Man kann mit 2 Personen hier drinnen wohnen. Und wenn es zu klein sein sollte, baut man eben ein zweites Tiny House und stellt es direkt daneben auf. Die Küche befindet sich „draußen“ - also kann man gemütlich gemeinsam essen und reden. Mit mehreren Tiny Houses kann man eine schöne Gemeinschaft aufbauen und am Ende des Tages kann sich jeder in sein kleines Refugium zurückziehen. Studien belegen, dass der Mensch im Grunde nur 2 qm zum Leben braucht. Luxus und Platz zum Austoben bietet die Natur, quasi das verlängerte Wohnzimmer. Ich würde nicht sagen, dass das Tiny House nur was für Einzelgänger ist. Es lädt eher dazu ein sein Zimmer nebeneinander aufzustellen. Was ist der „Gewinn“ für dich persönlich bei dieser Lebensweise? Der größte Gewinn ist die Naturverbundenheit: ich öffne eine Tür und stehe in der Natur. Das kann beim Wasser sein, wenn man sein Tiny House auf Stelzen über dem Wasser baut, oder auch im Wald, auf einer Wiese oder wo auch immer... Ich liebe die sehr kurzen Wege. Ich stehe mit meinem Tiny House in der Natur, die mein Wohnzimmer darstellt. Zudem befreit mich das Tiny House in finanzieller Hinsicht, und es macht mich ortsunabhängig. Die Naturverbundenheit und diese Form des eigenen, mobilen und autarken Hauses, schätze ich sehr. Dein Lebenskonzept? Naturnahes, ortsunabhängiges und kostenfreies Wohnen - das ist mein Lebenskonzept. Ich wohne in unberührter Natur. Ich habe ein mobiles Zuhause, das mir jederzeit einen Ortswechsel ermöglicht. Der Anhänger ist auf 100 km/h zugelassen, angemeldet und versichert. Ich freue mich jeden Monat, wenn ich von meinen 400 Euro Einnahmen maximal 100 Euro zum Leben brauche. Den Rest von 300 Euro kann ich für meine persönliche Entwicklung und andere Dinge verwenden. Ich bin froh keine Miete zahlen zu müssen oder einen Kredit bei der Bank abzustottern. Man sollte sowie so nichts auf Kredit kaufen, sondern nur Bar bezahlen. Oder eben in einer Mietwohnung leben. Aber dann bist du halt leider nicht mobil... Vielen Dank für das Gespräch! Web-Tipps: www.tinyhouselive.de www.tinyhouselive.de/onlinebauschule/ Interview: Helmut Wolf
11 Comments
Johanna
7/14/2016 01:05:21
Und auf wessen Grundstück "parkt" er...?
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PaddRickStar
7/14/2016 21:58:42
Sieht eher aus, wie ein Landstück! ;-)
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Manuela
7/14/2016 09:32:36
Hallo Demian, Hut ab vor Deinem Mut.... das Konzept finde ich klasse, aber eine frage beschäftigt mich dennoch, bist Du Unfall-und Kranken versichert oder hast Du Dich von all dem auch befreit??
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7/15/2016 15:49:56
Hi, Manuela
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Manuela
7/14/2016 09:32:47
Hallo Demian, Hut ab vor Deinem Mut.... das Konzept finde ich klasse, aber eine frage beschäftigt mich dennoch, bist Du Unfall-und Kranken versichert oder hast Du Dich von all dem auch befreit??
Reply
Manuela
7/14/2016 09:33:44
Hallo Demian, Hut ab vor Deinem Mut.... das Konzept finde ich klasse, aber eine frage beschäftigt mich dennoch, bist Du Unfall-und Kranken versichert oder hast Du Dich von all dem auch befreit??
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Andrea
7/14/2016 11:00:34
Hallo Damian,
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Andrea
7/14/2016 11:00:51
Hallo Damian,
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Julia Christina Heikamp
7/15/2016 07:50:07
Super!
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Nik
4/24/2017 15:54:25
Ein Wohnwagen ist 10mal besser ausgestattet
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Roger Schneider
6/20/2018 16:40:52
Finde ich absolut super weiter so, nicht nur umweltbewusst sondern auch Zukunftsorientiert! bei denn ständigen steigenden Mietpreisen und anderen Kosten ist es eigentlich der beste weg sich vor Ausbeutung stress und aufschwamm von unnödigenja überflüssigen Dinger zu schützen! denn wer in einem Teint Haus lebt hat keinen Platz für nötigen Plunder! Und was das Wc Betrifft ist eine Kompost WC das umweltfreundlichste was es gibt. Und auch ein Dusche mit gefiltertem Regenwasser und solahrstrom ist keine grosse hexerei mehr! Ich bin nun 53 und planen in 7 jähre mein eigenes Teint haus zu bauen, schlicht weil mann nach der Pension kaum noch genug Geld für Mitte und Krankenkasse hat und ich viel weniger Platz brauche (Mus ja alles auch geputzt sein), und ich so erzunabhängig auf reisen gehen kann.
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