Einfach leben. „Mit weniger Dingen, die wirklich bereichernd sind". Selina Strohmann, 24, hat sich bewusst entschieden minimalistisch zu leben – und ist zufriedener denn je, wie sie im Interview erzählt... Liebe Selina, woher kommst du und in welcher Umgebung bist du aufgewachsen? Ich komme aus Deutschland. Aufgewachsen bin ich in einem Dorf in der Nähe von Braunschweig. Ich stamme aus der sozialen Mittelschicht... Du lebst seit rund zweieinhalb Jahren „minimalistisch“. Was bedeutet dieses Lebensprinzip? Ein minimalistischer Lebensstil bedeutet für mich, dass ich ganz bewusst bestimmte Gegenstände besitze. Gegenstände, die ich brauche, nutze - und dich mich glücklicher machen. Mir ist wichtig alles einfach zu halten. Durch diese Einfachheit kann ich viel fokussierter mich und meine Projekte ausleben. Damit gewinne ich aber auch mehr Zeit und kann jene Dinge tun, die ich mir erträume. Minimalismus klingt zuerst einmal nach Verzicht - mitsamt wenig Komfort und Genuss. Stimmt das? Minimalismus ist für mich eine Bereicherung. Denn: ich sortiere alles aus, was ich nicht brauche. Gebe alles weg, was mich belastet und unglücklich macht. Dafür behalte ich nur jene Gegenstände, die ich wirklich brauche, die mich bereichern und so zufriedener machen. Am Schwierigsten waren das Aussortieren bei jenen Dingen mit Erinnerungen, wie Tagebücher usw. Aber: wenn die Gegenstände ein gutes Gefühl bei mir ausgelöst haben, habe ich sie behalten, wenn sie mich traurig, melancholisch oder wütend gemacht haben, kamen sie weg... Bei Lebensmitteln beispielsweise achte ich darauf, bewusst so zu Essen, wie ich denke, dass es mich gesund macht. Ebenso ist es mit Beziehungen und Menschen in meinem Leben: Ich achte besonders darauf, dass mir die Menschen in meinem Umfeld gut tun. Mit diesen Menschen versuche ich auch viel Zeit zu verbringen. Gab es einen bestimmten Anlass, der dich dazu bewogen hat mit weniger Dingen leben zu wollen? Ja, den gab es. Ich war vor einigen Jahren in Griechenland. Ein halbes Jahr habe ich nur mit jenen Sachen gelebt, die in meinem Koffer waren. Als ich nach Deutschland zurückkam, haben mich all die Gegenstände, die ich in der Zwischenzeit nicht genutzt habe, förmlich erschlagen. Zu der Zeit fing ich auch an einigen Leuten auf YouTube zu folgen, die sehr minimalistisch leben. Danach war mein Entschluss klar... Wie kann man sich deinen minimalistischen Lebensstil praktisch im Alltag vorstellen? Beim Wohnen, beim Essen, bei der Kleidung, den Freizeitaktivitäten... Ich miete keine Wohnung mehr. Vorwiegend reise ich. Zudem habe ich einen Rucksack mit sehr „sinnvollen Gegenständen“, mit denen ich meine Grundbedürfnisse abdecken kann. Ich habe eine Zeit lang Lebensmittel „gerettet“ - beim sogenannte „Containern“ oder „Mülltauchen“. Jetzt esse ich aber auch häufiger wieder gekaufte Lebensmittel. Zudem bekomme ich gerettete Lebensmittel aus einem Biomarkt. Meine Kleidung nähe ich mir selber - oder sie ist „Second Hand“, zum Beispiel vom „Umsonstladen“. Ich achte zudem bei meiner Kleidung sehr darauf, dass sie robust gefertigt ist, aus natürlichen Materialien und plastikfrei. Ich besitze zudem nur noch sehr wenig Kleidung... Ungefähr zwei Outfits. Ich sehe mein Leben durchgehend als „Freizeit“. Ich bin selbstständig und gehe dabei dem nach, was mir Begeisterung bringt. Ich teile mir meinen Tag selber ein. Ich kann entspannt essen, achte darauf möglichst ruhig und ohne Stress meinen Tätigkeiten nachzugehen. Dafür sitze ich auch gerne bis in der Nacht an meinen Projekten - und gehe dann zufrieden schlafen. Zudem gehe ich täglich mehrmals Spazieren. Dabei ordne ich meine Gedanken, bekomme mehr Klarheit - und mein Hund seinen Auslauf :) Was ist dir besonders wichtig. Oder anders gefragt: auf was möchtest du nicht verzichten?
Mir ist wichtig, dass meine Liebsten um mich sind! Und: dass ich meine Grundbedürfnisse abdecken kann und an einem für mich angenehmen Ort bin. Die Freiheit zu haben, mein Leben so zu gestalten, wie ich es möchte, aber auch das Wissen, das ich mein Leben in der Hand habe und meinem Gefühl trauen kann, diese Dinge sind mir sehr wichtig! Viele Menschen wollen ihre „Komfortzone“ rund um Haus, Auto, Reisen etc. nicht verlassen, sind aber trotzdem oft nicht so glücklich. Was sagt du so jemanden? Ich stelle Fragen: Was wolltest du schon immer mal tun? Was motiviert dich? Zudem würde ich sagen, dass wenn du anfängst auf dein Herz zu hören und deinen Weg gehst, sich viele neue Möglichkeiten und Türen öffnen. Und dass das Leben ganz viel zu bieten hat... Hast du ein bestimmtes Ziel? Ja, Selbstversorgerin zu werden. Und auch eine Zeit lang komplett aus der Natur und Selbstangebautem zu Essen - am Liebsten mal einen ganzen Jahreszyklus. Was ist dein Lebenskonzept? Einfachheit, Freiheit, Mut, Individualität, Natürlichkeit und Nachhaltigkeit. Das sind meine Werte, die mich stets begleiten. Danke für das interessante Gespräch! Web-Tipp: www.selinatur.de Fotos: Selina Interview: Helmut Wolf
1 Comment
Katrin
2/12/2019 08:33:40
Und was machst du wenn du krank wirst, dann bist du doch wieder da.
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