„Veränderung beginnt immer bei uns selbst". Götz Werner, 72, Gründer und Aufsichtsrat von dm-drogeriemarkt, im Interview über lebenslanges Lernen, bedingungsloses Grundeinkommen und die richtigen Fragen. „Warum kommen wir auf die Welt?“, stellt Götz Werner die rhetorische Frage aller Fragen. Und gibt gleich dazu die Antwort: „Um die Welt zu verändern“. Ob bewusst oder unbewusst. Ob als Familienvater oder als Mitarbeiter in einem Unternehmen. Der 72jährige Gründer von dm-drogeriemarkt weiß, wovon er spricht. Als Vater von sieben Kindern hat er 1973 den ersten dm-drogeriemarkt in Karlsruhe eröffnet. Heute umfasst das europaweite Firmennetzwerk rund 3.200 Filialen, über 55.000 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von mehr als 8,3 Milliarden Euro. ![]() „Kreativposten“ statt Personalkosten. Für Werner sind Mitarbeiter „Kreativposten“ und nicht „Personalkosten", sie sind elementarer Bestandteil des Unternehmenserfolgs und nicht Kostenfaktor: „Mitarbeiter stellen wir ein, um das Ergebnis zu erzielen und nicht um das Ergebnis zu belasten“, betont Werner anlässlich der Kongresses „Kreatives Unternehmertum“ 2016 in Weil am Rhein. Er habe noch nie jemanden eingestellt, um den Umsatz zu schmälern „Ich weiß gar nicht, warum darüber überhaupt diskutiert wird?“. Bedingungslosen Grundeinkommen „Akt der Befreiung“. Milliardär Götz Werner (sein Privateinkommen wird auf 1,1 Milliarden Euro geschätzt), gilt seit Jahren als Verfechter des bedingungslosen Grundeinkommens. Dies betrachtet er als „Akt der Befreiung“, bei dem jeder Bürger „an Würde, Sicherheit und wirklicher Freiheit gewinnen würde“. Sein sozialer Zugang zu Wirtschaft und Gesellschaft gilt dem modernen, sozialen Unternehmertum als Vorbild. Selbst seine Erbschaftsanteile hat Werner in eine gemeinnützige Stiftung eingebracht. „Der Mensch lernt durch Einsicht...". Macht Not erfinderisch, oder ist es einfacher mit viel Kapital im Hintergrund kreativ zu sein und die Welt zu verändern? „Der Mensch lernt durch Einsicht, durch Not und durch Freude an der Innovation“, ist sich Werner im Interview mit LebensKonzepte.org sicher: „Es gibt Menschen, die haben Freude an neuen Dingen. Und es gibt Menschen, die wollen nichts verändern, alles so konservieren, wie es ist. Das hat dann unterschiedlichste Auswirkungen. „Über sich hinauswachsen kann aber nur, wer ‚nicht’ so bleibt, wie er ist“. ![]() Sinnstiftung sei das Wichtigste, davon ist Götz Werner überzeugt. Als Grundvoraussetzung gelte es, das Interesse an Mensch und Umwelt wach zu halten. Als bestes Beispiel für Sinn und Veränderung gelten, so Werner, die Kinder: „Kinder sind ständige Veränderung: einmal sind sie krank, dann brauchen sie neue Hosen. Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen...“ Seine Aufgabe als Vater sei es immer gewesen, dass es nicht so bleiben kann, wie es ist. „Im Gegensatz zum Tier ist der Mensch ein Entwicklungswesen“, schmunzelt der Vater von sieben Kinder aus zwei Ehen. Ein Kamel bleibe ein Kamel. Ein Mensch jedoch entwickelt sich. Und was aus ihm bis zum Lebensende wird, kann man nie sagen. „Jeder Tag ist ein Beginn“. Mit dem Ratschlag „Never change a winning Team“, kann der dm-Gründer wenig anfangen. Wer erfolgreich sein möchte, müsse auch immer wieder seine Vorgangsweisen hinterfragen - und diese ändern. „Wir brauchen Evokateure“, ruft Götz Werner zu mehr Mut und Innovation in Wirtschaft und Gesellschaft auf. „Moderne Manager stellen die richtigen Fragen. Sie reflektieren das Gewordene und hinterfragen es“. Reflexion betrachtet der Gründer der Initiative „Unternimm die Zukunft“ als Grundhaltung - dies gelte es im Unternehmertum zu kultivieren. Und: „Wir sollten ein Bonifikationssystem für jene Menschen entwickeln, die innovative Fragen stellen“. Das Neue könne nur durch Umdenken und Hinterfragen entstehen. Lebenskonzept: „Immer bemühen...“ Ist es die Angst vor Veränderung, vor dem Verlust der Sicherheit, die viele Menschen hemmt, es anders zu machen? „Veränderung beginnt immer bei uns selbst, und nicht bei den anderen“, ist Götz Werner überzeugt. Dafür brauche es mehr Bewusstsein in der Gesellschaft. Was ist sein persönliches Lebenskonzept? „Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen“, zitiert Werner aus dem letzten Akt von Goethes „Faust“ - und lacht. Sinn finden durch stetige Suche und Veränderung, ein schönes Lebenskonzept... Web-Tipps: www.kreatives-unternehmertum.com www.dm-drogeriemarkt.at Text & Interview: Helmut Wolf
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