Ökologisch, langlebig, lokal. Lehm hat viele Vorteile – und ist überall auf der Welt zu Hause, nicht nur im globalen Süden, betont Lehmpionier Martin Rauch. Besonders in Kombination mit Holz oder Beton erweist sich der Naturbaustoff als (klima-)stark und zukunftsweisend… „Lehm ist das sozialste Baumaterial überhaupt“, sagt Martin Rauch. Seit 1985 konzipiert, plant und realisiert der gebürtige Vorarlberger Lehmbauprojekte auf der ganzen Welt. Vielfach wurden diese Projekte ausgezeichnet und in Zusammenarbeit mit Star-Architekten umgesetzt. „Man kann damit sowohl „lowtech“ nur mit der Hand, als auch „hightech“ gute, aufwendige Gebäude bauen“, skizziert Rauch die enorme Einsatz-Bandbreite. Ist Lehm der Baustoff der Zukunft? „Erde pur“, so lässt sich schlicht und einfach Lehm umschreiben. Ein Drittel aller Menschen weltweit lebt in Häusern, die ganz oder teilweise mit Lehm gebaut sind. Und das nicht nur in Westafrika oder im Nahen Osten, sondern auch Mitten in Europa. So wohnen alleine in Deutschland rund zwei Millionen Menschen in Häusern, die zum Teil mit Lehm ausgekleidet sind. Die Vorteile liegen auf der Hand – oder vielmehr vor Ort in der Erde: Lehm punktet durch sehr gute Temperatur- und Feuchteausgleichswirkung, geringen Energiebedarf und Schadstofffreiheit! In Zeiten weltweiten Rohstoffmangels, der Energiekrise und Unsicherheiten auf den globalen Märkten, erweist sich der „lokale Naturbaustoff“ als besonders vorteilhaft. Ob als Aushubmaterial beim Bau einer Tiefgarage oder vermeintlicher „Abfall“ bei Gebäudeabriss oder auf Deponien: Das natürliche Baumaterial ist im großen Umfang lokal verfügbar und kann so eingebaut werden, dass es stets wiederverwendbar ist – Stichwort: Kreislaufwirtschaft. Zudem gilt Lehm als wetterunabhängig und terminlich genau kalkulierbar. Ohne lange Transportwege, was wiederum die Arbeitszeit auf der Baustelle verkürzt. „Lehm ist sicher“, entgegen mancher Unkenrufe! „Gestampfter Lehm ist massiv und tragfähig, seine Dichte entsprecht der von Beton“, sagt Lehmexperte Rauch (Foto links), der auch als Honorarprofessor des UNESCO-Lehrstuhls „Earthen Architecture“ tätig ist. Die Wasserlöslichkeit, vor der man beim Lehm Angst hat, ist vielmehr seine Stärke, so Rauch. „Lehm besitzt die Fähigkeit sehr schnell Feuchtigkeit aufzunehmen, aber auch wieder abzugeben“. Mit Modulen und Systembauweisen lassen sich mehrstöckige Wohn- und Firmengebäude relativ einfach zusammenfügen. Und hier gebe es noch viel Potenzial – beispielsweise bei Schulen, Kirchen, Parkanlagen, aber auch bei Lärmschutzwänden. „Ein guter Lehmbau hält Hunderte von Jahren“, ist Lehmbauexperte Martin Rauch überzeugt. Und auch wenn die Nachfrage global gesehen derzeit noch eher gering ist, steigt die Nachfrage merklich. Die vielen nachhaltigen Eigenschaften werden von immer mehr Bauherren, Baustoffherstellern und Baufirmen eingefordert. Neben den ökologischen und klimatischen Vorteilen, sind es auch die puristische, minimalistische Ästhetik, die den Lehm attraktiv macht. Wände aus heimischer Erde, die angenehm kühlen und wärmen? Ohne hohen Energieaufwand, Kosten und langen Lieferwegen? Die Zukunft des Bauens liegt vor uns - in der Erde… Lehmhaus-Konstruktion in Burkina Faso >> 3-D-Animation https://www.nationalgeographic.com/magazine/graphics/burkina-faso-mud-house-architecture-3d-model-feature Web-Tipp: www.lehmtonerde.at/de Quellen & Info-Links: National Geographic Cradle-Mag.de Fotos: AHA / Foto Bruno Helbling (Titel); Ricola Kräuterzentrum; Schulpavillon Allenmoos; ORF; Tinkhauser Wohnhaus /Norman Müller Text: Helmut Wolf
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