Der schwedische Konzern H&M zählt zu einem den größten Mode- und Textilunternehmen der Welt. In den vergangenen Jahren ist das Unternehmen immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik gekommen. Die Hauptvorwürfe lauteten: „miserable Arbeitsbedingungen“ in den Herstellungsfabriken und große Umweltschäden. Seit einiger Zeit versucht H&M dieser Entwicklung entgegenzutreten. So wurde vor zwei Jahren die „Conscious Collection“ ins Leben gerufen, zu deren Herstellung umweltgerechte Materialien heran gezogen werden. Es gibt Kleidersammlungs-Initiativen in den Filialen und vermehrt Bemühungen, schädliche Chemikalien aus der Produktion zu verbannen. Das Ziel: bis 2015 CO2-neutral produzieren und ausschließlich faire Mode herstellen. Ehrgeizige Ziele des als „verantwortungslosen Billigsdorfers“ verschrienen Konzerns. Aber es scheint Karl-Johan Persson (Foto), Chef der schwedischen Textilkette H&M, wirklich ernst zu sein. Nicht nur mit Regierungen in Kambodscha und Bangladesch wird intensiv für Verbesserungen und Lohnerhöhungen in den Fabriken verhandelt, auch ein internationales Fair-Trade-Gütesiegel für faire Mode forderte Persson zuletzt. „Unsere Nachhaltigkeitsbemühungen wurzeln in unserem Bekenntnis zu verantwortungsvollem Verhalten gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt,“ unterstreicht H&M-CEO Karl-Johan Persson. Dies möchte er mit der „H&M Conscious Foundation“ dokumentieren: diese von der Familie Persson gegründete Stiftung wird drei globale Projekte mit 500 Millionen Schweden Kronen (rd. 57 Millionen Euro) unterstützen. Die Herausforderungen basieren auf den Millennium-Entwicklungszielen der Vereinten Nationen. Dabei geht es um die Lösung entscheidender Entwicklungsprobleme in unserer Welt. Mit rund 2.700 Filialen der H&M-Gruppe in 48 Märkten und über 94.000 Mitarbeitern, lässt sich mit Sicherheit schon einiges „gutes“ bewegen. Abstimmung im Internet. Welche Themenbereiche von der H&M Conscious Foundation finanziell unterstützt werden, wurde nun im Rahmen einer User-Abstimmung eruiert. “Wir laden unsere Mitarbeiter und Kunden dazu ein, uns zu sagen, welche Schwerpunkte die H&M Conscious Foundation unterstützen soll”, hat Karl-Johan Persson, CEO von H&M und Vorstandsmitglied der H&M Conscious Foundation, zum Online-Voting aufgerufen. Anlässlich der User-Umfrage, die Ende Oktober 2013 auf www.Makeadifference.hm.com gelaufen ist, hat lebenskonzepte.org ein Interview mit H&M-Sprecherin Elin Hallerby geführt: Liebe Frau Hallerby, was sind die konkreten Ziele der “H&M Conscious Foundation”? Die H&M Conscious Foundation ist eine gemeinnützige, global agierende Stiftung. Ziel ist es, im Rahmen von Projekten zur Verbesserung der Lebensqualität der Menschen und Gemeinschaften beizutragen. Die Stiftung stellt Mittel zur Verfügung, um einige der weltweit größten Probleme zu bekämpfen. Mit unserer Umfrage „Make a difference“ hat die Stiftung nun Mitarbeitern und Kunden die Möglichkeit gegeben, zu entscheiden, welche drei Themen in den kommenden Jahren im Fokus stehen sollen. Wie können Sie den Vorwurf des “Green Washings” entkräften? Wir bei H&M betrachten das Wort Nachhaltigkeit nicht als bloße Ankündigung. Für uns ist das ein fortlaufender Prozess, mit einer klaren Ausrichtung, der kontinuierlich verbessert wird. Im Vordergrund stehen die 3 P’s: Personen, Planet und Profit. Die Erde verfügt über immer knappere Ressourcenvorkommen. Unsere Vision ist es in diesem Zusammenhang, dass alle unsere wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Aktivitäten auf nachhaltige Basis begründet sind. Was unternimmt H&M konkret, um die Umwelt weniger zu belasten und Ressourcen zu schonen? Nachhaltigkeit sollte in allen unserer Handlungen in allen Management-Aktivitäten mitberücksichtigt und integriert werden. Dies bedeutet natürlich auch, dass sämtliche Mitarbeiter gemeinsam zur Erreichung an dieser Vision mitwirken. Wir haben uns in unserer Strategie dazu entschlossen sieben strategische und langfristige Verpflichtungen einzugehen: 1. Mode für preisbewusste Kunden anbieten. 2. Verantwortungsvolle Partner auswählen. 3. Ethik leben. 4. Klimaschonend agieren. 5. Verringern, Wiederverwenden, Recyceln („Reduce, Reuse, Recycle“) 6. Natürliche Ressourcen verantwortungsvoll verwenden. 7. Das soziale Gefüge stärken. Diese Verpflichtungen sind ein integraler Bestandteil unserer Geschäftsstrategie und umfassen alle Phasen des Produktlebenszyklus. Die günstigen Verkaufspreise der Produkte sind sicher einer der stärksten “Argumente” von H&M. Bei einem T-Shirt-Preis von 5 Euro muss jedoch zwangsläufig irgendwer verlieren, oder? Es ist ein verbreitetes Missverständnis, dass preisgünstige Produkte nicht nachhaltig sein können. Es gibt einige Faktoren, die diese guten Preise in unseren Filialen ermöglichen: einerseits die kleinen Handelsspannen, andererseits der Einkauf in großen Mengen. Zudem verfügen wir über eine effiziente Logistik, ohne Zwischenhändler. Und wir designen und gestalten unsere Produkte und Stores selbst. Tatsächlich sind heute viele Kleidungsstücke in Billiglohnländern hergestellt, unabhängig von deren Verkaufspreis. Die Wahrheit ist: der Preis für ein Kleid, sagt nicht viel darüber aus, wie es produziert wurde. Möglicherweise haben kleine Unternehmen nicht wirklich die Ressourcen, um hier global etwas zu verändern. H&M dagegen ist ein großes Unternehmen und besitzt die Kraft einen nachhaltigen Wandel herbei zu führen. Unser Konzept lautet: Mode und Qualität zum besten Preis – und Nachhaltigkeit ist ein wesentliches Element der Qualität. Müsste ihre Ausrichtung nicht lauten: Liebe Leute, wir erhöhen den Verkaufspreis, dafür kann die Fabriksarbeiterin in Bangladesch endlich “wirklich” davon leben? Wir sind das einzige, global agierende Unternehmen, das in der Lohnproblematik so aktiv ist. Wir stehen in Verhandlungen mit der Regierung in Bangladesch. H&M unterstützt die Forderung nach höheren Löhnen. Wir wollen, dass alle Menschen von ihren Gehältern leben können. Aber diese Frage ist eine Sache des Industriesystems. Hierfür wollen wir einen Beitrag für eine nachhaltige und positive Entwicklung leisten. Wir arbeiten an einer generellen Verbesserung der Textilindustrie in den Produktionsmärkten, von der alle Arbeitnehmer profitieren sollen – unabhängig davon, welche Firma ihr Arbeitgeber ist. Daher versuchen wir: 1. verstärkt Einfluss auf Entscheidungsträger und Regierungen auszuüben. 2. stärken wir Arbeitnehmer durch Schulung in ihre Rechten. 3. leiten wir Projekte, die auf eine Stärkung des Dialogs zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern hinauslaufen, und 4. arbeiten wir mit anderen Marken zusammen, um die Löhne für die gesamte Branche anzuheben. Da wir keine eigenen Fabriken besitzen, können wir die Löhne nicht direkt für die Textilarbeiter festlegen. Wir verlangen aber von unseren Lieferanten, dass sie ihren Mitarbeitern die gesetzlich vorgeschriebenen Löhne und Überstunden vergüten – und überprüfen das auch. Kann H&M mitwirken, die Welt besser zu machen? Unser Ziel ist es, an der Spitze der globalen Nachhaltigkeitsentwicklung zu stehen. Daran arbeiten wir sehr hart. Der nachhaltige Mehrwert unserer Produkte könnte ein Schlüssel zu einem positiven Wandel auf unserer Welt werden…
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