Nachhaltiges Wohnen und Arbeiten in der Stadt. Das „Wohnprojekt Wien“ im 2. Bezirk der Donaumetropole, am ehemaligen Gelände des Nordbahnhofs, wurde von Anfang an gemeinsam mit den zukünftigen Bewohnern gestaltet. Generationsübergreifendes Leben in der Gemeinschaft – mit Carpool, Wochenmärkten und „Grätzl“-Netzwerk. „Ein Gebäude in der Stadt in dem du dich gerne aufhältst und in das du immer wieder gerne zurückkehrst.“ Was die Filmemacherin und Mitbewohnerin des „Wohnprojekts Wien“, Ina Ivanceanu, hier anspricht, ist nur scheinbar nichts Außergewöhnliches. Doch gerade das Wohnen in der Großstadt ist häufig von Anonymität zwischen den Nachbarn und Unverständnis unterschiedlicher Kulturen und Generationen geprägt, was nicht selten zu Konflikten führt. Dass es aber durchaus möglich sein kann, Menschen aus verschiedensten Altersgruppen und breit gefächerten Lebensformen unter einem Dach zu einer Gemeinschaft zu verschmelzen, zeigt das „Wohnprojekt Wien“. Insgesamt 60 Erwachsene und 20 Kinder zwischen 0 und 66 Jahren, die insgesamt 17 Sprachen sprechen und mehr als 40 Berufen nachgehen, erleben hier „Individualität in der Gemeinschaft.“ Entstanden ist die Idee des Wohnprojekts Wien im Herbst 2009. Da hatte Heinz Feldmann, Social Enterpreneur, Männerchoach und Wohnprojekt Wien-Initiator, unter rund 20 Freunden und Wohnungssuchenden eine Art Ideen-Austausch gestartet. Feldmann hat sich damals mit Gleichgesinnten über die aktuelle Wohnsituation in Wien ausgetauscht. Der Wunsch nach einer individuellen Wohngelegenheit ist dabei rasch laut geworden. Ein Wohnprojekt im städtischen Umfeld sollte es sein: mit mehr Selbstbestimmung, konkreter Mitgestaltung beim Bauprozess und nachhaltigen Kriterien. Und: einem klaren Bekenntnis zur Interkulturalität und Einbindung der umliegenden Nachbarschaft. Nach rund drei Jahren Planungs- und Vorbereitungszeit, war das Wohnprojekt Wien im Dezember 2013 fertiggestellt. „Die frühzeitige und kontinuierliche Einbindung der Bewohnern ist der Schlüssel zu Nachhaltigkeit und zur Identifikation mit dem Gebäude“, so Katharina Bayer, vom ausführenden, jungen Architekten-Team einzueins architektur. „Es galt, Gemeinschaft, Selbstbestimmung sowie sozialer und ökologischer Verantwortung baulichen Ausdruck zu geben – und dabei die Weisheit der Gruppe zu nutzen“. Neben Energieeffizienz – das Gebäude erreicht annähernd Passivhausstandard – lag der Fokus vor allem bei der Schaffung von Gemeinschaftsräumen. Am Dach befindet sich ein Saunabereich, in den unteren Geschoßen eine Gemeinschaftsküche, Werkstätten sowie Räume für Kinder und Jugendliche. Was den Bereich der Mobilität anbelangt, wurde ein hauseigener „Carpool“ in Zusammenarbeit mit der Plattform www.carsharing247.com ins Leben gerufen. Außerdem sollen regionale „Grätzl“-Netzwerke, Wochenmärkte und Einkaufsgemeinschaften das gute Zusammenleben der Bewohner fördern. Flexibel, wie das Leben: Die Grundrissgestaltung der Wohnungen wurden so angelegt, dass beim Innenausbau in hohem Maße auf aktuelle wie zukünftige Entwicklungen der Bewohnern Rücksicht genommen werden konnte: Sei es die 5er-WG mit getrennt begehbaren Zimmern, die „All in one“-Einraumwohnung für den Single, der nicht „irgendwo alleine kauzig werden“ will, oder das großzügige Apartment einer dreiköpfigen Familie, die jetzt schon an die Zukunft denkt: Zieht die Tochter einmal aus, können Räume einfach abgeteilt werden… Architektonisch besticht das Wohnprojekt Wien durch einen markanten Charakter, dem die raumhohen Fenster, versetzt angeordneten, langgestreckten Balkone und eine elegante Holzfassade Luft und Leichtigkeit verleihen. Dass sich die Bewohner in Zukunft nicht nur wohlfühlen, sondern auch ein ökologisch „gesundes“ Umfeld vorfinden werden, dokumentiert die Auszeichnung des Stadt Wien mit dem „Umweltpreis 2012“. Wohnprojekt Wien Helmut Wolf
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