Er nennt sich „The Naked Handstander“. Weltweit fotografiert er sich vor berühmten Sehenswürdigkeiten und Landschaften. Nackt. Beim Handstand. In London, New York, in Rom oder in der australischen Wüste. Der Name verrät aber nur einen Teil seiner Mission: mit seinen splitternackten Handständen möchte er auf die drohenden Folgen unserer Wegwerfgesellschaft aufmerksam machen. „Haben Sie schon bemerkt, wie schnell Ihre technischen Geräte kaputt gehen und angeblich nicht mehr repariert werden können?“, fragt sich The Naked Handstander. Wir müssten, so der anonyme Nackte, in immer kürzeren Abständen die Dinge ersetzen – im Namen von Profit und „Wachstum-koste-es-was-es-wolle” . Miteinher geht die zunehmende Zerstörung unserer Umwelt und Ausbeutung unserer Ressourcen. Das „geplante Kaputtgehen“ von Waschmaschinen, Druckern, Handys etc. wird übrigens unter dem Begriff Obsoleszenz zusammengefasst. Den Hyper-Konsum den Hintern zeigen. Man ist einigermaßen überrascht über diese konsumkritischen Gedanken und Worte. Ins Auge stechen schließlich zuallererst die originellen Fotos des „Naked Handstander“. Diese zeigen einen anonymen, nackten Mann, der einen Handstand vor bekannten Sehenswürdigkeiten macht. Im Hintergrund erkennt man die Skyline von New York ebenso, wie das Kolosseum in Rom oder die chinesische Mauer. Was will uns der sportliche Weltenbummler damit sagen? Nackter Handstand und ökologischer Fußabdruck? Das Leben ist voller Widersprüche. Dies gibt auch der „nackte Handstandler“ zu. In einem Zeitungsinterview gibt er deutlich zu verstehen, dass es ihm ein persönliches Anliegen ist seinen ökologischen Fußabdruck zu verringern. Für seine „Welt-Mission“ reist er dennoch mit dem Flugzeug zu unterschiedlichsten Orten auf der ganzen Welt, um seine eigenwilligen Turnübungen zu machen, zu fotografieren und ins Internet zu stellen. Es braucht eben heute mehr als ein massentaugliches Selfie. Nackter Handstand schafft Aufmerksamkeit. Seine exhibitionistischen Turnübungen macht er meistens am frühen Morgen, verrät The Naked Stander. Da kann er in Ruhe sein Kamerastativ aufbauen und den perfekten Handstand vollziehen. Überrascht ist er dennoch über die große Aufmerksamkeit von Nacktheit in unserer Gesellschaft. Menschen seien ohne Kleider doch meist friedlich, wundert er sich. Außerdem: Nacktheit stehe am Anfang jedes menschlichen Lebens und wird erst später von uns tabuisiert. Eine andere Sichtweise für die Welt? Viele Fotos wurden übrigens im hohen Norden gemacht. Aber, so The Naked Stander, ausziehen könne er sich überall, ohne zu frieren. Eine andere Sichtweise auf die Welt erhält man beim Handstand jedoch nicht. Vielmehr sei ihm eine zukunftsweisende Botschaft und Perspektive wichtig: Kaufen sie Produkte, die qualitätsvoll gefertigt oder recycelt oder biologisch sind. Damit könne man die Welt ein wenig besser machen. Und wer will, kann dazu auch einen Handstand machen…
www.nakedhandstander.com Helmut Wolf
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