„Man muss nicht mehr alles kaufen“, ist Philip Glöckler, Gründer der Tausch-App whyown.it überzeugt. Mit der 2012 entwickelten Smartphone-App möchte der Deutsche das Ausleihen und Teilen von Gegenständen leichter machen – und gleichzeitig den kommunikativen Aspekt stärken. Motto: „Leihe dir Produkte von deinen Freunden und Nachbarn – und lerne auch deine Nachbarschaft besser kennen“. Mit Erfolg, wie die Community mit mittlerweile rund 35.000 eifrigen Nutzern dokumentiert. Ähnlich wie Facebook, fotografieren „Freunde“ ihre Sachen zum Teilen oder scannen diese mit Barcodes ein und stellen diese in das Smartphone-Netzwerk. Rund 50.000 whyown.it-Produkte finden sich da mittlerweile: Bücher, Bohrmaschinen, Fahrräder, Sportausrüstungen und Zelte ebenso, wie Gästezimmer oder Surfstunden zum Teilen und Ausleihen. Das Konzept der “Meins-ist-Deins”-Ökonomie erfreut sich jedenfalls großer Beliebtheit. Leihen ist das neue Kaufen. Das merkt man gerade auf vielen Web- und App-Plattformen, die in den vergangenen Jahren im Internet herangewachsen sind: Autos, Häuser, Fahrräder, Kameras, Werkzeug, Transportmittel, Gärten, Büros (Co-Working-Spaces) oder (Gemeinschafts-)Küchen: alles, was nicht unbedingt alleiniger Besitz sein muss, wird zunehmend geteilt. Frage: Wie viele Rasenmäher braucht eine Wohnsiedlung…? „Etwa fünf Prozent der deutschen Bevölkerung tauschen”, schätzt Michael Kuhndt, Leiter des Zentrums für nachhaltigen Konsum und Produktion (CSCP) in Wuppertal. Tendenz steigend. „Für unsere Umwelt sei das eindeutig besser, sagt der Forscher. „Wir müssen neue Wege finden, um ressourcen-effizienter zu produzieren – und auch anders zu konsumieren.” Deutliche Anzeichen für einen Wandel der (Konsum-)Gesellschaft. Geteilter Konsum. Harald Heinrichs, Nachhaltigkeitsexperte an der Universität Lüneburg, schätzt, dass „geteilter Konsum im Sinne des gemeinsamen Organisierens und Konsumierens über das Internet, von mittlerweile zwölf Prozent der Bevölkerung praktiziert wird“. Etwa zehn Prozent der Wirtschaft könnten ebenso schnell auf sozialen Konsum umgestellt werden, schätzt Nachhaltigkeits-Forscher Michael Kuhndt. Langfristig sogar über 20 Prozent. Die Finanzkrise hat die Menschen zum Nachdenken über den Umgang mit Geld gebracht. Gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten, kann man über das Tauschen und Teilen Geschäfte abwickeln, ohne auf finanzielle Mittel angewiesen zu sein. Auch sind neue Wege des Geldverleihs entstanden: „Social Lending“ beispielsweise, wo die „Kreditvergabe von Mensch zu Mensch“, ohne Vermittlung einer Bank abläuft. Ebenso soziale Finanznetzwerke und „Crowdfunding“, die sich über die Kraft der „Teil“-nehmer definieren. Die wichtigste Währung dabei: Vertrauen. Tauschen und Kommunizieren. Es wird aber vor allem auch Online getauscht, weil man mit Leuten in Kontakt kommt. In der Internetkultur ist es schließlich Gang und Gebe Inhalte zu teilen und zu tauschen. Diese „Wir-Kultur” tritt nun auch in die reale Welt. Beim gegenseitigen Ausborgen steht deshalb stets auch ein kommunikativer Aspekt im Raum. Die Übergabe der Bohrmaschine oder des Buches beim Nachbarn, kann auch mit einem Kaffeetratsch verbunden werden. Bei der Kleidertausch-Party „Swap in the City“ werden nicht nur neue, alte Modeteile erstanden, sondern oftmals neue Freundschaften geschlossen. Bei der Mitfahrplattform „BlaBlaCar“ wiederum, teilen die Mitglieder Infos über Interessen, Job, Sprachkenntnisse, Musikgeschmack, „um die gemeinsame Fahrt gesprächsfreudig, angenehm und interessant zu machen”. Gemeinschaftlich und sozial konsumieren. „Die Rezession hat den gemeinschaftlichen Konsum beschleunigt. Die Leute sind offener für Alternativen und entdecken, dass es bessere Wege gibt, Dinge zu erledigen“, sagt Rachel Botsman, die englische Autorin des Buches „What’s Mine Is Yours”. Viele Menschen streben mittlerweile weniger nach teurem Eigentum oder klassischen Statussymbolen, sondern vielmehr nach sozialen Kontakten und kommunikativen Austausch. Zuviel Besitz wird da eher als Belastung empfunden. Teilen ist das neue Besitzen… Teilen, Tauschen, Socializing… www.kleiderkreisel.at (Kleidung) www.whyown.it (Verleih-App) www.frents.com (Autos bis Werkzeug) www.leihdirwas.de (Verleihen & Spenden) www.netcycler.de (Secondhand-Sachen) www.airbnb.at (Reisen) www.couchsurfing.org (Reisen) www.foodsharing.de (Lebensmittel) www.kinderbox.de (Kindersachen) www.floow2.com (Geschäftsausstattungen & Dienstleistungen) www.diensttausch.com (Waren & Dienstleistungen tauschen) www.impacthub.net (Büro-/Co-Working-Space) www.lendstar.io (Finanzen) www.tauschdeinauto.com (Autotauschbörse) www.sharedparking.de (Parkplätze teilen) www.blablacar.de (Mitfahren & Plaudern) Helmut Wolf
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