Kleine Kräuterbeete am Balkon. Zucchini, Kartoffeln und Tomaten im nahe gelegenen Stadtpark. Obststräucher und Kürbisse im Innenhof. Unter dem Schlagwort „Urban Gardening“ hat sich die landwirtschaftliche Nutzung städtischer Flächen mittlerweile zu einer weltweit sozialen Bewegung entwickelt. Urbanes Gärtnern – ein Lebenskonzept zwischen bewusster Ernährung und Wertschätzung lokaler Lebensmittel. 100.000 Bienen am Dach der Londoner Börse. Kein Hirngespinst, sondern seit einiger Zeit lebhafte Realität. Mitten im Finanzzentrum der englischen Metropole sorgen zwei Bienenstöcke seit dem Sommer 2010 für heftiges Treiben und Schwärmen. Die Bienen der Rasse „Londoner Mischling“ erzeugen Honig am Dach über dem Handelsparkett. Mitarbeiter vom London Stock Exchange betreuen gemeinsam mit sozial benachteiligten Kindern dabei die Bienenstöcke. Eine Aktion, die vielleicht als PR-Gag abgetan werden könnte. Als Botschaft gegen das weltweite Bienensterben zeigt das legendäre Finanzinstitut in London jedoch: auch von Zahlen getriebene Menschen zeigen Sensibilität für Natur und Landwirtschaft. Mehr Stadtfarmer braucht die Welt. Bewahrheiten sich die Prognosen der Zukunftsforscher, so werden im Jahr 2050 bereits 80 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. Speziell in Schwellenländern wie China, Indien oder Südafrika werden Megacities mit hunderten Millionen Menschen entstehen. Menschen, die in riesigen Metropolen mit Essen und Trinken versorgt werden müssen. Schon aufgrund der langwierigen, innerstädtischen Transportwege der Lebensmittel, gerät die Versorgung dabei zu einem extrem schwierigen Prozess. Der Landbau mitten in der Stadt könnte einen grundlegenden Beitrag zur lokalen Versorgung innerhalb der Stadtstrukturen anwachsender Millionenmetropolen leisten. Laut Welternährungsorganisation FAO, könnte städtische Landwirtschaft sogar ein möglicher Erfolgsfaktor im Kampf gegen den Welthunger sein. Nicht nur in der dritten Welt. Beleuchtet man Städte wie Moskau und St. Petersburg, deren Einwohner immer wieder über die schlechte Versorgung mit Lebensmitteln klagen, so zeigt sich hier, dass sich rund 50 Prozent der Stadtbevölkerung einen Teil ihrer Nahrungsmittel bereits selbst anbaut. Interkulturelle Gärten, Community Gardens, Gemeinschafts- und Nachbarschaftsgärten, Guerilla-Gardenig, „Window-Farming“ in den eigenen vier Wänden: die Formen urbaner Landwirtschaft tragen bunteste Blüten. Rund 800 Millionen Städter, belegen Studien, ziehen auf Hausdächer, Balkonen, Verkehrsinseln, Brachflächen und Gemeinschaftsgärten derzeit Obst und Gemüse heran. Mehr Grün in der City das nicht nur der lokalen Lebensmittelversorgung dient, sondern auch zur Verbesserung des städtischen Mikroklimas und Sensibilisierung eines nachhaltigen Lebensstils beiträgt. Alleine auf Gebäuden ohne Wohnungen gibt es alleine in Deutschland etwa 300.000 Quadratmeter Dachflächen, die sich zum Anbau von Gemüse eigenen, hat das Fraunhofer-Institut errechnet. In Wien unterstützt die Stadt Wien seit zwei Jahren verstärkt die boomenden Nachbarschaftsgärten. Dabei werden Flächen kostenlos zur Verfügung gestellt und sogar ein Teil der Projektkosten übernommen. Erfolgreiche Projekte wie die „City Farm Schönbrunn” in Wien, die einem großstädtischen Publikum die Faszination von Gemüse schmackhaft machen, sorgen für mehr Bewusstsein in der Öffentlichkeit. Die Vorteile kleiner Gemüsegärten und Obstplantagen in der City liegen auf der Hand: weniger Transportkosten, weniger CO2-Ausstoß, weniger Lärm und weniger Staus. Zudem können Abwässer und Abfälle wieder in die Stadtfarmen einfließen und zu neuen Gemüse und Obst heranreifen. Für die „Prosumenten“ (Konsument & Produzent) bedeutet Mikrofarming zudem mehr Lebens- und Produktqualität – und die Erkenntnis: Obst und Gemüse selber produzieren ist nicht nur gesünder und preiswerter, sondern macht auch Spaß. Eine „Win-Win-Fun“-Situation sozusagen… Web-Tipp: http://www.urban-gardening.eu Helmut Wolf
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