Draußen sein. Mit und von der Natur leben. Und immer dieser Blick auf die mächtigen Berge der Schladminger Tauern und des Dachtsteingebirges: ein paar Urlaubstage mit Gerlinde und Engelbert Moosbrugger und deren vier Kinder am steirischen Bio-Bauernhof Ringlerhof. Das Läuten der Kuhglocken weckt einem aus dem Schlaf. Es ist kurz nach sieben Uhr am Morgen. Anfang Juli. Ein sonniger Tag kündigt sich an. Die Fliegen schwirren schon eifrig durch das hell erleuchtete Zimmer des Bio-Bauernhofs Ringlerhof im steirischen Ennstal. Fliegen können einen Stadtmenschen ganz schön nerven. Ungewohnt, der enge Kontakt zu Umwelt und Tieren: Kühe, Schweine, Hühner, Hasen, Katzen, Hunde und Jungvieh und Schafe – umrahmt von Wiesen, Wäldern und Bergen. Kinderlachen vor dem Haus. Draußen jaulen die drei Wochen alten Hundebabys. Kaffeeduft durchströmt die gemütlich-gepflegten Räumlichkeiten. Ein ganz normaler Morgen am Bauernhof. Die Kinder waren schon früh im Kuhstall. Clemens hat bereits Kirschen mit Engelbert Moosbrugger, dem Bauern, gepflückt. Alle Kinder freuen sich darauf, wenn sie mithelfen „dürfen“ die Pferde von der Weide zu treiben. Frühstücken im gemütlichen Gastraum. Frisches Joghurt aus eigener Produktion. Knuspriges Gebäck. Der Kaffee – klassisch in Gmundner Keramiktassen – wird von der freundlich-bestimmten Oma des Hauses serviert. Sie ist die starke Kraft im Hintergrund, nicht nur in der Küche. Bei ihr werden sich die Kinder „für den Super-Kirschkuchen“ bedanken. Umwelt und Tier sind unmittelbarer Lebensraum und Lebensgefühl zugleich: 16 Kühe, die in der Früh und am Abend gemolken werden. Tagtäglich, Wochenende oder Urlaub kennt man nicht. Die Besucher-Kinder helfen eifrig bei den Arbeiten mit. Sie sehen woher die Milch für das Müsli und den Kakao kommt. Nach dem Melken am Morgen werden die Kühe auf die Weide getrieben. Freude kommt auf: ein Kalb wurde geboren, liegt im kleinen Kobel im Stroh. Unkompliziert und mit viel Offenheit und Lebensfreude begegnen einem Gerlinde und Engelbert Moosbrugger: „Wer will mitkommen die Pferde von der Weide zum Hof treiben? Wer möchte als erstes die Kühe melken?“ Tägliche Routine, ein aufmunterndes Lächeln ist immer dabei. Clemens: „Ach, war das toll beim Melken mitzuhelfen.“ Zum Bio-Bauernhof Ringlerhof gehören rund 15 Hektar Grund. Auch Wald wird bewirtschaftet. Rund 40 m2 Solarpanelle am Dach des Stalls decken rund ein Drittel des Strombedarfs ab. Ideal wäre eine Ladebatterie, so Engelbert Moosbrugger, die das zielgenaue Abrufen der Sonnenenergie ermöglichen würde: also speziell Morgens und Abends für das Anwerfen der Melkmaschinen, für die Kühlung usw. Dafür wäre eine Investition von 10.000 Euro notwendig. Auch eine ehemalige Wassermühle möchte der Bauer des Ringlerhofs wieder instand setzen. Jeder Bauer hat in dieser Region seine eigene Quelle. Ein Windrad, an exponierter Stelle oberhalb vom Haupthaus, könnte zusätzlich Strom erzeugen: „Damit wären wir energie-mäßig autark“. Doch bei der Bewilligung dieser erneuerbaren Energieträger durch die Behörden, spürt Engelbert Moosbrugger wirtschaftspolitischen Gegenwind. „Die Verantwortlichen wollen im Grunde gar nicht, dass wir uns selbst versorgen.“ Pünktlich um 18 Uhr gibt es täglich Abendessen. Klare Aufgabenteilungen und Strukturen sind wichtig, um das Funktionieren am Bauernhof zu gewährleisten. Die Kinder (Zacharias,11, Pauline, 8, Juliane, 7) von Gerlinde und Engelbert Moosbrugger helfen mit – ohne (hörbare) Wiederrede. Ordnung und Tierpflege geben den Besuchern schnell ein Gefühl der Vertrautheit. Jedes Besucherkind hat ein Lieblings-Tier (Hase, Katze, Kalb…) das umsorgt werden muss. Die Beschäftigung mit Tieren am Bauernhof ist für Stadtkinder die pure Freude: spielerisch wird den Kindern der respektvolle Umgang mit Kühen, Hühnern und Co. nahe gebracht. Und auch der Kreislauf der Natur wird spürbar: schließlich landen diese Tiere eines Tages als Braten und Schnitzel auf unseren Tellern. Auch Schwein und Rind haben das Recht auf ein würdevolles Leben. Ein heftiges Gewitter naht. Schnell wird das trockene „Grünfutter“ von der steil liegenden Weide geholt. Das Gewitter zieht rasch wieder ab. Kurz vor Sonnenuntergang fährt Engelbert Moosbrugger noch zum Holz schneiden in den Wald. Der älteste Sohn Zaccharias hilft mit. Der Bauer lächelt uns zu. Die Berge leuchten wie frisch gewaschen im Abendrot. Was für ein Leben… www.ringlerhof.at Text & Fotos: Helmut Wolf
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