30 Stunden-Woche? Bei vollem Gehalt? „Das funktioniert wunderbar“, freut sich Klaus Hochreiter, Geschäftsführer der Agentur „eMagnetix“. Über den Aufruf „#30sindgenug“ und wie Produktivität und Gesundheit der Mitarbeiter dadurch gewonnen haben - eine Reportage! „Wir kennen es alle: Es ist Abend. Man kommt erschöpft von der Arbeit nach Hause. Kümmert sich noch um Essen und Haushalt, hilft den Kindern bei den Hausaufgaben, geht mit dem Hund schnell Gassi - und fällt dann todmüde ins Bett. Am nächsten Tag im Job wieder acht Stunden rotieren... Work-Life-Balance? Fehlanzeige!“. So umschreibt Klaus Hochreiter die oftmalige Praxis in vielen Unternehmen. Seit mehr als 40 Jahren gilt in Österreich die gesetzliche 40-Stunden-Woche. Zeitgemäß findet der oberösterreichische Unternehmer dieses Modell nicht mehr. Vor rund zwei Jahren ist er schließlich mit eMagnetix auf die 30-Stunden-Woche gewechselt – mit Erfolg... #30sindgenug. Unter diesem Hashtag und gleichnamiger, unternehmerischer Ausrichtung, hat die Online Marketing-Agentur „eMagnetix“ im Jahr 2018 eine Diskussion ins Laufen gebracht. „Wir haben uns die Frage gestellt: Wie können wir effizienter arbeiten, um manuelle Zeit einzusparen. Gleichzeitig wollten wir die Lebensqualität der Mitarbeiter erhöhen“, sagt GF Hochreiter (Foto links, mit dem zweiten GF Thomas Fleischanderl). In diesem Umdenkprozess hat man über 100 Möglichkeiten und Maßnahmen gefunden. In einem stufenweißen Prozess, hat wurde zuerst auf 34, dann auf 30 Arbeitsstunden reduziert – „bei vollem Lohnausgleich“, wie er betont. Motto: „30 Stunden arbeiten, 40 Stunden verdienen“. Gesprochen wird viel von „Work-Life-Balance“. Jedoch: in der (Arbeits-)Praxis ist sie meistens nicht zu erkennen. Wiewohl sich diese Balance mittlerweile der Großteil der Menschen wünscht. Eine aktuelle Studie der Universität Wien zeigt: nur noch 42 % der Österreicher schätzen den Beruf als „sehr wichtig“ ein. Im Gegenzug werden Freunde und Freizeit immer wichtiger - gerade bei der jungen Generation. Bei den „Millennials“ findet ein Paradigmenwechsel statt: Im Vordergrund steht das Motto: „Arbeiten um zu leben“ und nicht leben, um zu arbeiten. Geld (alleine) ist für die Jungen immer weniger ein Kriterium. Stattdessen gewinnen „Zeit und Sinnhaftigkeit der Arbeit an Wert“, belegt auch die „Arena-Analyse - Neue Arbeitswelt“. „Wir freuen uns nicht nur aufs Wochenende, sondern auch auf die Montage“, steht auf der Website von eMagnetix. Und dass dies im Unternehmen tatsächlich so aufgeht, scheint besonders im Zusammenhang mit der Arbeitszeitverkürzung zusammenhängen. „Die 30-Stunden-Woche bringt unseren Mitarbeitern pro Tag bis zu zweieinhalb Stunden mehr Freizeit“, rechnet Hochreiter vor. Denn der Arbeitstag endet bereits um 14 Uhr. „Gelebte Work-Life- Balance bedeutet bei uns bis zu 50 Stunden mehr Freizeit im Monat - und ganze fünf Wochen pro Jahr!“, so der Firmenchef. Eine gleichzeitige Reduzierung des Gehalts stand nie zur Diskussion. Und dies, so Hochreiter, mache den großen Unterschied: „Es gibt zwar Unternehmen, in denen bereits jetzt weniger als 40 Stunden pro Woche gearbeitet wird, aber dort wurde gleichzeitig der Lohn aliquot gekürzt“. „Attraktivität, Produktivität und Gesundheit der Mitarbeiter sind seit #30sindgenug deutlich gestiegen“, bestätigt Klaus Hochreiter. „Work-Life-Balance – andere reden darüber, wir leben sie“. Auch bei den Kunden kommt diese strategische Entscheidung sehr gut an, so der eMagnetix-GF. Die Mitarbeiter sind deutlich motivierter und produktiver. Zudem gibt es weniger Krankenstände, sprich eine Steigerung der Vitalität und Gesundheit in der Belegschaft. Die Bewerbungen haben sich seither verzehnfacht. Mittlerweile zählt das Unternehmen 35 Mitarbeiter. „Wir sehen die Digitalisierung als Chance, um die Produktivität zu steigern“, sagt Hochreiter. Dank digitaler Technologie könne man nunmehr die Arbeitsprozesse besser und effizienter gestalten, was wiederrum mehr (zeitliche) Ressourcen frei werden lässt. Dass Digitalisierung und Automatisierung nicht nur Menschen verdrängen, sondern neue Potenziale entstehen lassen können, deckt sich auch mit einer Untersuchung des deutschen „Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung“: Die Studie mit dem Titel „Folgen der Digitalisierung für die Arbeitswelt“ zeigt auf, dass Roboter und Algorithmen zwar manche Berufe zum Verschwinden bringen, dafür neue entstehen lassen werden. In den meisten Fällen, so die Untersuchung, werden diese „wirkungsvolle Werkzeuge sein, durch die sich die Produktivität steigern lässt“.
„Future of Work“. Dass man mit dem 30-Stunden-Arbeitszeitmodell anscheinend auf der richtigen Spur unterwegs ist, wurde im Vorjahr mit dem Gewinn des „Employer Branding Awards 2019“ belegt. Nunmehr gilt die Online-Marketing-Agentur offiziell als „eine der besten Arbeitgebermarken der D-A-CH-Region“. Der Sonderpreis „Future of Work“ zeichnet eMagnetix zudem „für einen besonders zukunftsorientierten und nachhaltigen Aspekt von #30sindgenug“ aus. Die Zukunft der Arbeit ist - mehr Sinn, mehr Spaß, mehr Zeit! Web-Tipp: www.emagnetix.at Fotos: Globewelltravelled, Matthias Zeitler, Adrien Be / Pixabay, eMagnetix Quelle: Ö 1 Text: Helmut Wolf
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