Regionale Produkte. Zugang zu hochwertigen Lebensmitteln. Bei „Markta“ werden Produzenten und Konsumenten direkt verbunden. Warum alternative Konzepte zum klassischen Lebensmittelhandel gerade heute wichtig sind, erzählt Markta-Gründerin Theresa Imre im folgenden Interview... Liebe Theresa, Qualität und Regionalität stehen bei euch im Vordergrund. Bio-Zertifizierungen sind nicht Voraussetzung, auch wenn danach gefiltert werden kann. Wieso ist das für euch nicht unbedingt ausschlaggebend? Grundsätzlich werden wir natürlich immer biologische Produkte bevorzugen. Bei vielen Klein-Produzenten sind die Anforderungen und Kosten der Bio-Zertifikate jedoch nicht immer sofort leistbar. Wir möchten ihnen zeigen, dass sich ein Umstieg lohnt, weil Konsumenten bereit sind, hier mehr zu bezahlen, und sie damit auf diesem Weg begleiten, anstatt kategorisch auszuschließen. Neben umweltschonenden Vorteilen, die bei einer regionalen und nachhaltigen Lebensmittelwahl auf der Hand liegen, legt ihr besonders Wert auf einen alternativen, „solidarischen Zugang“ zum Lebensmittelmarkt - was genau meint ihr damit? Ein sozialer Zugang ist auf verschiedenen Ebenen sinnvoll: Wenn man die Produktionsbedingungen von süd-europäischem Gemüse durch Migranten betrachtet, reicht es nicht, nur auf die ökologischen, teilweise sogar Bio-Aspekte zu achten. Hier wären grundlegend verbesserte Arbeitsbedingungen und soziale Standards notwendig. Weiters geht es auch um eine wirtschaftlich fairere Verteilung der Wertschöpfungskette. Solange die verarbeitende Industrie und die Handelskonzerne den größten Teil, etwa 85 – 90 % des Kaufpreises erhalten, können Klein-Produzenten und -Bauern auch hier im Land nur schwer überleben. Warum fehlt eurer Meinung nach den Menschen oft ein „gesunder" Bezug zu Lebensmitteln, deren Produktion und dem Lebensmittelhandel? Weil er von der Industrie, dem Handel und deren Werbemaschinerie nicht gewollt wird. Es wird ein romantisiertes Bild der Lebensmittelproduktion vermittelt, wo das sprechende Schwein neben der lila Kuh glücklich auf der Weide galoppiert... Zugegebenermaßen haben die Handelsketten einen großen Teil dazu beigetragen, dass Österreich an der Spitze der Bio-Länder Europas steht. Andererseits wird der Bio-Anteil oftmals nur über Massenproduktion erreicht, die sich nicht so sexy vermarkten lässt - und dadurch eher verschleiert wird. In Österreich haben wir drei mächtige Handelskonzerne, die praktisch den gesamten Lebensmittelmarkt abdecken. Wo seht ihr hier die Problematik und inwiefern können Initiativen wie markta dieser Machtstellung von einigen großen „Global players" entgegenwirken?
Der Einzelhandel setzt ganz gezielt auf Eigenmarken – im Durchschnitt sind das mittlerweile über 45 % der Produkte in den Regalen. Damit gewinnen sie an Macht, drängen Produzenten in den Hintergrund. Uns geht es darum, den Produzenten wieder eine Bühne zu geben und sie den Konsumenten näher zu bringen. Es gibt genug Studien, die zeigen, dass wenn wir wieder einen persönlichen Bezug zu unseren Lebensmitteln bekommen, wir auch unser Kaufverhalten umstellen und verstehen, wen wir damit unterstützen. All das sind wunderbare Ansätze - die allerdings natürlich auch ihren Preis haben. Wie könnte qualitative Nahrung für „Alle“ leistbar werden? Wir werden das mit gebündelten Bestellungen durch Nachbarn oder Arbeitskollegen zu Abholpunkten in der Stadt in die Hand nehmen. Damit können wir Lieferwege und -kosten sowie Verpackungsmaterialien stark reduzieren. Durch das Vernetzen der Kleinen wollen wir größere Mengen zusammenbringen, um dadurch gemeinsam effizienter und kompetitiver aufzutreten... Danke für das Gespräch! PS.: Markta sucht gerade helfende Hände, um möglichst viele Menschen versorgen zu können. Infos unter: https://linktr.ee/markta.at Web-Tipp: www.markta.at Fotos: Markta Interview: Sarah Langoth
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