Wohnen gegen Hilfe

Mietfrei oder billig wohnen? Dafür: Babysitten, Tiere versorgen, im Haushalt mithelfen...? Die Plattform Mitwohnen.org bringt Vermieter und Mieter in „Wohnpartnerschaften“ zusammen. Ein Mehrwert für alle...
 
„Großes, mietfreies Zimmer in München, in wunderschönem Altbau. Aufgaben: 10 Stunden pro Woche Betreuung eines Mädchens mit Down-Syndrom.“ Oder: „Naturnahes Wohnen gegen Kinderbetreuung auf dem Land für eine Alleinerziehende und gegen eine Miete von 100 EUR.“ Oder: „10 Stunden wöchentlich ist der Hund in Bonn zu versorgen. Dafür eine günstige Miete fürs Zimmer von 50 Euro...“ Wer die Angebote der Plattform „Mitwohnen.org“ durchstöbert, wird viele solcher Angebote in den deutschsprachigen Ländern finden. Tut sich hier eine neue Form des Wohnens und sozialen Zusammenlebens auf? 

Neue Ideen und Konzepte im Bereich des Wohnens sind immer mehr gefragt. Nicht ohne Grund: Wohnraum wird seit Jahren immer teurer – und für viele Menschen zunehmend schwerer leistbar. Ein paar Daten verdeutlich dies: Alleine in Österreich sind innerhalb von nur fünf Jahren die Kosten für Mietwohnungen - samt Betriebskosten - im Schnitt um rund 14 Prozent gestiegen. Die reinen Nettomieten legten laut „Statistik Austria“ zwischen 2012 und 2016 sogar um fast 20 Prozent zu. Die Haushaltseinkommen erhöhten sich im selben Zeitraum aber nur halb so stark. Auch in Deutschland steigen die Wohnkosten schneller als die Einkommen. Laut einer Studie von „Immobilienscout24“, geht in deutschen Städten bereits bis zur Hälfte des Einkommens für das Wohnen drauf.

Nach den Großeltern sehen, Nachhilfe geben... Neben der Suche nach leistbaren Wohnraum, steigt auch der Bedarf sozialer und gemeinschaftlicher Dienstleistungen: Nach den Großeltern sehen, Nachhilfe geben, Computer warten, den Garten in Ordnung halten, Reparaturen im Haus ausführen usw. Es gibt viel Bedarf an Tätigkeiten im Alltag – und eine paradoxe Situation: Verfügen die einen über immer weniger wenig Zeit und ausreichend finanzielle Mitteln, so haben die anderen über ausreichend Zeit, aber über wenig Kapital – zum Wohnen. Und genau hier setzt das Grundansatz von Mitwohnen.org an....
 
Günstige Miete gegen Mithilfe im Haushalt. Das Philosophie von Mitwohnen.org lautet: wir bringen Vermieter und Mieter in „Wohnpartnerschaften“ zusammen. Das heißt: Vermieter, die kleinere Dienstleistungen rund um Haus, Garten und Hof benötigen (Kinderbetreuung, Seniorenbetreuung, Pferdeversorgung usw.), suchen Mieter, die diese Leistungen verrichten können. Auf der anderen Seite: Mieter, die solche oder ähnliche Dienste rund um den Haushalt anbieten, erhalten dafür Wohnraum oder ein Zimmer mit „abgesenkter Miete“ bzw. niedrigen Mietzins. Ein Modell, das sich auch in Form von Minijobs ausdehnen lässt. Beispielsweise in „Wohn- und Arbeitskombination“: Wenn beispielsweise gelegentlich in der Firma des Vermieters - beim Telefondienst, bei Arbeitsspitzen usw. - auszuhelfen wäre.

Eine Stunde Hilfe im Monat, für einen Quadratmeter Wohnraum. Wer eine Unterkunft sucht, kann seine Dienste auf der Webseite anbieten. Ebenso natürlich auch der Vermieter mit seinem Bedarf an kleinen Dienstleistungen. Es gibt keine Vermittlungsgebühr. Denn: beide Parteien machen alle Bedingungen untereinander aus. Eintrag und Suche sind kostenlos. Wer andere kontaktieren will, zahlt einen Minibeitrag für drei Monate, so die Betreiber von mitwohnen.org. Als Faustregel gilt: Eine Stunde Hilfe im Monat, für einen Quadratmeter Wohnraum - zuzüglich anteiliger Nebenkosten. Bei 30 qm gemieteten Wohnraum und 10 geleisteten Hilfestunden, würde der Mieter nur noch den ortsüblichen „Kaltmietpreis“ für 20 qm zahlen.
 
Die Stadt der Zukunft? Sie ist geprägt durch ein Netzwerk des Miteinanders und Austauschs. Nicht nur Online und über soziale Medien, sondern vor allem auch durch ein soziales Netz menschlichen Miteinanders und gegenseitiger Unterstützung. Solche Wohnplattformen sind der beste Beweis für den Trend zum „Social Networking“. Übrigens: selten hat man Vermieter und Mieter in solch „harmonischer Art und Weise“ zusammengeführt. Alleine das ist ein besonderer Verdienst...
 
Web-Tipp:
www.mitwohnen.org
 
Fotos: IKEA Life@Home
 
Text: Helmut Wolf

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