Was treibt einen Menschen an fast täglich in den Bergen zu laufen? Und das seit rund 30 Jahren? „Es ist die Liebe zu den Bergen... und zur Natur“, erzählt der österreichische Bergläufer Markus Kröll. Ein Gespräch über extreme Erfahrungen und warum weniger oft mehr ist. „Sobald ich die Berge sehe, muss ich loslaufen“, sprudelt es gleich zu Beginn des Interviews heraus. Markus Kröll ist „in den ewigen Jagdgründen“ aufgewachsen. So bezeichnet der 42-jährige Bergläufer jene Region im Zillertal in Tirol, die ihn seit Kindestagen geprägt hat. In Ginzling hat er seine Kindheit und Jugend verbracht, in Mayrhofen ist er zur Schule gegangen. Dort lebt er heute noch. Viele Dreitausender gibt es in Krölls Heimatumgebung: der Ochsner, der große Löffler, die Zsigmondyspitze... Die Bergsteiger waren in den Zillertaler Alpen schon immer allgegenwärtig. „Für uns Kinder hat es nur die Berge gegeben. Wir waren die ganze Zeit im Gelände unterwegs“. Schon in jungen Jahren war ihm klar, dass er den Großteil seines Lebens in den Bergen verbringen wird. In der Stadt würde er es keine Woche aushalten. „Ich bin ein getriebener Mensch, im positiven Sinne“, versucht Markus Kröll seine große Leidenschaft zum Berglaufen umschreiben. Jemand der drei Jahrzehnte fast jeden Tag draußen ist, um im alpinen Gelände zu Laufen, der muss über eine besonders starke Triebfeder verfügen. Was treibt ihn an? „Es geht darum die Natur zu spüren. Den Wind, den Regen und auch den erdigen Boden unter den Füßen“, unterstreicht Kröll seinen Antrieb. Es ist aber auch die Liebe zu den Bergen und das Glücksgefühl das in ihm entsteht, wenn er wieder ein Ziel erreicht hat. „Mein erstes Ziel war es der beste Bergläufer der Welt zu werden“. Viele Ziele hat er sich gesteckt - und erreicht: er ist zweifacher Österreichischer Meister, 32-facher Tiroler Meister, war sieben Mal Dolomitenmannsieger. Er hat viele Berge auf der ganzen Welt „erlaufen“. Die „Hausberge“ in Tirol hat er fast alle abgegrast bzw. „abgelaufen“. In den vergangenen Jahren sind es zwar etwas weniger Wettkämpfe geworden, das tägliche Draußen sein ist jedoch geblieben. In Leidenschaft steckt auch das Wort „Leiden“. Wie schwer ist es für ihn als Bergläufer immer erfolgreich zu sein? Man wird schließlich nicht jünger. „Du leidest es oft viele Wochen, ja Monate“, zeigt Kröll auf die schwierigen Seiten des professionellen Laufsports hin. „Aber irgendwann wird es wieder besser - und leichter“. Er habe kein Problem mit dem Älterwerden. Solange es ihm körperlich gut geht, werde er den Berglaufsport auch weiterhin ausüben. Abenteuer bedeutet für ihn nicht Raubbau am Körper zu betreiben, sondern vielmehr Respekt vor der Natur zu üben: „Die Leidenschaft für die Berge ist viel wichtiger als alles andere“, unterstreicht der Anfang Vierzigjährige seine Ambitionen. „Ich bin 90 Prozent meiner Lebenszeit in den Bergen unterwegs. Da bekommst du ein besonderes Bewusstsein für Natur und Umwelt“. Die vielen extremen Erfahrungen, wie beispielsweise den hochalpinen „Berliner Höhenweg“, den er in unglaublichen 24 Stunden überwunden hat, haben ihn durchaus geprägt. Auch im Alltag. Er fühle sich allgemein viel ausgeglichener, und auch gewisse Alltagsprobleme nehme er viel gelassener hin. Es geht beim Laufen und beim Sport allgemein nicht um schneller, härter und mehr, sondern viel mehr um ruhiger und konzentrierter. Wenn Markus Kröll über Motivation und Trainingsverlauf spricht, dann gilt für den erfahrenen Läufer der Grundsatz: Weniger ist oft viel mehr. Das gelte beim Laufen ebenso, wie beim Konsum und im täglichen Leben. Auf seinen Körper hören. „Jeder Mensch braucht nur auf seinen Körper hören: wenn du dich regelmäßig bewegst, brauchst du im Grunde keinen Trainingsplan“. Das wichtigste im Leben sei, so Kröll, jede Sache mit Liebe und Leidenschaft zu betreiben. Weil dann ist dir Freude und Spaß sicher. Ein schönes und weises Schlusswort...
Das Interview ist auch im Abenteuer & Outdoor-Special von Media Planet erschienen.
Fotos: Red Bull Interview: Helmut Wolf
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