Alleine in der Natur wandern? Bewusstsein für die Welt entwickeln. US-Langstreckenwanderin Kristin Gates erlebt diese Erfahrung stets aufs Neue... „Es kann einsam sein, es kann anstrengend sein, aber es ist immer ein Abenteuer,“ erzählt die gebürtige Amerikanerin Kristin Gates. Gates, 29, ist Langstreckenwanderin. Sie lebt in Kanada und legt große Distanzen zu Fuß zurück. Oft sind es weite Strecken, die viele Menschen oft nicht einmal mit dem Auto zurücklegen würden: der „Appalachian Trail“ durch die USA - 3.500 km. Entlang der US-Westküste („Pacific Crest Trail“) - 4.184 km. „Continental Divide Trail“ - 4.506 km. Insgesamt, so erzählt Kristian Gates, sind es gut und gern rund 20.000 km, die sie in den vergangenen Jahren zu Fuß zurückgelegt hat. Und das Alleine! Was sucht sie in der Natur? Bekannt wurde Kristin Gates vor allem mit ihrer Solo-Tour durch die Bergkette „Brooks Range“ in Alaska. Rund 1.000 km war sie in dieser unwirtlichen, kühlen Gegend im hohen Norden unterwegs. Vor kurzem hat sie im nördlichen Schweden den Fernwanderweg „Kungsleden“ (Königsweg) durchwandert. Stets sind es lange, weitläufige Distanzen in abgeschiedenen Gegenden. Fernab jeglicher Zivilisation, ohne Komfort und WLAN. Sucht sie den Weg zu sich selbst? Oder ist es die Sehnsucht nach ursprünglichen Orten und Landschaften, die in vielen Teilen der Welt verloren gegangen sind. Der Kontakt mit Bergen, Bäumen und Wasser ist das beste Heilmittel für unser strapaziertes Gehirn. Dies belegen eine Reihe von Studien. Eine Waldwanderung kann bis 16% Stresshormone abbauen, hat eine Untersuchung der Universität Utah ergeben. Das Betrachten natürlicher Landschaften und Bewegung im Freien fördern nachweislich die Gesundheit - und reduziert Stress auf vielfältige Weise. Natur kann sogar die Kreativität um bis zu 50% steigern. Zudem lassen uns Erfahrungen mit den Elementen die (Um-)Welt bewusster erleben. Berührungen mit der Natur lassen Menschen ruhiger und klarer werden - und man entwickelt Verantwortungsbewusstsein. Was brauche ich wirklich? „Ich nehme bei meinen Wandertouren nie mehr Gepäck mit als absolut notwendig ist,“ sagt Kristin Gates. Dabei hat sie ein besonderes Gefühl für die wirklich wichtigen Dinge im Leben entwickelt. Weniger Materielles = weniger Gewicht. Weniger Dinge und Gewicht bedeuten, weniger Belastung und Aufwand für den Körper. Dies erspart Kraft für so manch unvorhergesehenes (Wetter-)Ereignis in der Natur. Weniger ist da manchmal mehr - eine schöne Metapher für das Leben. Draußen sein bedeutet, den Elementen ausgesetzt zu sein. Natur, das erfährt die Langstreckenwanderin immer wieder, ist nicht berechenbar und kalkulierbar. Und oft ist die nächste Möglichkeit bei Starkregen oder Schneetreiben unter ein sicheres Dach zu schlüpfen, hunderte Kilometer entfernt. Die „richtige“ Ausrüstung und wetterfeste Bekleidung sei deshalb sehr wichtig. Und oft wird die wärmende Jacke (über-)lebensnotwendig. „Je länger ich Dinge habe, umso mehr Erinnerungen verbinde ich damit“. Unterwegs darf nichts kaputt gehen. In der einsamen Natur gibt es schließlich keinen Laden ums Eck. Deshalb muss Kristin Gates mit ihrer Outdoor-Bekleidung, dem Rucksack, dem Zelt etc. besonders sorgsam umgehen. Manche Bekleidungsstücke hat sie trotz hoher Beanspruchung über viele Jahre. Manche weisen schon viele Flicken und Ausbesserungen auf. Ganz stolz ist sie beispielsweise auf ihre Mütze, die sie schon rund zehn Jahre auf all ihren Langstreckenwanderungen trägt. „Je länger ich diese Dinge einsetze, umso mehr Erinnerungen verbinde ich damit“. Schätze besonders, was ich an Freunden und Familie habe. „Dank der Zeit, die ich alleine draußen in der Natur bin, weiß ich viel mehr zu schätzen, was ich an Freunden und Familie habe,“ sagt Gates. Sie hat ein besonderes Bewusstsein für die wichtigsten Menschen in ihrem Umfeld entwickelt. Auf ihren Trails, mit 1.000 und mehr Kilometer, hat sie viel Zeit, um darüber nachzudenken. Am Ende jeder Tour profitieren jedenfalls alle Freunde und Verwandte. „Nach meinen langen Wanderungen habe ich immer viel zu erzählen - und das ist für alle ein besonderes Erlebnis...". Video-Tipp: Web-Tipp:
www.milesforbreakfast.com Quellen: National Geographic, Patagonia „Worn Wear“-Film Text: Helmut Wolf
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