Sind Bilder die neue Sprache? Fotos ein Gegenpol zur Vergesslichkeit? Peter Saak, 55, GF beim Kamera- und Druckerhersteller Canon Austria im Gespräch über Nachhaltigkeit als zentrales (Erfolgs-)Element im Unternehmen und „die Einzigartigkeit der Momentaufnahme“... „Zusammen leben und arbeiten für das Gemeinwohl“. Es ist genau dieses japanische Sprichwort, dass einem während des gesamten Gesprächs in der Wiener Firmenzentrale bei Canon Austria im Hinterkopf schwebt. Ein Zitat, dass nicht nur als unternehmerisches Grundprinzip gilt, sondern ganz der Philosophie von „Kyosei“ entspricht. Einer Wertehaltung, die „bei allen geschäftlichen Aktivitäten die planetaren Grenzen respektiert, die Umweltauswirkungen minimiert und den positiven, sozialen Wandel unterstützt“. Ein erfolgreiches, globales Unternehmen, das den rauen, wirtschaftlichen Marktzwängen unterliegt – und gerade mit Nachhaltigkeit punktet? Die Welt und Gesellschaft besser machen. Das Unternehmen Canon, das wird beim Gespräch mit Österreich-Geschäftsführer Peter Saak besonders deutlich, das ist der Glaube an die positive Kraft des Bildes, der „Imaging-Technologien“ und der Vision mit hochwertigen Produkten und Dienstleistungen Welt und Gesellschaft besser zu machen. Ein Erfolgsmodel, wie das Unternehmen seit vielen Jahren beweist - trotz zunehmend scharfer Konkurrenz durch omnipräsente Smartphone-Kameras. Im nachfolgenden Interview plädiert Canon Austria-GF Peter Saak für mehr Achtsamkeit im Alltag und erläutert, wie die Fotokamera dabei helfen kann, die Welt bewusster zu sehen und zu erleben... Lieber Herr Saak, wir leben in einer visuell geprägten Welt. Millionen Bilder werden täglich über soziale Medien „geteilt“. Definieren Fotos eine „neue Sprache“? Das kann man durchaus so sagen. Fotos sind heute eine Form der neuen Sprache geworden. Früher hat man Fotoalben gezeigt hat oder sich gegenseitig Briefe geschrieben… Gerade für junge Menschen ist das Bild heute zum Zentrum ihres Lebens geworden. Aber auch für die Generation 40+ und 50+ ist das Foto enorm wichtig geworden. Und das nicht ohne Grund: Fotos bilden ab, wie es mir gerade emotional geht. Ob ich lustig oder traurig bin, woran ich gerade denke oder welche Speisen mir besonders gut schmecken. Instagram beispielsweise ist eine reine Plattform der Bilder. Und gerade die Jugend kommuniziert vermehrt über die „Bildsprache“: Mit Bildern zu „sprechen“ reicht den jungen Menschen heute. Ein Foto bildet den Moment im Leben authentisch ab. Was ich zudem feststelle: Kommunikation über Social Media-Kanäle wie WhatsApp findet bei Jugendlichen sehr verknappt statt. Viele Worte und Sätze werden verkürzt: „Gemma Kino“ etc. Generell wird auch weniger gelesen. Dadurch leidet natürlich auch die Sprache und die menschliche Gabe Zusammenhänge „ganzheitlich“ zu verstehen. Hier sehe ich einen gewissen Nachteil durch die zunehmende Digitalisierung. Ich bin überzeugt davon, dass haptisches Lesen von Büchern, Zeitungen etc. dem sinnerfassenden Lesen dient. Auf der anderen Seite ist das Bild natürlich ein hervorragendes Tool, um Botschaften rasch zu transportieren. Als Unternehmer sage ich: Ein Ziel zu visualisieren, zu verbildlichen, ist sehr nützlich... Wie halten Sie es persönlich, die neuen Medien achtsam zu nutzen? Für mich ist es wichtig, mir immer wieder Zeit zu nehmen, um nichts zu tun. Wir sollten uns als Gesellschaft viel öfter einfach zurück zu nehmen, in Ruhe üben und den Moment im Hier und Jetzt aufnehmen. Ich nehme beispielsweise bei Meetings kein Handy mit, um nicht abgelenkt zu werden und mich ganz auf das Gespräch zu konzentrieren. Wie gerade hier bei diesem Interview... Apropos Ablenkung: Die Zeit ist extrem schnelllebig. Was heute da ist, ist morgen oft schon vergessen. Fotos dagegen halten den Moment fest – oft für immer. Könnte das Foto als „Gegenpol“ zur Vergesslichkeit? Das glaube ich schon. Für uns Menschen sind Geschichten und Erinnerungen sehr wichtig. Wenn ich ein Bild betrachte, erinnere ich man an vergangene Momente. Das Foto zur Erinnerung ist ein großartiges Kommunikationsmittel. Als Mutter, Vater, Oma und Opa Bilder aus der Vergangenheit zu betrachten - das weckt große Emotionen. Aber: Ein Foto kann auch als Weckruf dienen, als positive Stimulation... Wie kann man Erinnerung sonst besser darstellen, als mit einem Foto, das einem berührt...? Ein Foto kann aber auch die ganze Welt zum Nachdenken anregen und sogar politische Entscheidungen mitbeeinflussen. Denken sie nur an die Bilder aus Syrien oder anderen Krisenregionen.... Was ist für sie das Besondere an der Fotografie? Diese Einzigartigkeit der Momentaufnahme, das hat eine unglaubliche Kraft. Ein Foto stellt einen, meinen Blickwinkel dar. Die Sonneneinstrahlung, die auf eine Person fällt. Diese Person von hinten oder vorne fotografiert... Ich kann ein paar Sekunden warten, dann verändert sich eine Perspektive - und damit auch das Foto. Für mich ist ein gutes Foto jenes, das den Moment einfängt... Kann ein ausdrucksstarkes Foto die Sichtweise auf das Leben (positiv) verändern? Es kann sehr stimulierend sein. Beispielsweise kann ich mich bei Sportfotos emotional hineinsteigern. Ein Foto, daß einen besonders sportlichen Moment abbildet, finde ich großartig! Ich bin selber sehr sportlich und ein herausragendes Foto kann für mich hier sehr motivierend und anregend sein. Das spornt mich an und oft frage ich mich: Kann ich das auch? Außergewöhnliche Fotos motivieren Menschen Dinge zu tun. Ein schönes Foto, mit einer Familie beim Wandern - das regt an. Ein Naturfoto stimuliert mich, um etwas zu tun, raus zu gehen, etwas zu erleben... Wenn ich ein Bild von einer schönen Landschaft, einer Alm, von herrlichen Bergen sehe, dann denke ich mir sofort: Da will ich hin! Übrigens: ein Großteil der Tourismusregionen „leben“ von fotografisch stimulierenden Aufnahmen... Mit ihrer Kampagne „Live for the Stories“ ermuntern sie Menschen „rauszugehen“, Geschichten fotografisch festzuhalten. Ist die Fotografie eine Möglichkeit die Stadt, die Natur, die Umwelt „neu“ zu sehen - und zu entdecken? „Storytelling“ ist ein wichtiges Thema für uns. Was Canon mit seinen Produkten und Tools erreichen möchte, ist vor allem, die Kreativität der Menschen zu forcieren. Es geht aber auch darum, die Welt achtsamer zu betrachten: Egal, ob wir Natur, Tiere, Menschen oder die Stadt anschauen, Achtsamkeit ist ein zentrales Element für das bewusste Leben und Erleben. Viele Menschen achten heute nicht mehr auf die (kleinen) Dinge. Die Welt ist voller interessanter Dinge und Landschaften, die es zu entdecken gibt. Mit einem achtsamen Bewusstsein sieht man einfach mehr - dies wird durch unsere „Live for the Stories-Kampagne unterstützt. Die Fotokamera kann einem dabei unterstützen, ja vielleicht sogar heranführen bewusster durch das Leben zu gehen. Am Ende wird das Element Achtsamkeit zu einem gewissen Automatismus – auch ohne Kamera... Was zeichnet Canon Austria als Unternehmen besonders aus? Es tut uns gut als stabile Organisation am Markt aufzutreten. Dies zeigt auch mein persönlicher Werdegang innerhalb des Unternehmens. Seit 25 Jahren bin ich in unterschiedlichen Tätigkeiten bei Canon tätig. Davon 18 Jahre in Zentral- und Osteuropa. Sieben Jahre verantwortet ich nunmehr Canon in Österreich. Die durchschnittliche Verweildauer der Mitarbeiter hierzulande beträgt 17 Jahre. Was ich damit sagen möchte? Kontinuität und Stabilität ist gerade in bewegten Zeiten ein wichtiges Element des Erfolges geworden. Die langjährige Treue und Loyalität der Mitarbeiter spiegelt aber auch unser Kernwesen - nämlich: die Nachhaltigkeit. Wir legen großen Wert auf Beständigkeit, Qualität und eine lange Lebensdauer unserer Produkte. Das sehen wir als Zeichen der Verantwortung gegenüber unseren Kunden, aber auch insgesamt gegenüber Gesellschaft und Umwelt. Wie steht es um das Thema Nachhaltigkeit? Wir alle versuchen den Umweltgedanken so gut wie möglich zu leben. Es gibt beispielsweise einen CO2-Ausstoß-Höchstbetrag in der „Car-Policy“, der für alle Mitarbeiter und das gesamte Management gilt. Wir machen aber auch generell viel was Umweltengagement und soziale Verantwortung anbelangt. Beispielsweise gibt es einen zusätzlichen Urlaubstag für soziales Engagement bei karitativen Organisationen wie der Caritas. Was mir wichtig ist: Wir machen dies alles nicht, weil wir es müssen oder als Marketing-Strategie anlegen. Nein: Nachhaltigkeit gehört zu unserer DNA. Und gerade die Menschlichkeit wird in Österreich sehr hochgehalten. Natürlich unterliegen wir auch wirtschaftlichen Effizienzvorgaben. Dennoch leben und arbeiten wir aus Überzeugung für das Allgemeinwohl. Haben sie ein persönliches Lieblingsfoto? Ja, ein selbst fotografiertes aus Namibia (*siehe Auchmacher-Foto). Ein Foto das besonders schön den überraschenden Moment darstellt... Wie lautet ihr Lebenskonzept? Konsequenz ist für mich ein wichtiges Lebensthema. Das Ziel muss klar sein, gerade in unternehmerischer Hinsicht. Der Weg zum Ziel kann individuell gewählt sein. Ich werde bald die Hälfte meines Lebens in der Arbeitswelt verbracht haben, und je älter ich werde, desto mehr verstärkt sich in mir das Lebensprinzip: „Carpe Diem“. Einfach tun! Es geht darum Dinge „jetzt“ zu machen und nicht zu warten. Denn man weiß nie, was morgen passiert... Vielen Dank für das sehr interessante Gespräch! Web-Tipp: www.canon.at/live-for-the-story Fotos: Peter Saak (Aufmacher-Foto), Ruth Davey, David Bergman, Canon Text & Interview: Helmut Wolf
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