Werner Lampert zählt zu den wichtigsten Pionieren in Österreich in Sachen Nachhaltigkeit. Lampert entwickelte mit “Ja! Natürlich” und “Zurück zum Ursprung” zwei der erfolgreichsten Bio-Marken Europas. Ein Gespräch über die Sehnsucht nach dem „Echten“, über nachhaltiges Handeln und über Schönheit. Erst wenn wir Menschen alle beginnen nachhaltig zu denken, zu handeln und zu wirtschaften, haben wir eine Chance für die Zukunft. Davon ist Werner Lampert zutiefst überzeugt, wie er im nachfolgenden Interview bekräftigt. Lieber Herr Lampert, sind Sie in der Stadt oder auf dem Land aufgewachsen? Ich bin auf dem Land aufgewachsen. Glauben Sie, bekommt ein Kind, das auf dem Land aufwächst, ein bewussteres, sensibleres Empfinden für die Umwelt mit als ein Kind in der Stadt? Ich meine, das hängt mehr von den Lebensumständen ab unter denen das Kind aufwächst. Bekommt das Kind auch in der Stadt die sprichwörtliche „Herzensbildung“, kann es genauso eine Beziehung zur Natur entwickeln. Bedeutet für Sie Nachhaltigkeit im Bezug auf Natur und Umwelt Bewahrung oder Entwicklung? Oder beides? Bei der Nachhaltigkeit geht es um nichts anderes als um unsere Lebensgrundlage. Mit dem Bewahren allein werden wir uns nicht retten können. Der Landschaftsökologe Wolfgang Haber meinte, ohne ausreichende Lebensmittelproduktion gibt es so gut wie keine Kultur, auch keinen Naturschutz. Er spricht dabei vom Konzept der „integrierten Landwirtschaft“. Wie sehen Sie hier die zukünftige Entwicklung? Die Landwirtschaft – und nachfolgenden Produktionszweige – sind weltweit die größten CO2-Emittenten, die größten Süßwasserverbraucher und Vernichter der Bio-Diversität. Wenn Sie sich nur vorstellen, was die Produktion von Eiweiß für die europäischen Tiere in Südamerika anstellt, bis hin zur Auslöschung der indigenen Bevölkerung … wo bleibt hier die Kulturleistung? Die Landwirtschaft wird sich von Grund auf verändern müssen, um eine Zukunft zu haben. Essen und Trinken hat sehr viel mit Genuss, mit Freude und Sinnlichkeit zu tun. Können ökologische Nahrungsmittel mehr zur allgemeinen Lebensfreude beitragen? Wenn die Lebensmittelproduktion eine zerstörte Umwelt hinterlässt, kann ich den Genussfaktor nicht erkennen. Ich würde es so formulieren: Will man genießen, soll die Sinnlichkeit angesprochen werden, dann gibt es keine Alternative zu verantwortungsvoll hergestellten biologischen Lebensmitteln. „Zurück zum Ursprung“ hört sich traditionalistisch an, erscheint aber vielmehr als ein idealistisches Projekt der Zukunft. Wie definieren Sie diesen Leitspruch? Wir sind weltweit das einzige innovative landwirtschaftliche Projekt. Wir sind das erste und einzige Modell, in dem Nachhaltigkeit sowohl ökologisch, sozial als auch wirtschaftlich konsequent gelebt und umgesetzt wird … Die Menschen haben keine Zukunft ohne nachhaltiges Handeln! Provokant gefragt: auch viele Obst- und Gemüsebauern in Südafrika oder Südamerika leben vom Konsum Europas. Wie könnten wir es schaffen, globale Nachhaltigkeit zu erreichen? Globale Nachhaltigkeit? Indem wir verzichten, den Regenwald für unsere Gier zu zerstören, und Menschen in der Dritten Welt zu versklaven, um unseren Wohlstand zu mehren. Wir leben in einem hochdynamischen, von Technik geprägten Zeitalter. Gleichzeitig steigt das Bedürfnis der Menschen nach Entschleunigung, nach Natürlichkeit. Wie werden sich ihrer Meinung nach diese zwei Gegensätze entwickeln? In unser Leben wird noch viel mehr Dynamik kommen. Davon bin ich überzeugt. Aber damit adäquat umgehen können werden nur diese Menschen, welche die „zweite Ebene“ in ihrem Leben auszubilden vermögen. Dazu gehört für mich eben innere Ruhe und ähnliches. Woher rührt ihrer Meinung nach die Sehnsucht gerade vieler Menschen in den Städten nach Authentizität, nach „Echtem“? Alles Vorgetäuschte wird irgendwann schal und ist leer. Daher entwickelt sich in jedem Menschen die Sehnsucht, etwas vom wirklichen Leben zu spüren. Was bedeutet für Sie Natur? Die Natur ist unser aller Leben und wir Menschen sind nicht mehr als ein Teil der Natur. Worin liegt die tägliche Triebfeder in ihrem Beruf? In meiner Leidenschaft für Landwirtschaft, für das Essen … und in meinem Traum vom intakten Leben. Wollen Sie die Welt retten? Dafür bin ich leider viel zu gering, schade! Was bedeutet für Sie Schönheit? Eine intakte Natur, ein gedeckter Tisch und die gelebte Liebe. www.wernerlampert.com Helmut Wolf
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