Drei Monate in den Wudang-Bergen Chinas. Auf den Spuren des Daosimus und der Lebenshaltung: „Der Weg ist das Ziel. Karl „Charly” Koschek, 45, hat nicht nur herrliche Landschaften, sondern auch sich selbst neu kennengelernt... „Eines Tages wird der Berg erblühen…” Zhang Sanfeng, legendäre chinesische Heldengestalt 30 Jahre später – in China... Im 19. Jahrhundert ziehen Schaukämpfer der japanischen Samurai-Krieger durch China. Sie treten zu Kämpfen gegen örtliche chinesische Kung-Fu-Meister an. Doch diese Kämpfe sind eine Farce, schließlich stehen die Sieger schon fest. Doch: alles wird anders, als Meister Chen die hohe Kampfkunst des Wudang einsetzt... Neben allerlei Action-Szenen, ist es vor allem die Atmosphäre des 1983 gedrehten Films „Kung Fu: Die Tochter des Meisters”, die Karl „Charly” Koschek in seinen Bann ziehen – und nicht mehr loslassen sollte. 30 Jahre später reist Koschek in das Wudang-Gebirge, in dem der Film und auch der Daoismus seinen Ursprung hat... „Die Menschen in China sind generell lauter, lebendiger”, erzählt Charly Koschek. Sie ziehen oft ganz ungeniert Schleim auf und spucken ihn aus. Im Laufe der Zeit gewöhnt man sich aber daran. Koschek hat diese Geräusche oftmals gehört. Auf seiner 21-stündigen Zugsfahrt, vom Pekinger Bahnhof ins Wudang-Gebirge, hatte er genügend Gelegenheit, die Menschen und ihre Angewohnheiten zu beobachten. Die „Hard Sleeper”-Zugsabteile (rd. 60 Euro), mit sechs Betten, sind offen gestaltet – und entsprechend hellhörig. Wer es ruhiger haben möchte, dem empfiehlt Koschek die klimatisierten „Soft Sleeper”-Kabinen (rd. 75 Euro). Es ist ein unvergleichliches Gefühl in die Wudang-Berge zu reisen, leuchten Koscheks Augen. Vorbei an Dörfern und Landschaften, taucht der Besucher in eine andere Welt ein. Nicht umsonst wird das rund 400 km² große Gebiet, im Nordwesten der zentralchinesischen Provinz Hubei, als „heiligstes Gebirge unter dem Himmel“ bezeichnet. „Wudang Shan” umfasst herrliche Landschaften, sowie zahlreiche Tempel, Paläste, Klöster, Brücken, Tore, Höhlen und Einsiedeleien. Viele Gegenden fungierten als malerische Kulisse von bekannten Filmen, wie „Tiger & Dragon”. Auf verwunschenen, alten Steinwegen lohnt es beispielsweise den höchsten, der insgesamt 72 Gipfel der Wudang-Berge, erklimmen: den 1.612 m hohen Berg „Tianzhu”, auf dessen Spitze sich der Goldene Tempel befindet. Das Wudang-Gebirge zählt zum „UNESCO-Weltkulturerbe”. Überdies ist es ein berühmter Platz der daoistischen „Lehre des Weges“. In der Abgeschiedenheit und Ruhe der Wudang-Berge, fanden viele daoistische Einsiedler Zuflucht, um sich von der materiellen Welt zurückzuziehen und ihren Übungen nachzugehen. Ihr Lebensziel: im Einklang mit den Erscheinungen der Natur zu leben, sich dem Strom des Lebens hinzugeben und durch verschiedene Meditationspraktiken „das Leben zu verlängern”. Für Koschek ist Daoismus eine Lebensphilosophie, die viele Bereiche abdeckt. Daraus ist nicht nur die in Europa beliebte Traditionelle chinesische Medizin (TCM) entstanden, sondern auch das berühmte „Yin & Yang”-Symbol. „Hier findest du Ruhe und die Kraft der Natur”, betont Koschek. Drei Monate lang war der gebürtige Oberösterreicher bei „Meister Tian Liyang”, am Fuße der Wudang Berge. Seit 2004 lehrt Meister Tian in seiner Schule die „inneren Kampfkünste“ Bagua, Xingyi und Tajiquan. Dabei verknüpft er die Lehren des Daoismus mit modernen Elementen. Neben chinesischen Schülern, wird der Unterricht deshalb auch bei internationalen Gästen immer beliebter. „Der Meister von Wudangshan“, wie er in einer Arte-Dokumentation genannt wird, unterrichtet den Wudang-Stil auch immer wieder im deutschsprachigen Raum, woraus sich Liangs Nähe zur europäischen Kultur erklärt. Drei Monate verbringt Charly Koschek in der großzügig angelegten Schule von „Meister Tian" (Foto links). Er wohnt dort (ca. 25 Euro pro Nacht), bekommt zu Essen („Basis bei allen Gericht ist: Reis“) und trainiert – Vormittag und Nachmittag – an fünf Tagen die Woche. An den freien Tagen fährt er in den nahegelegenen Ort Wudang Shan, besucht Tempelanlagen oder wandert auf alten Pfaden inmitten wunderschöner Berglandschaften. Als Europäer kann man die Kurse individuell buchen. In den traditionellen Schulklassen, werden die chinesischen Schüler dagegen jahrelang in dieser besonderen Kampfkunst unterrichtet. Was nimmt Koschek mit von diesem Aufenthalt? „Wahrscheinlich die Erkenntnis, dass in der inneren Ruhe die wahre Kraft des Menschen liegt”, umschreibt es Charly Koschek, der nunmehr auch als ausgebildeter Trainer fungiert. „Hier spürst du, was es heißt, nicht gegen, sondern mit der Natur zu leben – und so zu handeln”. Übrigens: im Einklang mit der Natur zu leben, bedeutet auch, nicht allzu lange am Abend auszugehen, schmunzelt Koschek. Denn, um 20 Uhr herrscht im Wudang Gebirge nicht nur völlige Finsternis - sondern dann sperrt auch die Schule ihre Tore zu... Reisetipps:
- Fluganreise Wien-Peking bsp. mit Austrian Airlines: rd. 9 Stunden - Zugfahrt Peking-Wudang Shan: rd. 21 Stunden, danach 15 Minuten mit Bus/Taxi - Der Ort Wudang Shan: bietet viele internationale Lokale & traditionell chinesisches Lebensgefühl - Schöne Wanderungen im Wudang-Gebirge: zu den Tempeln „Nanyang“ oder „Wu Long Gong“ - Klima: ähnlich wie in Mitteleuropa, tendenziell eher kälter bzw. wärmer - Beste Reisezeit: Ende März bis Anfang Juli Web-Tipps: www.lovenetwork.eu www.wudang-europa.de Wikipedia Wudang Shan Text: Helmut Wolf
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