„Das Eisschild Grönlands hat mein Leben verändert“. Gletscherbiologe Joseph Cook forscht in faszinierenden Miniaturwelten aus Eis- und Schnee. Darin spiegeln sich auch die Veränderungen unseres Weltklimas... Leuchtendes Neonblau, verschiedenste Pinktöne, Grünnuancen... Die Arktis ist keineswegs eine leere, farblos-weiße Ödnis. Dafür muss man genauer, am besten ganz genau hinschauen. Dann erstrahlen Eis und Schnee in schillernden Farben, tun sich vielseitige Muster und Formen und eine fragile Miniaturwelt auf. Dazwischen fließen „majestätische Ströme“, die sich ihr Bett durch schier endloses Eis gebahnt haben. Seit der Engländer Joseph Cook, 31, die Arktis zum ersten Mal sah, übt sie eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf ihn aus: „Diese Landschaft durchströmt eine faszinierende Ruhe und Gelassenheit,“ erzählt Cook mit einem Strahlen im Gesicht. Seit Joseph Cook im Alter von elf Jahren mit dem Klettern begann, ist er fasziniert von der Natur und Wildnis. Cook trägt eindeutig das „Entdecker-Gen“ in sich. Aber auch der Blick für das Wesentliche ist eine Charaktereigenschaft. Sein erster Besuch in einem Forschungscamp auf dem grönländischen Eisschild hat sein „Leben verändert“, wie er sagt. Die schier unendliche Landschaft, mitsamt einer vielseitigen Fauna und Flora inmitten von Eis und Schnee, bestärkt ihn im schließlich den Wunsch, die unsichtbaren Welten der sogenannten „Eismikrobiologie“ genauer zu beleuchten. Kleine Lebewesen im Eis... Joseph Cook gilt als Pionier der „glazialen Mikrobiologie“, also der Erforschung ganz kleiner Lebewesen im Eis. Diese Mikroben sind mit bloßem Auge (fast) nicht sichtbar. Mit seinem Projekt „Ice Alive“ erforscht er, wie polare Mikroben im „gefrorenen Regenwald“ des grönländischen Eisschildes das globale Klima sowie Nährstoff- und Kohlenstoffkreislauf beeinflussen. Auch viele andere natürliche Systeme finden sich im durchschnittlich 2000 Meter starken Grönländischen Eisschild. Die obersten Meter des arktischen Eises, sind noch weitgehend unerforschter Raum. Über dessen Ausdehnung, Rolle und Auswirkungen auf das globale Klima, weiß die Wissenschaft noch nicht viel. Cooks Projekt Ice Alive soll herausfinden, wie dieses relativ unbekannte Ökosystem dazu beiträgt, das Eis der nördlichen Hemisphäre zu bilden. Außerdem möchte der englische Geowissenschaftler die Veränderungen des Weltklimas sichtbar machen und zeigen, wie der Nährstoff- und Kohlenstoffkreislauf beeinflusst wird, was wiederum Auswirkungen auf den Menschen hat. Hundert Millionen Milliarden Billionen Mikroorganismen... „In den obersten Metern der Eisschicht leben schätzungsweise hundert Millionen Milliarden Billionen Mikroorganismen“, sagt der Preisträger des „Rolex Awards for Enterprise 2016“. Je nach der Farbe des Eises, wird mehr oder weniger Sonnenenergie in den Weltraum zurück gestrahlt. „Und davon wiederum hängt ab, wie schnell das Eis schmilzt“, erklärt Cook. „Ich betrachte diese winzigen Organismen als Verstärker des Klimawandels - und zugleich als Architekten der Eisoberfläche. Deshalb müssen wir verstehen, was sie tun - und wie sie es tun.“
Faszinierende Miniaturwelt. Cook hat bislang fünf Studienaufenthalte in der Arktis absolviert. Das Rolex Preisgeld wird 2017 einen Aufenthalt Cooks mit seinem Team auf dem grönländischen Eisschild finanzieren. Dort soll erforscht werden, wie es diesen Mikroben gelingt unter extremen Umweltbedingungen zu überleben, wie sie das Klima beeinflussen - und welchen möglichen Nutzen sie dem Menschen bringen können. „Hier kann ich ein riesiges lebendes System untersuchen, das unsere Zukunft beeinflussen könnte.“ Eine faszinierende Miniaturwelt, die viel über den Zustand unserer Welt sagt... Web-Tipps: www.rolexawards.com www.tothepoles.wordpress.com Fotos: Rolex / Marc Latzel Text: Helmut Wolf
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