Alles. Selber. Machen. In einem von Europas größten und am besten ausgestatteten „Maker Space“ - in Wien. „Selbermacher“ finden hier ein wahres Werkstätten-Paradies. Seit dem Vorjahr auch die Lehrlinge von „Kapsch“. Hier können sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen – und die kann sich sehen lassen... „Den 3-Drucker haben wir selbst gebaut... und eigentlich auch selbst ausgedruckt“, schmunzelt Arno Aumayr. Die „ausgedruckte“ Vase war in vierzehn Stunden fertig, erzählt der Technik-Experte und „Maker Space“-Gründer den jungen Lehrlingen von Kapsch. Mit interessierten Blicken begleiten die Lehrlinge Aumayr beim Rundgang durch die weitläufigen, rund 800m2 großen Räumlichkeiten des „Maker Space“ - einer Kombination aus offener Werkstatt und „FabLab“ („Fabrication Laboratory“). Vor vier Jahren gegründet, zählt der gemeinnützige Verein mittlerweile schon 280 Mitglieder. Und die Anzahl der begeisterten „Maker“ wächst stetig heran... „Nerdville“, „Big Project Room“, „Chillout“, „Textil“. Immer weiter in das Haus „hineingefressen“ haben sich die Werkstatt-Bereiche des Maker Space. Und trotz zentraler Stadtlage – direkt an der Wiener Schönbrunner Straße -, haben sich (bisher) immer weitere Flächen gefunden. Mittlerweile ist man dabei auch im Keller weitere Räumlichkeiten zu erschließen. „Nerdville“, „Big Project Room“, „Chillout“ oder Textil“ heißen die verschiedenen „Spaces“. Hier steht ein Lasercutter,dort eine Plattenfräse zum Möbelbau. In der Textilwerkstatt gibt es alles für das kreative Outfit. Und wer Metal oder Holz „fräsen oder drehen“ möchte, findet in dieser kreativen Werkstatt ebenfalls alle Gerätschaften. Im Keller staunen die Lehrlinge über ein wunderschön gestaltetes Holzkanu. „Hier wurden schon Gitarren, Boote und sogar ein großer Katamaran gefertigt“, erzählt Aumayr stolz. „Es geht darum das Manuelle in den Fokus zu rücken“, betont der Maker Space-Chef. Vor allem aber soll der Maker Space Lust machen auf das selber machen, das selber gestalten - und selber reparieren. „Wir wollen die technische Fertigung aus der industriellen Umklammerung lösen. Einen Freiraum schaffen für Ideen und Projekte“, sagt Aumayr. Und das ist hier wirklich gelungen. Hier können bis zu 30 Maker gleichzeitig zeichnen, löten, tüfteln - oder auch erfinden. Ob Arbeiten an Metal, Holz, Ton oder mit Textil, steht hier jeden frei. Auch hilft man sich gegenseitig gerne. Wer an Elektronik interessiert ist, kann sich an Robotik üben. Insgesamt sechs 3D-Drucker stehen für Projekte zur Verfügung. Und in der Keramikwerkstatt im Keller finden immer wieder Workshops statt. Kapsch-Lehrlinge im Maker Space. Seit Oktober 2018 kommen auch die Lehrlinge von Kapsch in den Maker Space. „Sie freuen sich jedes Mal, wenn sie hierherkommen“, sagt Franz Weissenböck, Trainer der Jugend- und Erwachsenenbildung bei Kapsch. Die offene Atmosphäre und der „Community-based“-Spirit schaffen ein besonders gutes Umfeld für Ideen und kreative Umsetzung. Zwei Mal die Woche kommen die Lehrlinge (im ersten und zweiten Lehrjahr) in den Maker Space. Gemeinsam mit Ausbildnern wurden dabei schon einige interessante Projekte umgesetzt. Es ist der jugendlich-unbekümmerte Zugang, der hier immer wieder Neues schafft. Vor allem aber zeigt sich: erst mit der praktischen Umsetzung verfestigt sich das theoretisch erlernte bei den „Makern“... „Hier sind wir ein Team“. „Erst hier und bei Kapsch habe ich sofort alles verstanden, weil es praktisch umgesetzt wurde“, sagt Samuel, Lehrling im zweiten Lehrjahr. Samuel hatte zuvor Elektrotechnik studiert. Beim Studium gab es jedoch keinen praktischen Bezug zur Theorie. „Ich habe niemanden auf der Uni gesehen, der je eine Lötstelle gemacht hätte“, erzählt er. Auf der Universität bereitet man sich in erster Linie auf Prüfungen vor. Zudem ist jeder nur auf sich selbst konzentriert. „Hier sind wir ein Team und alle möchten, dass ich etwas lerne“, sagt Samuel. Auch die anderen Lehrlinge stimmen dieser Umschreibung zu.
„Die Lehre zu starten war definitiv die richtige Entscheidung“, betonen die Lehrlinge hier im Maker Space unisono. Die Mischung aus Praxis und Anwendung mache nicht nur viel Spaß, sondern lehrt einem die Dinge besser zu „verstehen“. Und selbst Fehler gehören dann zu einem produktiven Lernprozess – und werden nicht bestraft. „Wenn ich in der HTL bei einer Aufgabe nachgefragt habe, habe ich ein Minus bekommen“, sagt ein anderer Lehrling. „Hier lautet die Botschaft: Erst wenn du Fehler machst, dann lernst du etwas“. Durch Fehler wird man klug... Web-Tipps: www.kapsch.net www.makeraustria.at Text: Helmut Wolf
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