Abenteuer erleben. Klettern. Was machen, wenn man in einer hunderte Meter steilen Felswand plötzlich auf die Toilette muss? Der Belgier Sean Villanueva O’Driscoll kennt viele solcher Anekdoten... „Dieser Sport lehrt mich das Leben. Er zwingt mich, im Augenblick zu leben“, funkeln die Augen des belgischen Kletterers Sean Villanueva O’Driscoll, 36. Seine klingende Namenskombination entstammt einer besonderen, elterlichen Mischung: sein Vater ist gebürtiger Spanier, seine Mutter Irin. Gemeinsam lebten sie in Brüssel. Schon mit 13 Jahren hat Sean den Klettersport entdeckt. Mit all seinen Schwierigkeiten und seinen Herausforderungen. „Klettern ist meine Lebensweise geworden. Das hat mir ermöglicht wunderbare Menschen kennen zu lernen und fantastische Erfahrungen mit ihnen zu teilen“. Einfach da draußen zu sein... „Ich liebe unberührte Orte in fernen, abgelegenen Gegenden. Und ganz besonders hohe Felswände“, erzählt Sean. Warum bevorzugt er abgelegene Gegenden? „Weil das Abenteuer dabei auch eine Rolle spielt. Das Abenteuer reizt mich“, betont Sean. Abgelegene Regionen, die nur wenige Menschen besucht haben, sind voller unbekannter Dinge und Entdeckungen. Das ist Teil der Herausforderung: dorthin zu reisen und sie zu erkunden. „Einfach da draußen zu sein.“ Anfangs reichte wildes Campen und per Anhalter fahren, um seinen Abenteuerdurst zu stillen. Im Laufe der Zeit hat der 36jährige entdeckt, was heute seine „Spezialität“ ist: nämlich die freie Durchsteigung von „Bigwalls“ (hohen Felswänden). Aber auch breite, feuchte Risse voller Moos und schwierige Plattenzählen zu seinen Herausforderungen. Zu seinen bevorzugten Klettergebieten zählen Berge und Gebiete wie: der „Yosemite“ und „Fitz Roy“ in Patagonien, der Himalaya in Pakistan, Baffin Island (Kanada) und die Fjorde Grönlands. Stets auf auf der Suche nach hohen, unberührten Felswänden. „Mein letztes Stück Toilettenpapier ist davongeweht.“ Was war sein schwierigster Moment? „Den schwierigsten Moment hat er in einer Felswand, am Südturm der „Torres Del Paine“-Gebirges in Patagonien/Chile erlebt, erzählt Sean: „Es war der fünfte Tag eines elftägigen Aufstiegs. Ich musste auf die Toilette. Wir befanden uns 150 m über dem Boden. Mein letztes Stück Toilettenpapier ist davongeweht. Also war ich gezwungen, bis zum Ende des Aufstiegs Steine, Eis und alles, was ich finden konnte, zu benutzen." An persönlichen Grenzen zu stoßen, hat viele Facetten... Seine irische Flöte ist ein fester Bestandteil der Kletterausrüstung. „Wenn ich mitten in einer Wand hoch über dem Boden hänge, und mehrere Tage auf meinem „Portaledge“ (Hängezelt, Anm.) das Ende eines Unwetters abwarte, hilft mir die Flöte, die Zeit sinnvoll zu verbringen und nicht einfach nur zu warten“, sagt Sean. „Musik zu spielen hilft mir, in der Gegenwart zu bleiben." Und diese Gegenwart kann an unterschiedlichsten, vertikal gelegenen Orten der Welt sein. Beispielsweise am legendären, 3406 Meter hohen Granitberg Berg „Fitz Roy“ in den argentinisch-chilenischen Anden sein. Diesen Berg ist er nonstop in 30 Stunden durchgeklettert... Gute Ausrüstung und Bekleidung ist besonders in abgelegenen Wildnisgebieten wichtig. Ja, lebensnotwendig. „In vielen Gegenden ist man ganz isoliert und auf sich selbst angewiesen - und es kann richtig kalt werden“, sagt Sean. „Richtige“ Ausrüstung, um sich warm zu halten, sei in diesen Regionen absolut unverzichtbar. Zu schnell wird man unterkühlt, wenn die Kleidung nass wird und der Körper Wärme verliert. Wenn es dann nicht gelingt, die Körperwärme zu speichern, droht Lebensgefahr. Und auf Rettung hoffen hat oft wenig Sinn, weil die nächste Hilfe oft mehrere Tage entfernt sein kann.
„Flicken verleihen meiner Kleidung eine besondere Note“. „Wenn ich unterwegs bin, schwöre ich auf mein Klebeband“, sagt Sean. Ein Klebeband, dass er auf einem Bauernmarkt in Frankreich gekaut hat und das er zum Flicken seiner aufgerissenen Stellen seiner Bekleidung verwendet. „Man schneidet ein Stück ab, klebt die zerrissene Stelle ab – das hält förmlich für immer. Ich trage jahrelang nachher noch meine Bekleidung“. Einige Kleidungsstücke begleiten ihn seit langer Zeit auf seinen Abenteuern. Entsprechend finden sich viele Reparaturen und Flicken auf seiner Bekleidung. „Flicken verleihen meiner Kleidung eine besondere Note und Geschichte“, schmunzelt der belgische Kletterer. „Und wenn man sich die Kleidung später ansieht, wecken die Flicken Erinnerungen...“ „Für mich ist es wichtig, Kleidung möglichst lange zu tragen“, betont Sean. Kleidung, die er auf seinen Touren benötigt, muß viel aushalten und soll lange nutzbar sein. „Ich sehe echt keinen Sinn darin, gleich neue Sachen zu kaufen, wenn etwas nur einen kleinen Riss hat. Außerdem finde ich es cool, die Sachen zu reparieren.“ Sean zeigt auf eine Jacke, die gesäumt ist von geklebten Stellen. Insgesamt 26 Flicken zählt er – und lacht: „Da ist noch immer jede Menge Platz für neue Reparaturen und Flicken“. Das nächste Abenteuer kommt bestimmt... Web-Tipp: Worn Wear Fotos: Tiletozo.tumblr.com, Patagonia Quellen: Patagonia, Petzl Text: Helmut Wolf
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