Sie aß Wildpflanzen, tauchte in Mülltonnen, lebte in einer Waldhütte. Greta Taubert, 32, war ein Jahr lang auf der Suche nach einem Überlebensmodell. Am Ende entdeckte sie die rettende Kraft der Gemeinschaft... Leben nach dem „Crash“. Der entscheidende Moment zu ihrem Selbstversuch kam der deutschen Autorin Greta Taubert bei einem gemütlichen Kaffeekränzchen. Am Küchentisch einer Leipziger Altbauwohnung fasste sie einen einschneidenden Entschluss: Ein Jahr lange wolle sie sich Zeit nehmen herauszufinden, wie sie ein Leben nach einem „System-Crash“ meistern könnte. Dabei wollte sie lernen: woher man Essen bekommt, wo sie Unterschlupf finden kann, was sie selber produzieren könnte und wie viel sie „wirklich“ brauche, ohne die ausgetretenen Pfade des Konsums zu beschreiten. Der Auslöser für ihre Suche nach einem neuen Lebensmodell war: Angst. So beschreibt Greta Taubert den ursprünglichen Gedanken sich für ein Jahr „hineinzustürzen in die Welt der Aussteiger, Anders-Macher, der Freaks, Visionäre und Utopisten, um von ihnen zu lernen.“ In ihrem Buch „Apokalypse jetzt“, kommt sie zu jener Erkenntnis, die immer mehr Menschen befällt: unser ökonomisches System braucht die Perspektive eines unendlichen Wachstums, aber: unsere ökologische Welt ist begrenzt - und genau darin liegt der zentrale Widerspruch. Die zerstörerischen Folgen daraus spüren wir alle: Rohstoffknappheit, Umweltzerstörung, Klimawandel, Prekarisierung, Turbokapitalismus, wirtschaftliche Krisenstimmung, Krieg und Terror... „Ich will nicht mehr fett und rosig sein“, stellt Autorin Taubert in ihrem lesenswerten und mit vielen Anregungen versehenen Werk fest. „Ich will unabhängiger werden vom Ist-Zustand, vom Kapital - vom System.“ Und stellt sich gleichzeitig die Frage: „Geht das überhaupt, als verwöhntes Großstadtkind, ohne meinen modischen Trenchcoat abzulegen und meine soziale Haut darunter, ohne alle Brücken abzubrechen?“ Wie kann man seine Bedürfnisse herunterschrauben und diese anders befriedigen? Und: wie weit geht das mit dem „Weniger-Konsumieren“? Von Wildkräuter und Früchten ernähren. Im Zuge ihres einjährigen Selbstversuchs zieht sie eine Zeit lang zu Brigitte, die sich seit 20 Jahren ausschließlich von Wildkräutern und Früchten ernährt. Wie ein Urmensch: ohne Feuer, ohne Esswerkzeuge und ohne „Kundenkarte“ „Urkost“ heißt das Ernährungskonzept und ist eine radikale Form der Rohkost. Alles wird so gegessen, wie es die Natur auf Bäumen und Boden wachsen lässt – „Regentau, Schmutz und Kleinstinsekten inklusive.“ Die Ernährungsweise mit der „Urkost“ hat Tauberts Verdauung völlig durcheinander gebracht. „Um mich auf den Ausflug in die radikale Rohkost vorzubereiten, musste ich zuvor zu Hause fünf Tage lang buchstäblich Dreck fressen. Nur Heilerde und Wasser – sonst nichts. Damit sollte mein Körper all die schlimmen Retorten-Lebensmittel der Supermärkte abführen, die ich mir 30 Jahre lang angefuttert hatte.“ Dann trifft sie einen „Pilzguru“, der in einem Keller Pilze züchtet – und isst. „Schon heute – vor einer echten Krise – steigt der Pilzkonsum weltweit kontinuierlich an. Besonders tropische Sorten, wie Shiitake, Majetake und Ganoderma kaufen Vegetarier und Veganer in den USA und Europa gerne. Eine Zeit lang lebt Taubert auch in einer Waldhütte, um gemeinsam mit einem Jäger Rotwild zu jagen. Und sie lernt „urbane Nomaden“ kennen, die wissen wie es ist auf der Straße zu schlafen und sich aus Mülleimern zu ernähren. Ein individueller Lebensentwurf folgt dem anderen... Trampen nach Spanien, Gemeinschaftsgärten in Berlin. Sie steht in der brennenden Augusthitze am Straßenrand, trampt ohne Geld bis nach Spanien, wird von Straßenkünstlern und Anarchisten in besetzte Häuser eingeladen. Lernt in einem Bauwagen das Heizen kennen, grast Schrottplätze und „Verschenkemärkte“ auf der Suche nach Brauchbarem ab. Sie entdeckt Gemeinschaftsgärten und Nachbarschaftsgärten („Commons“) im Berliner „Prinzessinnengarten“ und fahndet auf Kleidertauschpartys nach textilen Schätzen. Eine Gemeinschaft finden. So unterschiedlich die Erfahrungen auch waren, schreibt sie in ihrem Buch über ihren Selbstversuch, am Ende liefen sie alle auf das Gleiche heraus: eine Gemeinschaft zu finden, die sich mit ihrem Wissen, ihren Waren und ihren Werten gegenseitig hilft. „Jede Szene glaubt einen Schlüssel gefunden zu haben, der das Tor in eine andere, bessere Zukunft öffnen kann. Der heißt dann „Resilienz“, „Transition“, „Commons“ oder „Solidarökonomie“. Am Ende schließen die Schlüssel immer das gleiche Tor auf: zu einem „neuen Wir-Gefühl.“ Wenn Weniger zum Mehr wird. „Wir wissen, dass uns die ökonomischen und ökologischen Bedingungen in nicht allzu ferner Zeit zum Umdenken zwingen werden,“ ist Autorin Greta Taubert überzeugt. „Wir haben aber jetzt die Gelegenheit - mit der Sicherheit noch funktionierender Systeme im Rücken – auszuloten, wie ein selbstbestimmtes, glückliches, gemeinschaftliches Leben aussehen kann. Wir können herausfinden, unter welchen Umständen ein Weniger zum Mehr wird. Tauschen, Teilen, Gärtnern, Züchten, Forschen, Bauen – dafür gibt es besonders im urbanen Raum bereits viele Angebote, die ohne Geld funktionieren. In städtischen Parks und Wäldern hat Taubert ein großes Refugium an Wildpflanzen, Früchten, Nüssen und Pilzen entdeckt. „Die städtischen Allmenden („gemeinschaftliches Eigentum“) mit dem Sammelkorb abzulaufen und abzuernten macht mehr Spaß, als an ihnen vorbei zu joggen – und satt außerdem.“ Fazit aus ihrem Selbstversuch: sie werde mit ihren neu gewonnenen Erkenntnissen - zwischen Gemeinschaftsgärten und Tauschringen - weitermachen, weil sie Spaß daran gefunden habe. Denn so erschreckend die Warnungen vor der drohenden Apokalypse auch sind: „Solange wir die Effekte nicht am eigenen Leib spüren, werden wir nicht dauerhaft vernünftig, nachhaltig, solidarisch leben.“ Neue Konzepte erproben: Gerade weil eine Epoche zu Ende geht, bietet sich nun die Gelegenheit neue Konzepte des Zusammenlebens zu erproben. Beispielsweise: Teil einer Gemeinschaft zu sein, die bunt und postmodern ist - und in der es um ein gutes Leben geht. Und das sind ja durchaus positive Aussichten.... Buch-Tipp: „Apokalypse jetzt! – Wie ich mich auf eine neue Gesellschaft vorbereite“ Von: Greta Taubert 285 Seiten Erschienen bei: Eichborn Verlag Web-Tipp: www.greta-taubert.de Fotos: Stephan Pramme, Lutz Hofmann, Christoph Busse Text: Helmut Wolf
16 Comments
3/17/2016 08:22:52
hallo,
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dusan
3/17/2016 14:04:42
Ich auch. Sehr spannend. :-D
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3/17/2016 18:00:30
Einfach nur ein Dickes DANKE, Danke für den Versuche und die gewonnen Erkentnisse, Danke dass Du das für uns alle Durchlebt und Erfahren hast und das Du es mit uns Teilst... Wir leben Gemeinschaft in uns mit uns und mit anderen und wir sind JETZT da um ein NEUE ERDE in Geminsamer zusammen(arbeit) zu kreieren! Love all around with no beginning and no end - LOVE!
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3/20/2016 15:38:34
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Diana Hentrich
3/18/2016 20:50:56
Du bist eine tolle Frau
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Oriana
3/18/2016 22:30:21
gut zwar...aber ich habe die gleiche erkenntnisse ohne sowas zu erproben,,,
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Andrea
3/20/2016 10:39:12
Toller Promotion-Artikel für ihr Buch. Systemausteigerin? Die Frau ist so nah am System wie kaum eine andere:
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S
3/20/2016 14:40:47
Danke für den Realitätsabgleich.
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Nicole
3/21/2016 10:56:32
Die Realität ist und bleibt, dass wir (fast) alle in einem gewissen Mass Teil des Systems sind und auch sein wollen. Wer seine Miete zahlen will, muss Geld verdienen. Punkt. Ich finde es trotzdem mehr als ausserordentlich sich ein Jahr so durchzuschlagen, das macht nicht jeder. Ich finde die Inspiration, die davon ausgeht sehr gut und wenn Tauschkreise und postmoderne Gemeinschaften dadurch ernsthaft gefördert werden, ist damit viel gelungen.
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MaRe
3/22/2016 08:30:08
Genau dieses Miete zahlen ist eines der Probleme des Systems, wohnen ist ein Grundrecht! Punkt! Nicht nur für Menschen. Wieso arbeiten gehen um dann die Taschen anderer zu füllen nur um zu wohnen?
Schon den Verbrauch senken ist viel, im Vergleich mancher Anderer.
Naja, ein Jahr aussteigen ist ja kein Problem, sie hat es ja auch nur deshalb gemacht um dann ein Buch zu verkaufen, also eine gute Idee um dann ordentlich davon im Geldsystem zu profitieren.
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Roger
3/26/2016 01:15:24
Absolut Hut ab wenn du das durchgezogen hast! Die Erfahrung die du damit gemacht hast würde mich persönlich interessieren, den ich verneige mich vor Menschen die so hart zu sich sein können(müssen). Das ist so was von Lebenserfahrung,die sie in sich aufnehmen, das ich so neugierig werde, darüber was zu hören😎
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Peter
3/26/2016 11:05:40
„Die städtischen Allmenden („gemeinschaftliches Eigentum“) mit dem Sammelkorb abzulaufen und abzuernten macht mehr Spaß, als an ihnen vorbei zu joggen – und satt außerdem.“
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Jens Schröder
8/19/2016 10:36:55
Ich finde es wichtig, dass die Menschen durch solche Erfahrungen von Menschen, die in den Ausstieg schnuppern und GERADE Teil des Systems sind, profitieren, denn irgend einen Aussteigerfreak stellt man schnell in die Spinner-Ecke. Wer aber aus dem System heraus alternative Wege beschriebt, wird von anderen viel eher gehört und wahrgenommen. Und das ermöglicht dann vielleicht auch eher die Auseinandersetzung mit dem Thema als das vorherige Abarbeiten an stereotypen Aussteiger-Feindbildern. Ich finde es gut, dass Frau Taubert ein bisschen zum Bewusstseinswandel beiträgt. Andere tun es auf andere Art, jede/r auf seine/ihre eigene Art. Alles darf sein, gerade im alternativen Bereich. das sollten sich diejenigen mit ausgeprägter Entweder-Oder Mentalität vielleicht auch mal vergegenwärtigen.
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