Man kann wirklich etwas bewegen. Davon ist die junge Orientalistik-Studentin Anna Eder, 21, überzeugt: mit ihrem Projekt „IntegRADsion“ vermittelt sie jugendlichen Flüchtlingen mit dem Fahrrad ihr neues Zuhause. Ein Interview! Als Kind wollte sie Schriftstellerin oder Kapitän werden. Dass sie keines von beiden Berufen geworden ist, macht ihr aber gar nichts. Denn irgendwie ist sie doch beides geworden - „halt heimlich“, erzählt Anna Eder schmunzelnd. Mit dieser positiven, fröhlichen Unbekümmertheit hat die Orientalistik-Studentin vor einiger Zeit auch das Projekt „IntegRADsion“ ins Leben gerufen. Ziel der Initiative IntegRADsion ist es, jugendlichen Flüchtlingen die Möglichkeit zu geben die Umgebung selbstständig zu erkunden - und zwar mit dem Fahrrad. Radfahren in der Stadt ist immer mit einer gewissen Leichtigkeit verbunden.Zudem funktioniert Integration immer dann am besten, wenn man im täglichen Kontakt mit dem Leben ist, in das man sich integrieren will, ist Anna überzeugt. Im nachfolgenden Interview erzählt Anna Eder mit welchen Worten sie den Flüchtlingen begegnet und warum Freiheit das wichtigste Gut des Menschen ist. Liebe Anna, kannst du ein Erlebnis beschreiben, das dich besonders berührt hat? Als ich am Hauptbahnhof als Freiwillige gearbeitet habe und ein 20 Euroschein am Boden gefunden wurde: wir haben eine Gruppe von Flüchtlingen gefragt, ob es ihrer ist und alle meinten: "Nein, der gehöre nicht ihnen". Ich weiß nicht, ob ich dasselbe gemacht hätte wäre ich in ihrer Situation gewesen. Keiner wollte ihn für sich beanspruchen... Was sind für dich die wichtigsten Erfahrungen, die du bis jetzt bei der Hilfe für Flüchtlinge gesammelt hast? Dass man auch im Kleinen Großes bewirken kann. Mit welchen Worten, mit welcher Sprache begegnet man den Flüchtlingen? Am meisten begegne ich ihnen mit Körpersprache. Mit leichten Berührungen an der Schulter, in die Augen schauen, lächeln. Mein Arabisch ist leider noch nicht gut genug für jede Konversation. Außerdem arbeite ich auch mit Flüchtlingen aus Afghanistan, Somalia etc. Meistens spreche ich einfach mit ihnen auf Deutsch, auch wenn sie mich vielleicht nicht verstehen, ist das glaub ich trotzdem besser, als zu schweigen. Nach der ersten Hilfe stellt sich die Frage, wie es weitergehen soll. Was meinst du, muss in weiterer Folge für diese Menschen getan werden? Da gilt es vor allem einige wichtige politische Akzente zu setzen: schnellerer Zugang zu Bildung, bessere Deutschkurse, schnellere Anerkennung ihrer Ausbildung, bessere Integration in den Arbeitsmarkt. Aus den Neuankömmlingen werden Mitschüler, Kollegen, Nachbarn, Konkurrenten... Wie siehst du die zukünftige Entwicklung? Ich hoffe, dass es irgendwann keinen Unterschied mehr macht, ob der Konkurrent Syrer, Afghane, Deutscher oder Österreicher ist. Ich denke, wenn uns eine gute Integration gelingt, dann kennt irgendwann jeder Österreicher mindestens einen Syrer, Afghanen etc. Ab dann ist es glaube ich nicht mehr so ein Problem. Natürlich kommt da viel Arbeit auf uns zu, aber ich glaube, dass man es als eine Grundreform sehen muss, die Europa dringend nötig hat. Wie ist die Idee zu deinem Projekt „IntegRADsion“ entstanden? Ich hab überlegt, was ich mit meinem alten Fahrrad machen soll und, da ich mich nicht zwischen meinen Schülern entscheiden wollte, ist dann nach und nach diese Idee gekommen. Was ist Dein Lebenskonzept? Ich bin Studentin an der Orientalistik und möchte mich nächstes Jahr für Soziale Arbeit an der FH bewerben. Mir ist es wichtig im Moment zu handeln und jedem Menschen mit Freundlichkeit und Unvoreingenommenheit zu begegnen. Freiheit ist das wichtigste Gut, das ein Mensch hat, weil damit so viele Dinge verbunden sind. So viele Dinge bewältigt man besser, wenn man diese Grundfreiheiten der Bewegung und des Seins hat... Vielen Dank für das Gespräch! Web-Tipp: www.intgradsion.at Interview: Helmut Wolf
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