Verbindung mit Pflanzen und Tieren. Er wuchs als Bauernkind auf, mitten in den Dolomiten. Verbrachte seine erste Lebenshälfte als Hirte, Senner, Jäger und Kräutersammler. Danach entschloss er sich als einziger Mensch im entlegenen Gebiet des Tovelsees, im Südtiroler Naturpark Brenta Adamello, zu leben: Ferruccio „Féro“ Valentini hat sich mit Pflanzen, Tieren und Steinen „verbunden“ und sich zum Fürsprecher der Natur und ihrer Heilkraft gemacht.
Im nachfolgenden Interview erzählt „Féro“ über sein schönstes Erlebnis in den Bergen, wie er Fische mit der Hand fängt und aus Löwenzahnwurzeln Kaffee mahlt.

Die Freiheit! Herr über sich selbst zu sein. Nur die Naturgesetze beachten zu müssen.
Was gestaltet sich ihr Tagesablauf? Im Winter ist es sehr kalt. Haben sie eine Heizung, eine Waschmaschine...?
Ich heize den Herd mit Holz. Der Herd steht in der Küche, die auch mein Wohnraum ist. Alle anderen Räume bleiben kalt.
Wie versorgen sie sich bzw. was sind ihre Lieblingskräuter?
Vom Frühjahr an fange ich an Wildkräuter zu sammeln. Dazu gehören vor allem: der Radicchio dell’Orso (Alpenmilchlattich – Cicerbita alpina). Dann noch eine Menge junger Triebe wie Löwenzahn, wilder Spargel. Ich sammle praktisch alles was in unserer Gegend wächst: gegen den Husten Isländisch Moos, auch Hagebutte. Aus getrockneten Löwenzahnwurzeln mahle ich meinen Kaffee. Dazu fange ich Fische mit meiner Hand. Manchmal kontaktieren mich Leute, dass ein von einem Auto verletztes Tier neben der Straße liegt. Diesen Hirsch oder das Reh nehme ich mir dann...
Was „gewinnt“ man von einem Leben in der Natur?
Sehr viel Genugtuung. Aber auch Kampfgeist, gegen die Zerstörungen.
Es gibt nicht besser oder schlechter. Und: gute Ratschläge zu geben ist schwierig. Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Man muss alles für sich selbst suchen, dann findet man...
Es gibt viele Krisen auf der Welt. Was bräuchte es für eine positive Zukunft unserer Welt?
Die großen Zusammenhänge habe ich als Beobachter meiner Landschaft nie verstanden. Ich lebe wie ein Reh in seinem Revier. Was außerhalb geschieht ist zu groß für mich.
Würde den Menschen mehr Naturnähe mehr Verantwortungsbewusstsein für die Umwelt geben?
Ein jeder sollte in die Wälder gehen. Es würde ihm sehr viel Zufriedenheit geben. Schon allein die Beschäftigung mit manch einer Pflanze, einem Stein, erfüllt mich mit Wohlbefinden.
Was war ihr bisher schönstes Erlebnis in der Natur, in den Bergen?
Mein Leben. Das Kreisen durch die Zeit. Zu wissen, dass die Welt seit Millionen Jahren besteht. Die versteinerten Pflanzen aus der Urzeit, man sagte mir, sie hätten vor 300 Millionen Jahren hier gelebt erkenne ich immer noch wieder. Als Farn, Schachtelhalm, als Nadelbaum...
Wie lautet ihr Lebenskonzept?
Ich habe kein Konzept. Ich bin zu einem Beobachter meiner Landschaft geworden und erhebe meine Stimme, wenn ich sie in Gefahr sehe. Wie jetzt, als man in meiner Frauenschuh-Wiese alle schattenspendenden Bäume rodete...
Vielen Dank für das Interview!

Buch-Tipp:
„Gebt der Wildnis das Wilde zurück!" Ein Mann der Berge kämpft für die Natur
Von: Michael Wachtler
192 Seiten, 150 Farbfotos
Erschienen bei: Kosmos
Besten Dank auch an Christian Jacobs für den Tipp.
Interview: Helmut Wolf