Brot-Menschen sind glücklicher. So scheint es jedenfalls, wen man in die leuchtenden Augen von Backprofi Josef Weghaupt blickt. Ein Gespräch über Mut zur Veränderung, die Sehnsucht nach dem „Echten“ - und handgemachtes Brot. „Ich hatte einfach viel Glück“, betont Josef Weghaupt immer wieder. Auch wenn ihm dabei durchaus bewusst ist, dass hinter seinem Glück, das heute nach außen strahlt und „duftet“, viel harte Arbeit steckt. Gerade als Bäcker, weiß er das nur allzu gut. Glück „passiert“ aber auch dann, wenn Mut, Leidenschaft und Entschlossenheit an den Tag gelegt wird: jene (Back-)Mischung, über die der 35jährige verfügt und die er mit dem Konzept „Joseph Brot vom Pheinsten“ in Wien und Umgebung zur Entfaltung bringen konnte. Angefangen hat alles mit einer Erkenntnis: er wollte keine 1.800 Brote pro Stunde(!) mehr industriell fertigen. Und auch auf keinen Knopf drücken, um eine Hightech-Maschine in Gang zu bringen. Brot sollte bei ihm nur per Hand gemacht werden: „Den Sauerteig zu formen, 48 Stunden Ruhen zu lassen und zweimal zu backen - diese Qualität kann keine Maschine erreichen“. Im niederösterreichischen Waldviertel hat er 2009 eine alte Bäckerei übernommen. „Ich hatte keinen großen Plan. Ich wollte drei Brotsorten herstellen, aber die in bester Qualität“. Eines dieser Brote ist heute das beliebte „Joseph Brot“... Viele Menschen haben Angst vor Veränderung, erzählt der gelernte Fleischhauer und Lebensmitteltechnologe. Erst wenn eine Situation unerträglich geworden ist, oder etwas passiert, dann ändern sie etwas. „Ich möchte aber schon etwas tun, bevor etwas passiert “. Das sprichwörtliche „Tun“ als Bäcker bedeutet vor allem: Schwerarbeit. Davon zeugt die tägliche, schweißtreibende Arbeit seiner Mitarbeiter in der Bäckerei in Vitis, im nördlichen Waldviertel, rund 160 km von Wien entfernt. „Nach so einem Arbeitstag bist du echt fertig - und so verschwitzt, dass du unter die Dusche musst“. „Wir meinen es einfach ehrlich. Wir haben keine Marketingstrategie, kein Controlling usw. Bei uns ist nichts Fake“, versucht der Vater eines 1 1/2jährigen Sohnes die positive Entwicklung der mittlerweile drei Joseph Brot-Filialen in Wien zu erklären. „Wir stecken viel Herzblut in die Gestaltung des Café-Bistros (in Wien-Landstraße), genauso wie beim Brot und Gebäck.“ Jeder Holztisch, jeder Holzsessel, soll Genuss und Authentizität fühlbar machen. „So etwas kannst du nicht kopieren.“ Brot vs. Smartphone? Digitalisierung vs. Authentizität? Heute passiert vieles aus nicht fühlbaren, virtuellen Dingen, zeigt sich Josef Weghaupt besorgt: „Du siehst Fotos und Plakate von Tomaten, aber spürst und schmeckst sie nicht. Wir sollten vielmehr echte Produkte zeigen - und diese erlebbar machen“. Mit seinem handgefertigten Brot und Gebäck, mittlerweile zu einem reichhaltigen Sortiment herangewachsen, ziehe er jedenfalls jene Menschen an, die großen Wert legen auf regionale und natürliche Lebensmittel. Und wer einmal in das frische Brot, das flaumige Brioche-Kipferl oder in die knusprige Semmel von Joseph gebissen hat, weiß, wo der Unterschied zum konventionellem Gebäck liegt. Alles funktioniert, wenn man Spaß daran hat. Was treibt ihn täglich an? Die Antwort gibt Josef Weghaupt ohne zu zögern: „Zuerst meine Frau, und dann mein 1 1/2jähriger Sohn. Wir haben oft Spaß, und manchmal nicht - so ist eben das Leben.“ Alles funktioniere, wenn man Spaß und Leidenschaft an einer Sache hat. Für ihn ist es jedes Mal aufs Neue ein besonderes Gefühl, wenn etwas Frisches aus dem Backofen kommt. Ob Brot oder Semmel: das Glück stellt sich dann von ganz alleine ein... Web-Tipp: www.joseph.co.at Text: Helmut Wolf
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